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Schwerer Abschied. Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter hatte seinen letzten Auftritt am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Essen.

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Übernahme: Hochtief ergibt sich

Der spanische Großaktionär ACS übernimmt die Macht in dem Essener Baukonzern. Die Anteilseigner widersprachen nicht. Emotionaler Höhepunkt der Hauptversammlung war der Abschied des bisherigen Vorstandschefs Herbert Lütkestratkötter.

Der Kampf ist vorbei. Lange hatte sich der Vorstand des größten deutschen Baukonzerns Hochtief gegen die Übernahme durch den spanischen Wettbewerber ACS gewehrt. Nun besiegelte die Hauptversammlung in der Essener Grugahalle das Ende der Eigenständigkeit des 140 Jahre alten deutschen Konzerns. Die Spanier haben die Macht bei Hochtief übernommen – ohne lautstarken Protest der Anteilseigner.

Der Großaktionär ACS, der bereits 43,1 Prozent an dem deutschen Konzern hält, setzte am Donnerstag in Essen seine Aufsichtsratskandidaten durch, teilte der scheidende Aufsichtsratschef Detlev Bremkamp mit. Die Spanier stellen künftig vier statt zwei eigene Aufsichtsräte in dem achtköpfigen Kontrollgremium. Neben den vier Spaniern wurden Eggert Voscherau, Aufsichtsratchef von BASF, der frühere Finanzvorstand der Deutschen Börse, Thomas Eichelmann, ein Vertreter des zweiten Großaktionärs Katar und Ex-Continental-Chef Manfred Wennemer gewählt. Wie von ACS gewünscht, wurde Wennemer am Abend zum Vorsitzenden des Gremiums bestimmt.

Der Triumph von ACS war bereits geebnet, bevor die Hauptversammlung begonnen hatte: Am Donnerstagmorgen hatten vier ACS-kritische Hochtief-Aufsichtsräte ihre Ämter niedergelegt. Bremkamp, der Ex-Hochtief-Vorstandschef, und BDI-Präsident Hans-Peter Keitel, der ehemalige Eon-Manager Wilhelm Simson und der ehemalige Siemens-Chef Heinrich von Pierer würden nicht mehr antreten, teilte Hochtief mit. Daraufhin stimmte die Hauptversammlung nur noch über die von ACS vorgeschlagenen Kandidaten ab. Zudem hatten die Spanier die Stimmenmehrheit, nur 69 Prozent des Hochtief-Kapitals war am Donnerstag in Essen vertreten.

Schwerer Abschied. Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter war bei seinem letzten Auftritt auf der Hauptversammlung am Donnerstag sichtlich gerührt.
Schwerer Abschied. Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter war bei seinem letzten Auftritt auf der Hauptversammlung am Donnerstag sichtlich gerührt.

© dpa

1184 Aktionäre in der Grugahalle standen schließlich auf und feierten ihren Vorstandschef mit tosendem Applaus: Herbert Lütkestratkötter, der vier Jahre an der Spitze von Hochtief stand, hatte bereits Anfang April seinen Rückzug verkündet. Ihm folgt nun Frank Stieler, der bislang im Vorstand für den Europa-Bereich zuständig war – mit Rückendeckung von ACS. Lütkestratkötter genoss den Beifall einige Minuten lang, ihm standen Tränen in den Augen. „Ich hatte noch viele Pläne mit meinem Team – nun ist es anders gekommen“, sagte er. Und versicherte: „Ich habe mein Bestes gegeben, mehr ging nicht.“ Es war der emotionale Höhepunkt der ansonsten unspektakulären Hauptversammlung. Hochtief hatte mit deutlich mehr Aktionären gerechnet, die Grugahalle war nur zu einem Viertel voll.

Aufsichtsratschef Bremkamp nutzte die Hauptversammlung zur Abrechnung: Er warf dem Konzern von Real-Madrid-Präsident Florentino Perez vor, Hochtief nicht über seine Übernahmepläne informiert zu haben. Vielmehr hätte ACS immer wieder beteuert, es wolle Hochtief nicht schlucken. Bremkamp betonte, der Aufsichtsrat bedauere das Ausscheiden Lütkestratkötters ausdrücklich. Er gehe nicht aus freien Stücken, vielmehr verlasse er auf Druck des Großaktionärs den Konzern.

ACS will bis Ende Juni die Mehrheit an Hochtief übernehmen. Einige Aktionäre wollen aber nicht aufgeben: Man werde rechtliche Schritte prüfen, da ACS die Liste mit den Vorschlägen für den Aufsichtsrat nur kurzfristig vorgelegt habe, sagte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. In dieser sei zudem ein bisschen „viel spanisch drin“. (mit Handelsblatt/rtr)

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