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Übernahmekampf: Conti kündigt energische Gegenwehr an

Continental schlägt zurück. Mit allen Mitteln will sich der Autozulieferer gegen eine feindliche Übernahme des wesentlich kleineren Familienunternehmens Schaeffler wehren. Conti-Vorstandschef Wennemer steht vor der größten Aufgabe seiner Karriere.

Der Automobilzulieferer Continental hat das Übernahmeangebot des bayerischen Familienkonzerns Schaeffler abgelehnt. Das Vorgehen der fränkischen Unternehmensgruppe sei "egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos" und spiegele den wahren Wert der Continental nicht annähernd wider, sagte Conti-Vorstandschef Manfred Wennemer am Mittwoch in Hannover. Er warf Schaeffler vor, sich mit "rechtswidrigen Mitteln" rund 36 Prozent der Aktien gesichert zu haben. Der Schaeffler-Konzern reagierte mit Unverständnis auf die Ablehnung.

Die Ankündigungen des Wälzlagerherstellers Schaeffler, bei Continental nur mit einer strategischen Minderheitsbeteiligung einzusteigen, seien unglaubwürdig, erklärte der Conti-Vorstand. Auch schenke Conti den Ankündigungen der Schaeffler-Gruppe keinen Glauben, die Struktur des Autozulieferers unverändert zu lassen. Conti-Chef Wennemer warnte, Continental würde nach einer Übernahme durch die Schaeffler-Gruppe "wahrscheinlich sogar zerschlagen werden, die Reifensparte würde verkauft werden, vielleicht sogar noch einiges obendrauf": Wenn Schaeffler erfolgreich sei, werde "Conti früher oder später aufhören, als eigenständiges Unternehmen zu existieren".

Kontrollbeteiligung wird abgelehnt

Durch den Zusammenschluss mit Schaeffler seien keinerlei Vorteile für Conti zu erkennen, erklärte der Conti-Vorstand. "Continental würde Schaeffler nützen, Schaeffler aber nicht Continental." Conti habe als eigenständiges Unternehmen hervorragende Zukunftsaussichten. Deswegen sei es im Interesse der Aktionäre, eine Übernahme zu verhindern. Der Conti-Vorstand sei daher nur bereit, eine Beteiligung von bis zu 20 Prozent zu unterstützen. Eine Kontrollbeteiligung von mehr als 30 Prozent lehne das Unternehmen jedoch ab.

Wennemer appellierte an die Conti-Aktionäre, "ihre Aktien nicht anzubieten". Conti sei "kein willfähriges Angebot für Schnäppchenjäger, deshalb lehnen wir das Übernahmeangebot ab", sagte der Vorstandschef und kündigte an: "Wir werden die Unabhängigkeit dieses Unternehmens verteidigen und dafür kämpfen". "Wir können nicht riskieren, dass Schaeffler sich an der Continental verschluckt", sagte Wennemer. Es gehe um mehr als 150.000 Arbeitsplätze, die "aufs Spiel gesetzt werden".

Die Schaeffler-Gruppe könne die ablehnende Reaktion von Conti "nicht nachvollziehen" und habe "keinerlei Verständnis" für den von Wennemer „gewählten Stil der Auseinandersetzung", teilte das Unternehmen aus Herzogenaurach mit. Der Konzern stehe für "weit blickende unternehmerische Verantwortung über Generationen", für "Verlässlichkeit und Kontinuität". Für Schaeffler werde es daher keine Zerschlagung von Conti geben.

Hoffen auf den "weißen Ritter"

Conti organisiert nun den Abwehrkampf. Zum genauen Vorgehen allerdings hält sich das Unternehmen bedeckt. Es würden alle Optionen geprüft, heißt es. Conti dürfte aber folgende Möglichkeiten haben: Der Konzern setzt auf Schützenhilfe der BaFin - der Vorwurf: Schaeffler habe die gesetzlichen Meldeschwellen unterlaufen. Als möglich in Finanzkreisen gilt auch, dass an dem Schaeffler-Deal beteiligte Banken von den Franken abrücken, weil sie nicht gewusst hätten, dass es sich um eine konzertierte Aktion gehandelt hat.

Zum anderen könnte Conti rechtliche Schritte gegen Schaeffler prüfen. Auch ein "weißer Ritter" gilt grundsätzlich als möglich - allerdings scheint fraglich, welcher freundlich gesonnene Großinvestor Conti aus der Patsche helfen könnte. Eines scheint sicher: Mitten in der kraftraubenden VDO-Integration droht Conti eine lange Übernahmeschlacht.

Der Wälzlagerhersteller Schaeffler hatte Dienstagabend nach tagelangen Spekulationen ein Übernahmeangebot für Continental abgegeben. Sie bietet den Conti-Aktionären 69,37 Euro pro Aktie in bar, damit will Schaeffler rund 11,2 Milliarden Euro zahlen. Schaeffler hält derzeit rund drei Prozent an Conti und will seinen Anteil eigenen Angaben zufolge möglicherweise auf bis zu 36 Prozent aufstocken. (sgo/dpa/AFP)

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