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© dpa

Trennungsgeld: Politiker stören sich an Wiedekings Abfindung

Wendelin Wiedeking erhält eine Abfindung von 50 Millionen Euro. Damit schießt er wieder einmal den Vogel ab - finden Politiker und Anlegerschützer.

Berlin - Nicht 250 Millionen Euro, nein, auch nicht 100 Millionen Euro erhält Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking für seinen Abgang. Alle Spekulationen über seine Abfindung haben sich als falsch erwiesen. Doch auch die 50 Millionen, die Wiedeking tatsächlich herausgehandelt hat, stoßen in der Politik und bei Aktionärsschützern auf Kritik.

„Das ist das falsche Signal in der heutigen Zeit“, sagte der finanzpolitische Sprecher der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion, Otto Bernhardt, dem Tagesspiegel. Der Finanzexperte ist sich sicher, dass die Millionen für Wiedeking noch ein politisches Nachspiel haben werden. „Das wird die Diskussion über die Managerbesoldung in der nächsten Legislaturperiode wieder in Gang bringen“, glaubt Bernhardt. Denn nicht nur Wiedeking bekommt viel Geld, auch Ex-Finanzvorstand Holger Härter wird mit 12,5 Millionen Euro abgefunden. Nach Meinung des Unionspolitikers ist das jedoch Sache der Aufsichtsräte. „Der Staat darf nur bei den Firmen eingreifen, die staatliche Hilfe bekommen“, sagte Bernhardt.

Mit den 50 Millionen schießt Wiedeking wieder einmal den Vogel ab. Kein deutscher Manager hat in der Vergangenheit eine höhere Abfindung bekommen. Spitzenkassierer war bislang Klaus Esser, der im Jahr 2000 bei der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone 30 Millionen Euro verdient hatte. Allerdings haben deutsche Unternehmen ausländischen Managern noch höhere Summen gezahlt. So hatte die Deutsche Bank 1999 bei der Übernahme der US-Bank Bankers Trust deren Chef Frank Newman mit rund 85 Millionen Euro abgefunden.

Nach den Empfehlungen der Regierungskommission Corporate Governance sollen Abfindungen maximal zwei Jahresgehälter betragen. Gemessen daran scheint Porsche billig davongekommen zu sein. Mit einem Jahreseinkommen von schätzungsweise 80 Millionen Euro gehörte Wiedeking im vergangenen Jahr zu den Topverdienern der Welt, sein Vertrag wäre noch bis zum Jahr 2012 gelaufen. Allerdings weiß niemand genau, wie sich das Einkommen des Vorstands zusammensetzt, wie hoch das Fixgehalt ist und wie hoch die erfolgsabhängigen Zahlungen sind. Unterm Strich sind daher auch die 50 Millionen Euro „den Aktionären schwer vermittelbar“, sagte Marco Cabras, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Es sei Wiedeking aber hoch anzurechnen, dass er über die Hälfte des Geldes spendet.

Der Ex-Porsche-Chef kündigte an, dass er mit 25 Millionen Euro eine Stiftung zugunsten der sozial gerechten Entwicklung an allen Porsche-Standorten gründen wolle. 1,5 Millionen Euro spendet er sozialen Einrichtungen für notleidende Journalisten. Das könnte als Spitze gegen die Presse verstanden werden, die ausgiebig über den Machtkampf bei Porsche berichtet hatte. Der Deutsche Journalisten-Verband betonte jedoch, dass Wiedeking mit dieser Spende keinen inhaltlichen Einfluss auf die Berichterstattung nehmen könne, und begrüßte die Zuwendungen.

Mit der Stiftung und den Spenden kann Wiedeking Steuern sparen. Bis zu 20 Prozent des Jahreseinkommens können durch Spenden steuerfrei bleiben, über Stiftungen kann man über einen Zeitraum von zehn Jahren bis zu eine Million Euro absetzen, hieß es beim Deutschen Steuerberaterverband. Spitzenverdiener zahlen in Deutschland von ihrem Einkommen bis zu 47,475 Prozent Steuern.

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