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Wirtschaft: Trendwende im Handel mit China

Deutsche Ausfuhren legen stärker zu als der Import. Die Industrie erwartet weiteres Wachstum

Berlin - Der Warenhandel zwischen Deutschland und China hat auch in diesem Jahr stark zugelegt. In den ersten neun Monaten erreichten die Einfuhren einen Wert von 34,4 Milliarden Euro. Das bedeutet ein Plus von 19,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Der Export wuchs noch stärker, und zwar um 23,9 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. 2004 und 2005 war es noch andersherum gewesen. Das deutsche Handelsdefizit mit China verdreifachte sich fast in der Zeit auf knapp 20 Milliarden Euro. Von der deutschen Wirtschaft werden die aktuellen Daten deshalb positiv bewertet. „Die Trendwende ist eingeleitet“, sagte Friedolin Strack, Koordinator beim Asien-Pazifik-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (APA), dem Tagesspiegel. „Die Zahlen sind sehr erfreulich.“

Chinas Wirtschaft wächst seit Ende der 80er Jahre kontinuierlich mit Jahresraten zwischen sieben und mehr als zehn Prozent. Selbst die Asienkrise der späten 90er Jahre brachte das Land nicht aus dem Tritt. Jährlich fließen – je nach Berechnungsart – zwischen gut 30 und mehr als 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in neue Investitionen. Bei der Unterhaltungselektronik und bei Textilien dominieren chinesische Produkte im Welthandel – trotz aller Auseinandersetzungen etwa mit der EU, die zum Beispiel die Einfuhr von Bekleidungsartikeln beschränkt.

Für die kommenden Jahre erwarten Asienexperten wie APA-Koordinator Strack, dass sich die positive Entwicklung fortsetzt. „China wird stabil um zwischen sieben und neun Prozent wachsen“, sagte Strack. Vor allem das Wachstum in der Industrie sei wahrscheinlich höher als offiziell ausgewiesen. „Und wir werden an dem Wachstum weiter partizipieren“, sagte er mit Blick auf die deutschen Unternehmen. Die Zunahme des Exports trotz „teurem Euro“ zeige, dass „die Industrie sehr wettbewerbsfähig aufgestellt ist“.

Vor allem Maschinen, die zum Aufbau der eigenen Produktion nötig sind, werden nach China verkauft. An zweiter Stelle stehen Kraftwagen und Fahrzeugteile. Mit wachsendem Wohlstand wächst die Nachfrage nach Autos. Nach Deutschland eingeführt werden laut Statistischem Bundesamt insbesondere Rundfunk- und Fernsehgeräte, elektronische Bauelemente, Datenverarbeitungsgeräte (zum Beispiel Computer) und Bekleidung. China ist mittlerweile der viertwichtigste Außenhandelspartner Deutschlands nach Frankreich, den Niederlanden und den USA.

APA-Koordinator Strack warnte davor, das deutsche Handelsdefizit mit China zu dramatisieren, denn das Land sei nur eines von wenigen, bei dem Deutschland keinen Überschuss erwirtschafte. Insgesamt habe aber die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr für rund 200 Milliarden Dollar mehr Waren weltweit verkauft als eingeführt wurden. China erreichte nur einen Überschuss von 100 Milliarden Dollar.

Außerdem stammten viele Waren, die aus China eingeführt werden, von hiesigen Firmen, die ihre Produktion dorthin verlagert haben, erklärte Strack. Der Einbruch beim Exportwachstum 2004 und 2005 sei auch darauf zurückzuführen, dass viele Zulieferer, die den chinesischen Markt zunächst von Deutschland aus versorgt hatten, nun vor Ort produzieren. „Andere Branchen kompensieren das aber jetzt“, sagte der Asienexperte. „Der Maschinenbau expandiert überwiegend vom Standort Deutschland aus.“ Eine weitere große Verlagerung erwartet Strack nicht. Chemieunternehmen und Autobauer tätigten zwar in China große Investitionen, dadurch werde aber nicht unbedingt Produktion verlagert, sondern der Markt direkt bedient.

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