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Wirtschaft: Tui sagt Börsengang von Hapag Lloyd ab

Der Reisekonzern reagiert auf den schwachen Kapitalmarkt – eine Übernahme fürchtet er nicht mehr

Berlin - Tui bringt seine ertragsstarke Schifffahrtstochter Hapag Lloyd nicht an die Börse. Der Tourismuskonzern begründete die Absage am Dienstag mit der anhaltenden Aktienflaute. „Im Laufe der Vorbereitungen auf einen möglichen Börsengang hat sich die Lage auf den Kapitalmärkten verändert, so dass ein fairer Wert für das Unternehmen nicht zu realisieren war“, teilte Tui mit.

Analysten kommentierten die Entscheidung positiv, weil Tui damit strategische Stärke beweise. Tui-Chef Michael Frenzel versicherte, der geplante Schuldenabbau sei auch ohne den Börsengang von Hapag Lloyd möglich, werde aber mehr Zeit in Anspruch nehmen. Die Gefahr einer feindlichen Übernahme des Tourismuskonzerns sei gesunken. Die Tui-Aktie, die zeitweise nachgab, schloss mit einem Plus von 0,3 Prozent bei 14,86 Euro.

Der größte europäische Reisekonzern war in den vergangenen Wochen unter massiven Druck geraten, weil nach einem Absturz der Aktie eine feindliche Übernahme und ein Ausscheiden aus dem Deutschen Aktienindex drohten. Die Investmentbank Morgan Stanley hatte ihren Anteil an Tui auf über zehn Prozent erhöht und damit Spekulationen ausgelöst, es stünden finanzstarke Käufer bereit, die Tui samt Hapag Lloyd übernehmen und anschließend zerschlagen wollten. Zugleich war über die Rolle der WestLB gerätselt worden, die ihren Tui-Anteil von 31 Prozent verkaufen will.

Die Absage des Hapag-Lloyd-Börsengangs werteten Analysten nun als ein Zeichen dafür, dass sich die Lage bei Tui entspannt hat. „Die Entscheidung deutet an, dass Tui mit der WestLB eine Vereinbarung über einen freundlichen Verkauf des Aktienpakets getroffen hat“, sagte Per-Ola Hellgren von der Landesbank Rheinland-Pfalz. Ein Verkauf der Schifffahrtstochter sei angesichts der schlechten Börsenlage zuletzt wohl nur noch eine Art „Giftpille“ gegen eine feindliche Übernahme gewesen. Tui-Chef Frenzel bestätigte dies. Die Übernahmegefahr sei nicht mehr so groß wie vor sechs Wochen, sagte er in Hamburg. „Die Hürde ist höher geworden.“ Er begründete dies mit dem gestiegenen Aktienkurs. Mit Blick auf den Verkauf des WestLB-Pakets zeigte sich Frenzel zuversichtlich, dass die Tui eine „vernünftige“ Eigentümerstruktur bekomme. WestLB-Chef Thomas Fischer hatte in einem Interview angedeutet, dass die Bank ernsthafte Gespräche mit einem strategischen Tui-Investor führe, die noch 2004 abgeschlossen werden sollen. Als mögliche Käufer wird unter anderem die spanische Hotelkette Riu gehandelt, an der Tui 49 Prozent hält.

Tui wollte ursprünglich 49,9 Prozent des traditionsreichen Schifffahrtsunternehmens Hapag Lloyd, das auf den Containerlinienverkehr und das Kreuzfahrtgeschäft spezialisiert ist, an die Börse bringen und damit mindestens zwei Milliarden Euro erlösen. Analysten schätzen, dass Investoren aber nicht mehr als 1,5 Milliarden Euro zahlen wollten. 2003 steigerte die Tui-Tochter ihr operatives Ergebnis um 70 Prozent auf 343 Millionen Euro und konnte damit einen Teil des schwachen Tourismusgeschäfts ausgleichen. Hapag Lloyd soll nun laut Frenzel im Konzern bleiben. Ein Verkauf an einen Investor ist nicht geplant.

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