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Die Spanier sind da und haben nun deutlich bessere Chancen, die Mehrheit des Essener Baukonzerns zu übernehmen.

© dpa

Übernahme durch ACS: Es wird eng für Hochtief

Der spanische Baukonzern ACS hat sein Ziel, mit einem freiwilligen Angebot 30 Prozent an dem deutschen Rivalen Hochtief zu übernehmen, fast erreicht.

Düsseldorf - Der spanische Baukonzern ACS hat sein Ziel, mit einem freiwilligen Angebot 30 Prozent an dem deutschen Rivalen Hochtief zu übernehmen, fast erreicht. Heiligabend, so teilte ACS am Montag mit, habe der Stimmrechtsanteil bereits bei 29,27 Prozent gelegen. „Die Luft wird dünn für Hochtief“, hieß es in Börsenkreisen. ACS bietet neun eigene Aktien für fünf Hochtief-Anteilsscheine. Die Offerte gilt bis zum 29. Dezember. Umgerechnet auf den aktuellen Kurs betrug das Angebot am Montag knapp unter 63 Euro. Mit Überschreiten der 30- Prozent-Hürde kann ACS weitere Hochtief-Aktien kaufen, ohne ein kostspieliges Pflichtangebot vorlegen zu müssen. Ein Pflichtangebot würde für ACS teurer als der bisher angebotene Aktientausch, weil sich der Preis dann am – zuletzt gestiegenen – Hochtief-Börsenkurs orientieren würde.

Hochtief wehrt sich hartnäckig gegen die Übernahme. Der deutsche Baukonzern beschäftigt weltweit 70 000 Menschen, in Deutschland sind es gut 10 000. „Wir sind sehr zuversichtlich, mit dem bestehenden Angebot die 30-Prozent-Schwelle zu erreichen“, sagte eine ACS-Sprecherin am Montag. Hochtief hatte seinen Aktionären vor Weihnachten auch die Ablehnung des verbesserten ACS-Angebots empfohlen. Die Offerte spiegele nicht den Wert von Hochtief wider und liege weiterhin unterhalb des Börsenkurses, hatte das Essener Unternehmen mitgeteilt. An dieser Einschätzung halte das Unternehmen fest, sagte eine Hochtief-Sprecherin am Montag.

Unterdessen empfiehlt der größte Berater von institutionellen Anlegern, Institutional Shareholder Services (ISS), seinen Klienten, die Offerte teilweise anzunehmen. Die Experten raten dazu, 20 Prozent der Hochtief-Aktien einzulösen. Der Grund für den ungewöhnlichen Rat: ISS hält das Angebot für nicht lukrativ, rät seinen Klienten jedoch, die Offerte anderweitig zu nutzen – nämlich „als Referendum über die Fähigkeit der Hochtief-Führung, einen Turnaround mit dem Unternehmen zu schaffen“. Die mäßige Geschäftsentwicklung bei Hochtief (mit Ausnahme der australischen Tochter Leighton) habe dazu geführt, dass die Aktien deutlich niedriger notieren als die Summe der einzelnen Sparten. Außer Leighton habe kein Geschäftsfeld einen Mehrwert für die Aktionäre generiert. Das Management scheine dabei „Teil des Problems“ zu sein.

Die ISS-Experten sehen „gute strategische Gründe für ACS, den Deal durchzuziehen“. Die Spanier könnten mit Hochtief ihr vor allem auf Spanien fokussiertes Geschäft diversifizieren – und ihre Bilanz konsolidieren. Sie würden bei Hochtief auch zu einem effizienteren Kapitaleinsatz, zu Kostensenkungen und mehr Transparenz führen. Dennoch rät ISS davon ab, alle Aktien zu tauschen. Denn damit würden die Anteilseigner das Potenzial, das in der Firma stecke, zu billig an ACS abgeben. Insgesamt dürfte die ISS-Einschätzung dazu beitragen, dass die Offerte angenommen wird. Sollte das passieren, dürften die Tage der Hochtief-Führung gezählt sein. HB/mit dpa

Wolfgang Reuter

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