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Wirtschaft: Türkische Eröffnung

Investoren aus Instanbul übernehmen das insolvente Grand Hotel am Seebad Heiligendamm.

Heiligendamm - Das Grand Hotel in Heiligendamm ist offenbar gerettet. Und mit Zimmerpreisen von mehr als 170 Euro pro Nacht soll die legendäre Herberge an der Ostsee bei Rostock auch weiter das Luxussegment bedienen. „Fünf Sterne plus“ lautet die Devise der neuen Eigentümer, die sich am Mittwoch im Hotel erstmals der Presse als „Berliner Investorengruppe“ vorgestellt haben. Dahinter verbergen sich aber vor allem Geldgeber aus Istanbul. Sie hatten die „De & De Holding GmbH“ gegründet, um sich zusammen mit der Beratungs- und Immobiliengesellschaft Palladio AG mit Sitz am Kurfürstendamm um das Ensemble im ersten deutschen Seebad zu bewerben.

Die türkischen Unternehmer halten 90 Prozent an der „Resort Heiligendamm GmbH“. Immerhin rund 100 Interessenten hatten sich für das vor zehn Jahren eröffnete Ensemble beworben, für das Investor Anno August Jagdfeld im Februar vergangenen Jahres Insolvenz anmelden musste. Die Verbindlichkeiten für das Gelände, das durch den G-8-Gipfel im Sommer 2007 weltweite Berühmtheit erlangte, wurden damals auf rund 30 Millionen Euro beziffert. Genau in dieser Höhe soll sich nun auch der Kaufpreis bewegen. Aber darüber schwiegen sich die neuen Investoren aus.

Auch auf Fragen nach dem künftigen Betreiberkonzept gab sich der Vorstandsvorsitzende der Palladio AG, Michael Stehr, etwas bedeckt. „Wir wissen, dass es sich um eine Perle mit gewissen Problemen handelt“, sagte er. „Aber für Details vertrauen wir Immobilienunternehmer auf einen kompetenten Hotelfachmann. Der wird uns seine Ideen für gewisse Veränderungen in Nuancen vorstellen, für die wir dann das notwendige Geld aufbringen.“ Bei dem Fachmann handelt es sich um Peter Leitgeb, der jahrelang bei Kempinski und Steigenberger und zuletzt fünf Jahre in indischen Luxushotels arbeitete. Stehr sieht keine Probleme bei diesem Modell. „Wenn Sie ein Auto kaufen, müssen sie auch kein Ingenieurwissen über die Funktion des Motors besitzen“, meinte der Unternehmer. „Sie müssen nur jemandem vertrauen, der sich damit auskennt.“

Auf jeden Fall sollen die 240 Mitarbeiter ihre Jobs behalten. Vor einem Jahr bot das Hotel allerdings noch 300 Arbeitsplätze. Von den ursprünglich 220 Zimmern blieben 180. Der Jahresumsatz betrug im vergangenen Jahr zwischen 13 und 14 Millionen Euro. In besten Zeiten lag der bei 16 Millionen.

Ein paar Ideen hat der Palladio-Chef, dessen Firma an mehreren Wohnungsprojekten im Luxussegment in Berlin-Dahlem und Marienfelde beteiligt ist, aber doch: So sollen Hotelgäste künftig nicht mehr im Bademantel bei jedem Wind und Wetter unter freiem Himmel von ihren Hotelzimmern in den Wellnessbereich laufen müssen. Auch die Sommersaison werde mit neuen Angeboten verlängert. Außerdem sicherte Stehr „einen neuen Umgang mit der Gemeinde“ zu.

Vor allem über einen sogenannten Stichweg vom Bahnhof der Kleinbahn „Molli“ und vom öffentlichen Parkplatz zur Seebrücke waren Verwaltung und Investor Jagdfeld ständig in Streit geraten. Ein Zaun zwingt die Tagesgäste, die die Ostsee sehen wollen, bis heute zu einem langen Umweg rund ums Hotel. Der Bürgermeister von Bad Doberan, zu dem Heiligendamm gehört, begrüßte daher das Angebot der neuen Investoren, Grundstücke für den Strandweg freizugeben. „Das wäre ein Riesenfortschritt und würde das oft angespannte Verhältnis der Einwohner und Touristen zum Grand Hotel endlich lockern“, sagte das Stadtoberhaupt Thorsten Semrau.

Durch den Verkauf werden jetzt vor allem Forderungen der Hauptgläubiger der pleitegegangenen Hotelgesellschaft bedient. Dabei handelt es sich vor allem um Banken. Die 1900 Anteilseigner des millionenschweren „Fundus Fonds 34“, mit dem 1998 der Ausbau des einstigen Sanatoriums zum Luxusensemble begonnen hatte, dürften leer ausgehen. „Vorrang hat stets die Rettung der Arbeitsplätze und des Unternehmens“, meinte Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum.

Im Hotel selbst war am Mittwoch von dem Eigentümerwechsel nichts zu spüren. Die wenigen Gäste amüsierten sich bei Dauerregen im Schwimmbad oder beim Tee in einem der Salons.

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