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Logo mit Vogel. Im Jahr 2006 setzte Jack Dorsey die erste gezwitscherte Nachricht ab – die Geburt von Twitter.

© imago stock&people

Update

Twitter-Aktien sollen 27 Dollar kosten: US-Unternehmen könnte Donnerstag an die Börse gehen

Twitter könnte am Donnerstag Aktien für zwei Milliarden Dollar verkaufen – obwohl die Verluste noch immer hoch sind. Die Fehler von Facebook will der Internetkonzern beim Börsengang nicht wiederholen.

Berlin - 46,51 Millionen Abonnenten. Seit Montag ist US-Sängerin Katy Perry damit die Nummer eins bei Twitter. Ihr Kollege Justin Bieber muss sich nun mit Platz zwei zufriedengeben: Rund 46,49 Millionen Menschen verfolgen, was er in 140 Zeichen langen Nachrichten aus seinem Leben preisgibt. So unsinnig solche Ranglisten scheinen mögen, für das Unternehmen Twitter sind sie Geld wert. Für welche Themen interessiert sich der Twitter-Nutzer, wie viele Menschen lassen sich über die Plattform mit einem einzigen Prominamen erreichen? Wer bei Twitter Anzeigen schalten will und dafür bezahlen soll, will das wissen. Und vielleicht gibt es bald genug Unternehmen, damit Twitter-Chef Dick Costolo etwas anderes präsentieren kann als Verluste.

Auf dieses Szenario setzen jedenfalls die Investoren, die sich für die Papiere des Kurznachrichtendienstes interessieren, noch bevor diese am Donnerstag zum ersten Mal an der New Yorker Börse gehandelt werden. Rund eine Milliarde Dollar wollte Costolo für das Unternehmen durch den Börsengang erlösen. Doch die Nachfrage übertrifft Insidern zufolge die Zahl der zunächst auszugebenden 70 Millionen Anteilscheine deutlich. US-Medienberichten zufolge dürfte der Ausgabepreis bei 27 Dollar (umgerechnet 20 Euro) liegen. Das „Wall Street Journal“ berichtete, dass der Ausgabepreis zwischen 25 und 28 Dollar liegen werde. Auch der Finanznachrichtensender CNBC meldete unter Berufung auf mit dem Börsengang vertraute Kreise, dass die beteiligten Banken einen Emissionspreis von 27 Dollar festgelegt hätten.

Popstars, Promis und Boris Becker

Gemessen an einem Anteilspreis von 27 Euro wäre Twitter, übersetzt: Gezwitscher, rund 15 Milliarden Dollar (gut elf Milliarden Euro) wert. Mit dieser Entwicklung kann Jack Dorsey kaum gerechnet haben, als er vor gut sieben Jahren den ersten Tweet absetzte: „Just setting up my twttr.“ Gemeinsam mit Evan Williams, Biz Stone und Noah Glass entwickelte und gründete der Programmierer 2006 den Kurznachrichtendienst, der inzwischen mehr als 230 Millionen regelmäßige Nutzer hat. Von Popstars über Präsidenten, Unternehmen und Revolutionäre bis hin zu Boris Becker nutzen Menschen den Dienst, um die Welt über wichtige oder weniger wichtige Ereignisse zu informieren.

Von den Nutzern verlangt Twitter keine Gebühren. Die Gehälter für die mehr als 2000 Mitarbeiter des in San Francisco beheimateten Unternehmens sollen vor allem aus Werbegeldern kommen. Das könnte immer besser funktionieren. Zwar hat Twitter in den ersten neun Monaten noch 134 Millionen Dollar verbrannt. Gleichzeitig verdoppelte sich jedoch der Umsatz auf 422 Millionen Dollar. Ähnlich wie bei Facebook ist die Masse der Nutzer das Argument, mit dem das Unternehmen die Werbewirtschaft lockt. Sie platziert ihre Botschaften im personalisierten Nachrichtenstrom des Nutzers und bezahlt dafür. Doch anders als bei Facebook reicht es bei Twitter noch nicht zum Geldverdienen: Vor 2015, schätzen Analysten, kann das Unternehmen nicht mit schwarzen Zahlen rechnen. Dass dennoch Fonds und andere institutionelle Investoren, die in der Regel als vorsichtig gelten, großes Interesse zeigen, hat mehrere Gründe.

"Entweder man glaubt dran oder nicht"

Mit Facebook und Linked-in, einem digitalen Jobnetzwerk, haben sich gleich zwei soziale Netzwerke in den vergangenen Monaten prächtig entwickelt. Facebook-Papiere etwa rangieren nach zwischenzeitlichem Absturz derzeit ein Drittel über dem Ausgabepreis. Neben dem günstigen Umfeld übt sich Twitter in vertrauensbildenden Maßnahmen und verhält sich nach Ansicht von Analysten geschickter als Facebook seinerzeit: Statt für die pannengebeutelte Nasdaq hat sich das Unternehmen für die traditionsreiche New York Stock Exchange als Handelsplatz entschieden. Als führende Konsortialbank betreut Goldman Sachs den Börsengang. Morgan Stanley, der eine Teilschuld am verpatzten Facebook-Börsengang im vergangenen Jahr angelastet wird, ist nur einer der Helfer.

Nicht zuletzt überzeugt Twitter mit seiner Mobilstrategie: In den vergangenen drei Monaten nutzten mehr als Dreiviertel den Dienst über Smartphones und Tablets. Mehr als 70 Prozent der Werbeerlöse kamen über diese Kanäle. Das ist mehr, als Facebook zu bieten hat. Ob das alles reicht, um die Anleger zu überzeugen, wird sich wohl erst nach den ersten Wochen an der Börse zeigen. Der Börsengang eines verlusteschreibenden Technologieunternehmens habe etwas mit Gefühl zu tun und nicht mit Fundamentaldaten, zitiert Bloomberg Max Wolff, Chefökonom des Investmenthauses ZT Wealth. „Entweder man glaubt dran oder nicht.“

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