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Wirtschaft: Tue Gutes und verdiene Geld dabei - Deutsche haben sechs Milliarden Mark in "grünem Geld" investiert

Geld anlegen und damit gleichzeitig Gutes tun - das ist ein Trend der sich neben Aktienfieber und Turbokapitalismus immer stärker entwickelt. "Die ethisch-ökologische Geldanlage ist eine Nische, die überproportional wächst", sagt Thomas Loew vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin.

Geld anlegen und damit gleichzeitig Gutes tun - das ist ein Trend der sich neben Aktienfieber und Turbokapitalismus immer stärker entwickelt. "Die ethisch-ökologische Geldanlage ist eine Nische, die überproportional wächst", sagt Thomas Loew vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin. Nach einer Studie seines Instituts haben private Anleger rund sechs Milliarden Mark in sogenanntes grünes Geld investiert, nochmal soviel stammt von Institutionen wie Kirchen und Sozialverbänden.

Die Investoren möchten ihr Vermögen nicht an anonyme Firmen oder Fonds vergeben, ohne zu wissen wer und was dahintersteckt. Stattdessen soll das Geld an soziale Projekte oder Unternehmen fließen, die ethisch und ökologisch vorbildlich handeln. Transparenz wird großgeschrieben, die Anleger werden über den Stand der Dinge laufend informiert. Nachteil sind allerdings die Renditen, die nicht ganz so üppig ausfallen. Mehr Zinsen als bei einem normalen Sparbuch sind aber fast überall drin. Es sei denn, man verzichtet freiwillig darauf.

Dies ist bei der GLS Gemeinschaftsbank in Bochum nicht ungewöhnlich. "Einige Kunden lassen einen oder einen halben Prozentpunkt runter, aber die meisten wollen schon den vollen Zinssatz", sagt Pressesprecher Christof Lützel. Die Bochumer Genossenschaft sei die erste Bank in Deutschland, die sich mit ihrer Gründung im Jahr 1974 auf den Bereich ethisch-ökologische Geldanlage spezialisiert habe. Inzwischen betreut die GLS mehr als 21 000 Kunden und Mitglieder. Die Bilanzsumme stieg im vergangenen Jahr von 288 Millionen auf 328 Millionen Mark. Für das laufende Geschäftsjahr strebt die Bank wiederum ein branchenüberdurchschnittliches Wachstum von 15 Prozent an. "Im Schatten von Megafusionen der Großbanken ist die Kenntnis über die konkrete Verwendung des Geldes zunehmend gefordert", meint Vorstand Thomas Jorberg.

Über die Projekte werden die Kunden in der hauseigenen Zeitschrift "Bankspiegel" informiert. Eines der neuesten ist der Nestwerk-Fonds, der noch bis Ende Juni gezeichnet werden kann. Die Nestwerk-Stiftung baut in Stuttgart Unterkünfte für Obdachlose, das Investitionsvolumen für Sanierung und Neubau beträgt knapp fünf Millionen Mark. Hierfür gibt der Fonds ein Darlehen in Höhe von 2,6 Millionen Mark. Anleger können sich mit einem Mindestbetrag von 2000 Mark daran beteiligen, die Verzinsung beträgt in diesem Jahr 3,34 Prozent und steigt im folgenden bis auf 5,56 Prozent im Jahr 2011. Insgesamt unterhält die GLS 1300 Projekte, gestreut auf die Bereiche Ökologie, Heilpädagogik und Sozialtherapie sowie Schulen, Kindergärten, Wohnen, Kunst und Kultur. Neben Fonds gibt es bei der GLS auch die klassischen Bankprodukte wie ein Sparbuch mit dreimonatiger Kündigungsfrist, das aktuell mit zwei Prozent verzinst wird. Für einen Sparbrief mit zweijähriger Laufzeit gibt es 2,75 Prozent, ab fünf Jahren 3,75 Prozent Zinsen.

Die Möglichkeit in Entwicklungshilfe zu investieren bietet die Ökumenische Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit, die im Jahr 1975 vom Ökumenischen Rat der Kirche gegründet worden ist und weltweit Mitglieder hat. In Deutschland sind rund 7000 Privatanleger sowie 2000 Institutionen beteiligt. "Der Anleger kauft Anteile an der Genossenschaft, die Mindesteinlage beträgt 200 Euro", erklärt Ulrike Chini, Geschäftsführerin des Westdeutschen Förderkreises. Das Gesamtkapital beläuft sich auf rund 230 Millionen Mark, davon kommen allein 91 Millionen Mark aus Deutschland.

Das Geld fließt beispielsweise an Genossenschaften, die alternativen Kaffee- und Textilhandel betreiben, oder an lokale Organisationen, die unter anderem günstige Kredite an Markthändlerinnen geben. Um das Risiko einzudämmen, werde laut Chini Wert auf eine breite geographische und sektorale Streuung gelegt. Die Anleger erhalten jährlich etwa zwei Prozent Dividende, 1998 war es wegen der Finanzkrise in Südostasien allerdings nur ein Prozent.

Beratung für Privatanleger und Institutionen im Bereich ethische Geldanlage bietet das Forschungsinstitut Südwind in Siegburg. Nach den Vorstellungen der Auftraggeber werden Konzepte für Fonds entworfen. "Dabei gibt es bestimmte Mindeststandards, die erfüllt werden müssen", sagt Volkswirtin Karin Astrid Siegmann. Ein Ausschlusskriterium sei beispielsweise, wenn ein Unternehmen global rücksichtslos und nicht lebensbejahend handele. Stattdessen werde versucht, Pioniere im Öko-Bereich zu fördern. Die Beratung sei für Privatanleger übrigens kostenlos.

Svenja Wilke

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