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Wirtschaft: Tui will an der Flugzeugwartung sparen

Gewinn in der Touristik soll verdoppelt werden / Aktionäre fordern Ausstieg aus dem Billigfluggeschäft

Berlin - Der weltgrößte Reisekonzern Tui sieht die Entwicklung in seinem Kerngeschäft Touristik positiv – bis 2008 soll das Ergebnis vor Steuern auf rund 700 Millionen Euro verdoppelt werden, sagte Tui-Chef Michael Frenzel am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Hannover. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten allerdings die Konjunktur mitspielen und die Reiselust weiter stabil sein, sagte ein Sprecher. Zudem legt der Konzern ein neues Ertragsssteigerungsprogramm auf, das 150 Millionen Euro bringen soll.

Die Tui, die aus dem Industriekonglomerat Preussag entstanden ist, konzentriert sich zunehmend auf das Geschäft mit den Reisen und trennt sich nach und nach von den Beteiligungen in anderen Bereichen, beispielsweise dem Stahlgeschäft oder im Gütertransportwesen. Umso wichtiger ist, dass die Touristiksparte nun profitabler wird. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 war die ganze Branche in eine Krise gestürzt, von der sie sich nun langsam erholt. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte Tui in der Touristik einen Gewinn vor Steuern und Abschreibungen von 360 Millionen Euro erzielt.

An der Börse wurde die Zuversicht positiv aufgenommen, der Kurs der Tui-Aktie stieg um 2,02 Prozent auf 19,72 Euro. Wenn die Konjunktur mitspiele, sei das Ziel, das Touristik-Ergebnis zu verdoppeln, durchaus realistisch, sagte Eggert Kuls von M.M. Warburg.

Dazu will der Konzern kräftig sparen und effizienter werden. Um die Kosten zu drücken, solle vor allem bei der Wartung von Flugzeugen gespart werden, sagte ein Sprecher. Die Sicherheit werde keinesfalls darunter leiden, versicherte er. Neue Systeme und Verträge sollten die Einsparungen ermöglichen. Die Effizienz soll mit einer Neuorganisation bei den Buchungssystemen im Konzern erhöht werden, auch die Streichung einzelner Marken stehe zur Diskussion. Der Schwerpunkt liege aber nicht auf den Personalkosten, betonte Frenzel. In Deutschland und Großbritannien seien die neuen Sparprogramme bereits aufgelegt worden.

Auch im Online-Geschäft und im Hotelbereich sieht Frenzel ein zusätzliches Ertragspotenzial von jeweils 35 Millionen Euro. So würden noch in diesem Jahr 21 Hotels mit mehr als 13 000 Betten eröffnet. Im kommenden Jahr sollen weitere 13 Unterkünfte mit mehr als 6000 Betten hinzukommen. Der direkte Verkauf von Reisen über das Internet solle deutlich erhöht werden, sagte ein Sprecher. Frenzel wertete die am Dienstag vorgelegten Ertragszahlen für das erste Quartal als „außerordentlich vielversprechenden Start in das neue Jahr“. Der saisonbedingte bereinigte operative Verlust war leicht auf 208 Millionen Euro nach 227 Millionen im Vorjahr gesunken.

Aktionärsvertreter äußerten sich auf der Hauptversammlung jedoch kritisch und wiesen auf den zu niedrigen Aktienkurs hin. Die Anteilseigner hätten seit 2000 jährlich 18 Prozent ihres in Tui-Aktien investierten Vermögens verloren, sagte Union-Investment-Fondsmanager Michael Gierse, im Schnitt habe der Dax jedoch nur um 9,4 Prozent nachgegeben. Die Fondsgesellschaft ist mit acht Millionen Aktien einer der größten institutionellen Investoren des Reisekonzerns. Gierse mahnte mehr Transparenz in der Bilanz an. Der Einstieg in das Billigfluggeschäft in Deutschland und Großbritannien sei mit Kosten von bisher 120 Millionen Euro eine Fehlinvestition. Daher sollten die Billigflieger Hapag-Lloyd-Express und Thomsonfly eingestellt werden.

Analyst Kuls von M.M.Warburg sieht den Einstieg in das Billigfluggeschäft jedoch als lohnenswert an. Die Charterfluglinien der Tui seien nicht mehr in der Lage gewesen, im scharfen Wettbewerb mit Ryanair oder Easyjet mitzuhalten. Mit dem Billigflieger Hapag Lloyd Express habe die Tui erfolgreich die Kosten senken können. „Bisher ist das ein Erfolgsmodell“, so Kuls.

Flora Wisdorff

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