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Wirtschaft: Tui-Reisen werden nicht teurer

Treibstoffbedarf langfristig abgesichert / Aktionäre kritisieren Konzentration des Konzerns auf Touristik

Hannover - Der Touristikkonzern Tui will trotz der rasant gestiegenen Treibstoffpreise seine Preise nicht anheben. Der Konzern habe seinen Kerosinbedarf langfristig zu 80 Prozent abgesichert, sagte Konzernchef Michael Frenzel auf der Hauptversammlung in Hannover am Dienstag, es gebe deshalb keinen Anlaß zu Preissteigerungen. Zudem hat die Tui überraschend darauf verzichtet, sich von den Anteilseignern den Börsengang der Tochter Hapag-Lloyd absegnen zu lassen. Grund sei aber nicht eine Änderung der entsprechenden Pläne, sondern ein Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) von Ende April, erklärte Frenzel vor den Aktionären. Danach läge die Entscheidung über die Börsenpläne nur beim Vorstand.

Die Aktionäre kritisierten Frenzels Strategie, die Tui zunehmend auf das Kerngeschäft Touristik zu konzentrieren.

Frenzel hat die ehemalige Preussag, die auch im Kohlegeschäft sowie im Schiff- und Anlagenbau tätig war, in den vergangenen Jahren zum weltgrößten Touristikkonzern umgebaut. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 haben die gesamte Branche jedoch in eine tiefe Krise gestürzt. Nun kritisieren die Aktionäre, dass die renditestarke Hapag-Lloyd als letztes Stück Tafelsilber verkauft werden würde.

Ursprünglich wollte sich das Unternehmen genehmigen lassen, bis zu 49 Prozent der erfolgreichen Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd an die Börse zu bringen. Der BGH hatte in der Präzisierung eines über 20 Jahre alten Urteils klar gestellt, dass Aktionäre nur bei der Veräußerung oder dem Erwerb wesentlicher, die Existenz des Unternehmens betreffender Beteiligungen mitwirken dürfen. Frenzel betonte, eine derartige Konstellation sei bei der Tui nicht einmal gegeben, wenn ein vollständiger Verkauf von Hapag-Lloyd vorgesehen sei. Die Vorbereitungen für den Börsengang liefen weiter planmäßig, sagte der Tui-Chef den Anteilseignern. Das sei „zur Zeit die optimale Lösung“. Zu Spekulationen über einen Komplett-Verkauf – Interesse hatte die Oetker-Gruppe mit der Reederei Hamburg Süd mehrfach signalisiert – wiederholte Frenzel lediglich frühere Äußerungen, jedes ernsthafte Angebot werde sorgfältig geprüft. Konkrete Angebote lägen allerdings nicht vor.

Die Aktionäre kritisierten, der Konzern habe sich nur durch den Ausverkauf der ehemaligen Preussag-Sparten über die Jahre gerettet. In der Touristik habe die Tui „noch nie Geld verdient“, sagte Hans-Joachim Selenz, ehemaliger Preussag-Vorstand, der traditionell die Hauptversammlung zu einer Generalabrechnung mit dem Management nutzte. Wie im Vorjahr wurde fehlende Transparenz im Geschäftsbericht bemängelt. „Aus dem schweren Tanker Preussag ist ein leichtes Segelschiff geworden, das schnell im Wind schwankt", sagte ein Aktionär. Die Bilanz nach sieben Jahren Umbau sei „katastrophal“, der Wert der Aktie habe sich in den letzten fünf Jahren halbiert. Nur der „Verkauf des Goldesels“ – der Energiesparte – habe die letzte Bilanz gerettet.

Die Tui gab auf der Hauptversammlung bekannt, dass sie ihre osteuropäischen Aktivitäten verstärken werde. Einzelheiten wurden offiziell noch nicht bekannt gegeben. Aus Unternehmenskreisen erfuhr das Handelsblatt ergänzend, dass es sich um eine Beteiligung bei dem russischen Reiseveranstalter Mostravel handele. Dieser gehöre zu den fünf großen Touristikanbietern in Russland. Frenzel zeigte sich wie schon vergangene Woche bei der Vorlage der Quartalszahlen optimistisch für den weiteren Geschäftsverlauf in diesem Jahr. Er rechnet mit einer „deutlichen Ertragssteigerung“. HB

Eberhard Krummheuer

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