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Wirtschaft: "Touristik bleibt eine Wachstumsbranche"

Der 11. September wird keine nachhaltigen Spuren im Tourismusgeschäft hinterlassen.

Der 11. September wird keine nachhaltigen Spuren im Tourismusgeschäft hinterlassen. Der Chef des Weltmarktführers Preussag, Michael Frenzel, zeigte sich am Montag im Gespräch mit dem Tagesspiegel - trotz zeitweise massiver Buchungsrückgange - zuversichtlich, dass der Einbruch überwunden sei. "Die Urlaubsentscheidung ist aufgeschoben, nicht aufgehoben", sagte der Konzernchef, der auch Aufsichtsratschef der Deutschen Bahn ist. "Mittelfristig bleibt die Touristik eine Wachstumsbranche".

Das aktuelle Buchungsminus für die kommende Sommersaison bezifferte Frenzel allerdings nicht: "Wasserstandsmeldungen sind nicht repräsentativ". Der zunehmende Trend zum späten Buchen ließe erst nach Ostern verbindliche Angaben über den zu erwartenden Verlauf der Sommersaison zu, auf die rund zwei Drittel des Reiseumsatzes im Jahr entfallen. Analysten der Hypovereinsbank rechnen indes fest damit, dass sich der aktuelle zehnprozentige Rückstand in der Branche bis Ostern auf ein Minus von drei bis vier Prozent verringern dürfte.

In den vergangenen fünf Jahren war der Mischkonzern Preussag unter Frenzel durch zahlreiche Akquisitionen gezielt zum Reisekonzern ausgebaut worden. Mit einem Umsatz von zuletzt 22 Milliarden Euro ist die Preussag AG, die auf der bevorstehenden Hauptversammlung in TUI AG umbenannt werden soll, mittlerweile weltweit die Nummer eins.

Die aktuelle Zuversicht des Konzernchefs ist auch darauf zurückzuführen, dass Preussag sehr flexibel auf einen vorübergehenden Nachfragerückgang reagieren kann. Im renditeträchtigen Flug- und Hotelgeschäft greift der Konzern nur zum Teil auf die eigenen 90 Flugzeuge und die 150 000 eigenen Hotelbetten zurück und kann so in schwierigen Zeiten die eigenen Kapazitäten immer noch auslasten.

Anfang des Jahres war die Stimmung im Konzern aber noch trüber. Der 11. September und die schwierige Konjunktur führten zur Ankündigung eines 120-Millionen-Euro-Sparprogramms. Wie Frenzel versicherte, müsse dieses Programm aber nicht verschärft werden. Von dem Sparprogramm seien bislang 60 bis 70 Prozent umgesetzt, betonte er. Der angekündigte Abbau von insgesamt 2200 Stellen sei "im Gang". Die 600 Arbeitsplätze im Inland seien sozialverträglich abgebaut worden.

Die Gesamtverschuldung von 5,5 Milliarden Euro im Jahresschnitt soll bis 2003 auf vier Milliarden Euro oder weniger gesenkt werden. Wie Frenzel betonte, plane man, bis Ende des Jahres noch einige Beteiligungen zu verkaufen. Dazu gehörten die Aktivitäten im Handel - namentlich der US-Stahlhandel und die Metallhandelsfirma AMC. Auch 14 000 Wohnungen in Salzgitter stehen zur Disposition.

Die hohen Schulden sind Folge des raschen Konzernumbaus. Allein die Übernahme des britischen Reiseunternehmens Thomson Travel im Jahr 2000 kostete rund drei Milliarden Euro. Dadurch stieg die Verschuldung in der Spitze auf sieben Milliarden Euro. Analysten hatten Frenzel verschiedentlich vorgeworfen, die Marktführerschaft im Tourismus durch zu schnelle und zu teure Akquisitionen erkauft zu haben. Wie Frenzel am Montag bekräftigte, soll der Schuldenberg im Wesentlichen durch Verkauf von Beteiligungen außerhalb der Touristik im Gesamtwert von drei Milliarden Euro abgetragen werden.

Bis zum Jahreswechsel sollen bereits 80 Prozent des Umsatzes auf Tourismus entfallen. Den Rest, so Frenzel, würden dann nur noch das Energiegeschäft und die Logistik bestreiten. Hinter der Sparte Logistik verbirgt sich schwerpunktmäßig die Hapag Lloyd AG. Ob und wann auch diese Bereiche zum Abbau der Schuldenlast womöglich abgestoßen werden, ist offen. Zurzeit bestehe kein Anlass zum Verkauf dieser beiden Geschäftsbereiche, stellte Frenzel klar. Ein Tabu gebe es aber nicht. Von Jahr zu Jahr werde neu entschieden. Dabei ist Hapag Lloyd ein Sonderfall. Denn das 1997 akquirierte Transport- und Logistikunternehmen will Preussag nur in Teilen wieder verkaufen. Die Tourismus-Aktivitäten möchte das Management behalten. Bis 2004 könnten die Tourismus-Aktivitäten auf Grund von Sperrfristen und steuerrechtlichen Regelungen aber nicht so ohne weiteres herausgelöst werden, betonte der Konzernchef. Finanziell sei Preussag allerdings nicht auf den Verkauf von Hapag Lloyd angewiesen.

Frenzel erinnerte im Übrigen daran, dass trotz der hohen Investitionen in den vergangenen fünf Jahren permanent steigende Ergebnisse ausgewiesen werden konnten: "Der Umbau hat sich gelohnt".

mo

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