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Wirtschaft: Tractebel will Gasag schnell sanieren

Belgischer Konzern strebt in drei Jahren schwarze Zahlen an / Gasag-Privatisierung in Schlußphase BERLIN (dw).Der belgische Mischkonzern Tractebel will die Berliner Gasag innerhalb von drei Jahren zu einem profitablen Unternehmen machen.

Belgischer Konzern strebt in drei Jahren schwarze Zahlen an / Gasag-Privatisierung in Schlußphase

BERLIN (dw).Der belgische Mischkonzern Tractebel will die Berliner Gasag innerhalb von drei Jahren zu einem profitablen Unternehmen machen.Das erklärte der Senior Vice-President Wim Heyselberghs am Dienstag in Berlin.Falls das Konsortium aus Tractebel und Berliner Wasserbetriebe (BWB) bei der Gasag-Privatisierung den Zuschlag bekomme, werde man innerhalb von 15 Jahren rund drei Mrd.DM vor allem in Renovierung und Erweiterung des Berliner Gasnetzes investieren, kündigte Heyselberghs an.Als Käufer des 51,2-prozentigen Landesanteils waren dem Konsortium in der vergangenen Wochen nur geringe Chancen gegen die beiden Mitbewerber Bewag/Gaz de France und der Bietergruppe aus Ruhrgas, RWE und Houston Industries eingeräumt worden. Mit der Präsentation des BWB/Tractebel-Konsortiums am gestrigen Dienstag trat die Gasag-Privatisierung offenbar in ihre Schlußphase.Über die genaue Terminlage besteht aber noch Unklarheit.Aus Branchenkreisen war zu erfahren, daß der Senat bereits in dieser Woche den Gasag-Kauf entscheiden wolle, "damit spätestens Mitte Februar Geld fließt." Aus dem Senat verlautete allerdings, man wolle sich bei der Auswahl Zeit lassen um in aller Ruhe die für Berlin günstigste Lösung auszuhandeln.Wie der Tagesspiegel erfuhr, finden im Finanzsenat am Mittwoch und Donnerstag erste Verhandlungen über die Gasag-Privatisierung statt.Der Verkauf des landeseigenen Aktienpaketes soll dem Vernehmen nach zwischen 1,1 und 1,3 Mrd.DM für den Berliner Haushalt bringen. Die Bewerbung von Wasserbetrieben und Tractebel war bislang umstritten: Gewänne dieses Konsortium das Bieterverfahren, hätte der Senat über seine BWB-Beteiligung auch weiterhin Einfluß auf die Gasag.Dies wird von Teilen der Gewerkschaften, SPD und Grünen befürwortet, von anderen Beteiligten jedoch als unvorteilhaft abgelehnt.Tractebel-Vize Heyselberghs sagte am Freitag, aus seiner Sicht sei eine enge Verbindung mit dem Land Berlin von Vorteil.Man wolle das Geschäft zusammen der Politik entwickeln: "Berliner Interessen können über die BWB in der Gasag indirekt wahrgenommen werden." Als weiteren Vorteil wertete Heyselberghs, daß im Gegensatz zur Konkurrenz "beide Konsortialpartner keinerlei Schwierigkeiten mit der Kartellbehörde" hätten.Zudem könne die Tractebel als sechstgrößter, unabhängiger Energieerzeuger der Welt mit weitgestreuten Beteiligungen in 18 Staaten seine Erfahrungen auf deregulierten Energiemärkten beisteuern.Die europäischen Beteiligungen von Tractebel sind mit Standorten in Italien, Irland, Ungarn und Portugal weit gestreut.In Deutschland ist der belgische Konzern mit 11,2 Prozent an den Bremer Stadtwerken beteiligt.In Berlin besitzt die Immobilien-Tochter des Konzerns vor allem in der Nähe des Kurfürstendamms Bürofläche von rund 50 000 Quadratmetern.Tractebel gehört zu rund 50 Prozent der privaten Holding Société Générale de Belgique, an der wiederum der französische Superkonzern Suez-Lyonnais des Eaux mehrheitlich beteiligt ist.Weltweit beschäftigt der belgische Konzern rund 47 000 Mitarbeiter. Um die Gasag in nur drei Jahren wieder profitabel zu machen, werde man die starke internationale Präsenz von Tractebel für billigere Erdgaseinkäufe nutzen, hieß es am Dienstag.Solche Einkaufsvorteile sollten aber auch an die Kunden weitergegeben werden.Zu der Frage, ob die Sanierung der Gasag einen stärkeren Abbau von Arbeitsplätzen erforderlich mache, wollte Tractebel-Vize Heyselberghs "zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts sagen." Nach dem derzeit gültigen Interessenausgleich zwischen Gasag-Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretern soll die Zahl der Stellen bis zum 31.12.2000 ohne betriebsbedingte Kündigungen von 2650 auf 2100 abgebaut werden.Grundsätzlich wolle Tractebel auf Einzelentscheidungen des Gasag-Managements nicht Einfluß nehmen, betonte Heyselberghs.Die Geschäftsführung solle unabhängig bleiben: "Wir wollen nicht dominieren."

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