zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Übergangschef bei Praktiker bleibt länger

Hamburg/Düsseldorf - Die schwer angeschlagene Baumarktkette Praktiker bekommt vorläufig keinen neuen Vorstandsvorsitzenden. Stattdessen verlängerte der Aufsichtsrat am Montagabend in letzter Minute den Vertrag von Interimschef Kay Hafner.

Hamburg/Düsseldorf - Die schwer angeschlagene Baumarktkette Praktiker bekommt vorläufig keinen neuen Vorstandsvorsitzenden. Stattdessen verlängerte der Aufsichtsrat am Montagabend in letzter Minute den Vertrag von Interimschef Kay Hafner. Der 55-Jährige soll die verlustreiche Kette noch weitere drei Monate leiten, teilte das Unternehmen mit.

Hafners bisheriger Vertrag war am Montag ausgelaufen, eine Entscheidung über den Posten war daher zwingend. Mit der Verlängerung sei gewährleistet, dass die „Weichenstellungen des Restrukturierungsprogramms in der derzeitigen Zusammensetzung des Vorstands vorangetrieben werden können“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Kersten von Schenck. Es herrsche Einigkeit mit Hafner, „dass über eine langfristige Besetzung der Position des Vorstandsvorsitzenden erst mit dem erfolgreichen Abschluss der laufenden Finanzierungsverhandlungen“ entschieden werde.

Genau um diese Verhandlungen tobt unter den Anteilseignern ein erbitterter Streit. Kern der Auseinandersetzung ist ein Sanierungsdarlehen, das Hafner derzeit mit dem US-Investor Anchorage diskutiert. Die Verhandlungen sollen bereits kurz vorm Abschluss stehen. Damit soll Praktiker 85 Millionen Euro zu einem Zinssatz von rund 17 Prozent bekommen. Als Pfand sollen die Amerikaner die profitable Praktiker-Tochter Max Bahr erhalten.

Isabella de Krassny – Vertreterin der beiden größten Praktiker-Aktionäre Semper Constantia und Maseltov – hält das jedoch für Wucher. Sie fordert eine außerordentliche Hauptversammlung, auf der sie versuchen will, ein alternatives Finanzierungskonzept durchzusetzen. Ein erstes Angebot hatten Praktiker-Vorstand und -Aufsichtsrat Anfang August abgelehnt. Zudem würde de Krassny Hafner gerne mit ihrem Wunschkandidaten, dem früheren Obi-Manager Andreas Sandmann, ersetzen. Sie argumentiert, die bisherige Unternehmensführung habe das Vertrauen der Anteilseigner verloren.

Hafner war im Mai aus dem Aufsichtsrat an die Vorstandsspitze delegiert worden, um den überraschend abgetretenen Konzernchef Thomas Fox zu ersetzen. Mit jahrelangen Rabattaktionen hatte Praktiker sich in eine Sackgasse manövriert. Die Börse reagierte am Dienstag kaum. Nachdem die im S-Dax notierte Aktie leicht im Plus eröffnet hatte, rutschte sie am späten Nachmittag 0,1 Prozent ins Minus. HB/dapd/rtr

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false