zum Hauptinhalt
Unberechenbarer Stern? Dieses Foto der Nasa vom 12. Juli zeigt heftige Sonnenaktivität. Niemand weiß, wie viel von ihrer Energie innerhalb der 20-jährigen Förderdauer einer Solaranlage am Hausdach ankommt. Dennoch gilt die Anschaffung als kalkulierbares Risiko.

© dpa

Trotz Förderkürzung: Warum sich eine Solaranlage für viele rechnet

Der Staat will weniger für die Solarförderung ausgeben. Dass die Zellen auf dem eigenen Dach dennoch häufig lohnen, hat mit den Stromanbietern zu tun.

Wer als gemeiner Hausbesitzer zu Jahresanfang mit der Anschaffung einer privaten Solardachanlage liebäugelte, dürfte die Pläne zwischenzeitlich begraben haben – nicht nur weil der Sommer so verregnet ist: Es begann damit, dass der Bundeswirtschaftsminister eine radikale Kürzung der Fördersätze für Sonnenstrom forderte, der (ehemalige) Umweltminister aber dagegenhielt. Dann einigten sich die beiden im Februar auf einen Kompromiss, auf eine Kürzung um rund 30 Prozent und die Auflage, dass Stromerzeuger einen Teil selbst verbrauchen müssen. Daraufhin rief die Lobby der Solarfirmen zur Großdemo am Brandenburger Tor – angesichts der Pleitewelle unter deutschen Solarmodulherstellern. Dann wurde die Förderkürzung im Bundesrat von den Ländern mit Solarmodulfabriken gestoppt. Der Umweltminister verlor seinen Posten. Das Chaos war perfekt.

Jetzt aber herrscht weitgehend Klarheit, nachdem Bund und Länder sich letztlich im Vermittlungsausschuss über eine Reform des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) geeinigt haben, in dem die Höhe der Einspeisevergütung geregelt ist. Dem Kompromiss nach gibt es für alle Fotovoltaikanlagen, die nach dem 1. April 2012 angeschlossen worden sind, tatsächlich weniger Geld erstattet als im Vorjahr für jede eingespeiste Kilowattstunde. Die Anschaffung von Solar-Modulen rechnet sich für viele Otto-Normal-Hauseigentümer aber noch immer. Und auch wer als Mieter nicht über ein eigenes Dach verfügt, kann Möglichkeiten finden, sich an Solarparks zu beteiligen.

Was grundsätzlich für die Anschaffung spricht, ist die relativ umwelt- und klimafreundliche Form der Stromerzeugung. Zudem könnte man, sofern man einen Teil des Sonnenstroms direkt im Haus nutzen kann, die in den kommenden Jahren mutmaßlich steigenden Preise für Öl und Gas weiter abfedern. Im Fachhandel gibt es eine Vielzahl von technischen Lösungen mit Fotovoltaik oder Solarthermie, teils in Kombination mit Gaswärmepumpen, mit denen man die Energiekosten deutlich drücken kann. Einige Lösungen werden auch von der bundeseigenen KfW-Bank bezuschusst. Handwerksfachbetriebe und die KfW selbst helfen bei der Beratung.

Wer sich zunächst auf die klassische Fotovoltaikanlage für Ein- und Mehrfamilienhäuser (bis zehn Kilowatt Leistung) beschränken will, darf den damit erzeugten Strom – anders als von der Bundesregierung ursprünglich geplant – auch weiterhin vollständig zum staatlich garantierten Preis in das Stromnetz einspeisen. Er erhält dafür künftig 19,50 Cent je eingespeister Kilowattstunde – und zwar volle 20 Jahre lang garantiert.

Nach zehn Jahren sollte sich die Anschaffung amortisiert haben

Der Nachbar, der seine Anlage im Vorjahr angeschlossen hat, erhält zwar 20 Jahre lang deutlich mehr, 24,43 Cent, allerdings dürfte er auch mehr für seine Anlage bezahlt haben. Denn in diesem Jahr sind die Solarmodulpreise kräftig gefallen, da weltweit zu viele produziert worden sind, für die sich auch wegen der Schuldenkrise keine Abnehmer fanden. Heute ist eine handelsübliche Sechs-Kilowatt-Anlage schon für 10 000 bis 15 000 Euro samt Montage und Netzanschluss erhältlich. Dazu kommen die Kosten für Wartung, Reparaturen und Versicherung gegen Sturm und Hagelschlag.

An sehr guten Standorten hierzulande lassen sich mit der Kombination aus Anlagenpreis und Einspeisevergütung immer noch zweistellige Renditen erzielen, also mehr als mit den meisten Geldanlagen. Im Norden Deutschlands und bei nicht optimaler Ausrichtung des Hausdaches geht die Rendite dagegen eher gegen vier Prozent, rechnen Experten vor.

Der Protest gegen die Subventionskürzungen in der Solarbranche in Bildern:

Der Standort eines Daches sollte nach Süden ausgerichtet und nicht von Bäumen überschattet sein. Der Winkel des Daches sollte am besten etwa 30 Grad, maximal 50 Grad betragen. Wie viel Strom eine geplante Anlage erzeugt, lässt sich leicht im Internet berechnen (siehe Infokasten).

Nach durchschnittlich zehn Jahren sollte sich die Anschaffung einer Solaranlage amortisiert haben. Wirtschaftlich ist der Betrieb einer Solarstromanlage sinnvoll, wenn der Staat, wie beschrieben, den Strom zu einem für 20 Jahre festen und attraktiven Preis abnimmt oder wenn der Eigenverbrauch höchstens so viel kostet wie Strom vom Fremdanbieter. Je höher die Preise für Fremdstrom steigen, desto attraktiver wird also die eigene Anlage auf dem Dach. Tatsächlich geht die Entwicklung derzeit in die Richtung: Viele Stromanbieter erhöhen derzeit die Tarife – ironischerweise gerade weil sie die Vergütungszahlungen, die Solarstromerzeuger erhalten, auf die Gemeinschaft aller Stromkunden umlegen. Das ist der Grund warum Kritiker sagen, das Umlagesystem würde sich selbst zerstören.

Eine volkswirtschaftlich sinnvollere Lösung wäre es, wenn Solaranlagenbesitzer den Strom selber nutzen – am besten mittags, wenn der meiste Sonnenstrom erzeugt wird. Da Haushalte mittags gewöhnlich vergleichsweise wenig Strom verbrauchen, sollten Waschmaschinen, Spülmaschine und Trockner so programmiert werden, dass sie bei Sonnenschein laufen. Kühlschränke gibt es bereits mit Kältespeicher. Batteriespeicher für Strom sind noch recht teuer – allerdings gibt es erste Modelle, etwa von der Berliner Firma Solon, die auch ein Finanzierungsmodell anbietet. Zukunftsmusik ist noch die eigene Stromtankstelle in der Garage fürs Elektroauto. Die entsprechenden Kabel aber könnten in Neubauten durchaus schon verlegt werden. mit AFP

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false