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Typische Karriere. Olaf Thon, der frühere Spielmacher von Schalke 04, ist seit einem Jahr Chef des VfB Hüls in der fünften Liga.Foto: dpa

© picture-alliance / dpa/dpaweb

TRAINERSCHEINE: Nur Siege zählen

Der eine Fußballtrainer ist exzentrisch und gestikuliert. Der andere diplomatisch und durchdacht. Doch eines verbindet sie alle: Sie müssen ihre Mannschaft formen und führen

TEAMLEITER

Die Qualifizierung als Teamleiter ist die erste Stufe als Trainer. Sie ist ausreichend für A-Jugend- oder Seniorentrainer, die Mannschaften im unteren Amateurbereich trainieren.

STÜTZPUNKT-TRAINER

Der Teamleiter-Ausbildung folgen die Scheine C und B für höhere Juniorenteams und Stützpunkt-Trainer. „Beim A-Lehrgang trennt sich dann die Spreu vom Weizen“, sagt Frank Wormuth vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Wer besteht, darf alle Amateur-, Frauen- und Juniorenteams trainieren.

FUSSBALL-LEHRER

Der Fußball-Lehrer ist die höchste Stufe: Der Lehrgang befähigt die Absolventen zur Arbeit in Lizenzvereinen und Verbänden und außerdem auch zur Leitung von Nachwuchszentren. dpa

„Man muss das Spiel lieben“, sagt Eckhart Krautzun. „Man muss besessen sein. Sich pausenlos weiterbilden. Und starke Nerven haben.“ Krautzun ist seit 40 Jahren Fußballtrainer, war verantwortlich für etliche Vereine im Profi- und Amateurbereich sowie für Nationalteams etwa von Tunesien oder Kanada. Wer in dem Beruf Erfolg haben möchte, braucht viel Ehrgeiz und einen starken Willen. Er muss aber auch mit Niederlagen umgehen können.

Und damit, dass Fußballtrainer ein schöner, aber auch schnelllebiger Beruf ist. Nach einem Sieg noch bejubelt, reicht eine kurze Niederlagenserie, um das „Trainerkarussell“ in Gang zu setzen. „Manchmal ist das brutal“, sagt Krautzun. Gerade in dieser Saison kam es auffällig oft dazu.

„Häufig zählen nur die drei Punkte“, erklärt der Pokalsieger von 1996. Das sei damals wie heute gleich. Neu sei aber: Früher war der Trainer Chef und Alleinverantwortlicher. „Manchmal auch ein bisschen Diktator.“ Heute seien eher Teamfähigkeit und Organisationstalent gefragt. Der Fußballtrainer ist oft für einen großen Stab verantwortlich, vom Co-Trainer bis zum Physiotherapeuten. „Das erfordert ein hohes Maß an Kommunikationsgeschick“, sagt Krautzun, der heute Trainer aus Entwicklungsländern ausbildet. Auch die Ansprachen an die Mannschaft sind wichtig: „Die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt können motivieren oder Nervosität nehmen.“

„Ein Trainer ist wie ein Dirigent“, sagt Frank Wormuth, Leiter der Trainerausbildung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Neben Fachwissen über Taktik, Trainingslehre, Sportmedizin und Psychologie seien vor allem Führungsqualitäten im Sinne eines klassischen Managers aus der Wirtschaft gefragt. Mitunter 25 Spieler sollen sich schließlich einem sportlichen Ziel verpflichten.

Ausstrahlung und Charisma sind deshalb Krautzun zufolge ideale Eigenschaften für die Arbeit in der Coaching-Zone. Daneben sind starke Persönlichkeiten gefragt: Gegenüber seiner Elf müsse ein Trainer seinen Mann stehen, nach schlechten Leistungen sich selbst und die Spieler auch verteidigen können. Hohe Erwartungen und Erfolgsdruck erschweren die Arbeit. Stress und kleinere Konflikte sind im Sport normal. „Sensibelchen haben da nichts verloren.“ Eine Mannschaft zu formen und auf Ziele hin vorzubereiten, sei das Reizvolle am Beruf, ergänzt Friedhelm Funkel, Trainer des VfL Bochum. Jungen Trainern rät er zur Geduld, denn mitunter ließen sich Erfolge erst langfristig messen. Wichtig sei deshalb Beharrlichkeit: „Ein Trainer darf sich nie von seinen Zielen abbringen lassen.“ Der Einstieg in den Beruf gelingt oft über den Junioren-Bereich.

„Dort kann man sich als Trainer verwirklichen“, sagt Andreas Bergmann, Nachwuchsleiter und U23-Trainer bei Hannover 96. Nicht jeder aber werde Profitrainer. Schließlich gebe es dort nur 36 Posten. Der Großteil der Trainergilde ist im Amateurbereich tätig. Aber auch dort können Karrieren beginnen. Stefan Sartori hat es vorgemacht. Mit 24 Jahren musste er die Profikarriere in der Zweiten Liga verletzungsbedingt beenden.

Danach begann er seine Trainerlaufbahn. Zunächst erarbeitete er sich die unteren Trainerlizenzen, studierte Sportmanagement und trainierte die Badische Junioren-Auswahl. Dann trainierte er Landesliga- und Oberliga-Teams und hatte Erfolg. „Erst dann entschied ich mich, nur noch als Trainer zu arbeiten.“ Es folgte die Ausbildung zum Fußball-Lehrer beim DFB. Heute ist Sartori Trainer der Mainzer A-Jugend in der höchsten Spielklasse und bereitet den Nachwuchs für die Bundesliga der Männer vor.

Wer im Amateurbereich trainiert, muss flexibel und kompromissbereit sein, sagt Olaf Thon. Der frühere Schalker Spielmacher ist seit einem Jahr Chef des VfB Hüls in der fünften Liga. Einige Spieler könnten nicht immer trainieren, weil sie berufstätig sind. Zudem trage man für den ganzen Verein Verantwortung und stehe in ständigem Austausch.

Und zudem geht es nicht nur um Erfolg: Den Spaß am Fußball hochzuhalten, sei sehr wichtig. „Die Spieler müssen gern zum Training kommen.“dpa

Andreas Thieme

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