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Wirtschaft: Toyota will GM schon 2006 überholen

Bald größter Autohersteller der Welt

Frankfurt am Main - Der japanische Autokonzern Toyota verdrängt eher als erwartet den US-Konkurrenten General Motors (GM) von der Spitzenposition der weltweiten Autobranche. Toyota plant, seine Produktion im kommenden Jahr um zehn Prozent auf 9,06 Millionen Fahrzeuge zu steigern, während GM wegen eines harten Sparkurses das für 2005 anvisierte Produktionsziel von 9,08 Millionen Fahrzeugen 2006 kaum mehr erreichen wird. Somit werde Toyota „wahrscheinlich Ende 2006, spätestens aber Anfang 2007“ der größte Autohersteller der Welt sein, sagt Analyst Georg Stürzer von der Hypo-Vereinsbank.

Ursprünglich waren Experten davon ausgegangen, dass der Führungswechsel frühestens im Jahr 2007 stattfinden wird. Doch nach Milliardenverlusten musste GM-Boss Rick Wagoner im vergangenen November die Streichung von 30 000 Stellen und die Schließung von zwölf Werken verkünden. Seit Jahren verliert GM auf dem Heimatmarkt Anteile an die asiatische und europäische Konkurrenz. Der Grund für den schnellen Wechsel ist nicht nur Toyotas Stärke, „sondern vor allem die Schwäche der amerikanischen Konkurrenz“, folgert Philipp Rosengarten von Global Insight.

Toyota-Präsident Katsuaki Watanabe wird seine Ziele mit dem wirtschaftlich erfolgreichsten Autokonzern der Welt daher früher erreichen als geplant. Dass der aktuelle Branchenzweite die Fertigungszahlen nämlich auch in Absatz umsetzen kann, bezweifelt in der Branche niemand: „Toyota traue ich das auf jeden Fall zu. Die langfristig ausgerichtete Unternehmensstrategie wurde in der Vergangenheit immer umgesetzt“, sagt Nick Margetts, Geschäftsführer beim Analyseinstitut Jato Dynamics. Die Japaner gelten in der Branche seit Jahren als Vorbild bei der Unternehmensführung. Auch die Aktienmärkte haben dies erkannt: Der Wert des Toyota-Imperiums, zu dem auch die Marken Lexus, Daihatsu und Hino zählen, beträgt fast 150 Milliarden Euro. Damit werden die Japaner höher bewertet als die Verfolger GM, Ford, Daimler-Chrysler und VW zusammen. Anders als die Konkurrenz hatte sich Toyota aus der Fusionswelle der vergangenen Dekade bewusst herausgehalten und sich stattdessen auf organisches Wachstum und Kooperationen konzentriert.

In Japan will Toyota im nächsten Jahr die Produktion um acht Prozent auf 4,99 Millionen Autos erhöhen. Die Auslandsfertigung werde voraussichtlich sogar um zwölf Prozent auf 4,07 Millionen Autos steigen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Die Prognosen von Toyota unterstreichen nach Einschätzung von Branchenkennern eine Entwicklung, die nur schwer aufzuhalten sein dürfte. „Toyota ist in Bezug auf Qualität, Innovation und Finanzkraft bereits die Nummer eins in der Welt", betonte Autoanalyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler.

Neben der Technologieführerschaft in der Hybridtechnik, der als umweltfreundlich geltenden Kombination aus Otto- und Elektromotor, erhofft sich Toyota weiteren Schub von seiner Luxusmarke Lexus. Die Japaner wollen die Marke stärker global vermarkten und damit den Druck auf Mercedes und BMW erhöhen. Im wichtigsten Automarkt der Welt, den USA, zählt Toyota mit Lexus bereits zu den führenden Premium-Marken. Nun soll der Fokus stärker auf Europa gerichtet werden. Toyota und Lexus gewinnen auch hier permanent Marktanteile – in diesem Jahr mindestens 0,2 Prozentpunkte von fünf auf 5,2 Prozent.

Toyota hat erkannt, dass das Unternehmen die deutschen Premiumhersteller nur mit Spitzentechnologie erreichen kann. Der Autokonzern greift dafür tief in die Tasche: Umgerechnet 5,7 Milliarden Euro investiert er allein in diesem Jahr in neue Technologien. Vor allem mit der Hybrid-Technik will Toyota mit Lexus in den nächsten Jahren eine Bresche in die Phalanx der europäischen Konkurrenz schlagen. In den USA erzielt Toyota mit diesem Antriebssystem bereits erste Absatzerfolge. hz/hof/HB

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