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Wirtschaft: Tui verzeichnet mehr Buchungen

Konzern rechnet für 2004 mit deutlichem Wachstum/Nach Hapag Lloyd sollen weitere Sparten verkauft werden

Hannover (fw). Nach zwei Krisenjahren für die Reisebranche rechnet der weltgrößte Touristikkonzern Tui für 2004 wieder mit steigenden Gewinnen. „Wir werden in diesem Jahr operativ deutlich bessere Ergebnisse haben“, sagte TuiChef Michael Frenzel am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz in Hannover. Im Tourismusgeschäft werde das Ergebnis „deutlich zweistellig“ wachsen. Schon jetzt lägen die Buchungen für den Sommer mit 2,4 Prozent im Plus. Die Aktionäre sollen wieder eine Dividende von 77 Cent je Aktie erhalten.

Für die Tui war vor allem wegen der Krise im Tourismusgeschäft, das 66 Prozent des Konzernumsatzes ausmacht, das Jahr 2003 ein schwieriges. Nur durch den Verkauf mehrerer Energie- und Handelstöchter und den Gewinnzuwachs der Logistiktochter Hapag Lloyd konnte der Konzern sein Gesamtergebnis im vergangenen Jahr verbessern. Bei einem um 5,4 Prozent gesunkenen Umsatz von 19,2 Milliarden Euro verbesserte sich das operative Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (Ebita) somit um 59 Prozent auf 913 Millionen Euro. Nach Abzug der Sondererlöse aus den Verkäufen der Beteiligungen bleibt ein operatives Ergebnis von 246 Millionen Euro.

Im Touristikgeschäft musste der Tui-Konzern schwere Einbußen verzeichnen. Die anhaltende Wirtschaftskrise, die Seuche Sars und der Irak-Krieg haben die Reiselust vor allem in Deutschland gedämpft. Hierzulande sei die Touristiksparte „alles andere als befriedigend“ gelaufen, sagte Tui-Chef Frenzel. So habe der Bereich Europa-Mitte, bei dem Deutschland immerhin 87 Prozent ausmacht, rote Zahlen geschrieben. „Allein der Irak-Krieg hat uns 200 Millionen Euro gekostet“, sagte Frenzel. Jetzt aber ziehe das Geschäft wieder an. Die ersten beiden Monate des Quartals seien bereits besser gelaufen als im vergangenen Jahr.

Straffes Sparprogramm

Grund dafür ist nicht nur die steigende Nachfrage, sondern auch das Kostensparprogramm des Konzerns. Dadurch seien in den vergangenen drei Jahren insgesamt 500 Millionen Euro eingespart worden, erklärte Frenzel. Jetzt ist offenbar die Chartertochter Hapag Lloyd Flug mit dem Sparen dran. Um mit den Billigfliegern mithalten zu können, werde es „in den nächsten zwölf Monaten ein straffes Kostensenkungsprogramm geben“, sagte der Bereichsvorstand Touristik, Sebastian Ebel. 75 Millionen Euro solle das Programm bringen, kündigte er an. Die Tui will, dass sich die Kostenstrukturen der Charterfluggesellschaft denen des konzerneigenen Billigfliegers Hapag Lloyd Express anpassen und führt derzeit Verhandlungen mit den Gewerkschaften. Bei HLX gebe es „eine sehr gute Entwicklung“, sagte Ebel. Im dritten Quartal dieses Jahres werde der Billigflieger aller Voraussicht nach das erste Mal schwarze Zahlen schreiben.

Die Touristiksparte ist für die Tui das Kerngeschäft – und soll künftig innerhalb des Unternehmens noch weiter an Bedeutung gewinnen. Die Tui ist aus dem ehemaligen Preussag-Konzern hervorgegangen, der stark auf das Stahl- und Energiegeschäft fokussiert war. Die Strategie von Michael Frenzel ist es, den Konzern zunehmend auf das Kerngeschäft Touristik auszurichten und die anderen Beteiligungen nach und nach zu verkaufen. Allerdings ist sein Kurs umstritten, seitdem das Geschäft mit dem Reisen immer schlechter läuft. Dennoch will Frenzel weitermachen: Der Verkauf von Beteiligungen sei in diesem Jahr „der Hauptfokus“, sagte er. Durch den Verkauf der Schienenlogistik VTG, der Tochter Algeco und dem Stahlgeschäft in den USA soll die Schuldenlast des Konzerns bis Anfang 2005 auf „unter zwei Milliarden Euro gedrückt werden“, sagte Finanzvorstand Rainer Feuerhake. 2003 konnte die Tui ihre Schulden um 1,6 Milliarden Euro auf 3,8 Milliarden reduzieren.

An dem Börsengang der Logistiktochter Hapag Lloyd in diesem Jahr hält der Konzern weiter fest. Der Wachstumskurs der Containerschifffahrt rechtfertige den Börsengang. Auf der anstehenden Hauptversammlung wolle sich die Tui die Ermächtigung bei den Aktionären für eine Platzierung von 49 Prozent der Hapag Lloyd einholen – geplant sei allerdings nur ein Verkauf von rund 30 Prozent der Anteile, sagte Feuerhake. Falls es ein Übernahmeangebot für die Tochter gäbe, werde man dies im Interesse der Aktionäre „prüfen“.

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