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Übernahmeplan: Viel Bier aus einer Hand

Die Übernahmewelle auf dem internationalen Biermarkt erreicht einen neuen Höhepunkt. Die größte amerikanische Brauerei soll vom Beck’s-Eigentümer Inbev gekauft werden.

Der belgische Brauereikonzern Inbev will für gut 46 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro) den amerikanischen Konkurrenten Anheuser-Busch kaufen. Aus dem Zusammenschluss würde der weltgrößte Brauereikonzern hervorgehen. Inbev erklärte am Donnerstag in Löwen, man habe Anheuser-Busch einen freundlichen Zusammenschluss vorgeschlagen. Anheuser-Busch kündigte an, den Vorschlag zu prüfen.

Zu Inbev gehören unter anderem die Marken Beck’s, Stella Artois, Hasseröder und Franziskaner. Die Belgier haben eine starke Position in Europa und Schwellenländern wie Brasilien. Anheuser-Busch – mit den Marken Budweiser und Michelob – ist Marktführer in den USA mit einem Anteil von 48,5 Prozent. In Deutschland darf das amerikanische Budweiser nur unter dem Namen „Anheuser Busch Bud“ verkauft werden, um Verwechslungen mit dem tschechischen Budweiser zu vermeiden. Zusammen hätten Inbev und Anheuser-Busch nach Zahlen von 2007 einen Umsatz von 36,4 Milliarden Dollar und eine Produktion von 460 Millionen Hektoliter, wie Inbev vorrechnete. Die Belgier sind derzeit gemessen am Ausstoß die Nummer zwei in der Welt nach dem britischen Braukonzern SAB Miller. Anheuser-Busch liegt auf Rang drei.

Inbev bietet 65 Dollar (knapp 42 Euro) je Aktie von Anheuser-Busch, was laut Inbev einem Aufschlag von 35 Prozent auf den Durchschnittspreis der Aktie über 30 Tage entspricht, bevor Gerüchte den Preis in die Höhe trieben. Inbev will sich für die Übernahme mit wenigstens 40 Milliarden Dollar verschulden. Eine Gruppe von Banken, darunter die Deutsche Bank, hätten ihre Unterstützung zugesagt.

Anheuser-Busch, seit 1957 der größte Brauereikonzern in den USA, wurde 1860 von dem wohlhabenden deutschamerikanischen Seifenfabrikanten Eberhard Anheuser gegründet. Der heutige Chef August A. Busch IV hat angedeutet, er habe kein Interesse am Verkauf des von seinem Ur-Urgroßvater gegründeten Unternehmens. Doch Busch und andere Mitglieder der Familie könnten die Übernahme kaum verhindern, da sie weniger als vier Prozent der Anteile besitzen.

Der kombinierte Konzern würde etwa ein Viertel des welweiten Bierabsatzes generieren. Steigende Kosten und der scharfe Wettbewerb setzt die Bierbranche weltweit unter Druck. Dies wird Beobachtern zufolge die Konsolidierungswelle beschleunigen. Ein weiterer Grund für Inbevs Vorstoß ist die relativ geringe Marktpräsenz des belgischen Unternehmens in Nordamerika.

Der Deutsche Brauer-Bund sieht keine unmittelbaren Auswirkungen auf den deutschen Markt. Mit 1302 Braustätten im Land und 5000 verschiedenen Biermarken nehme Deutschland eine Sonderrolle ein. „Die Deutschen lieben ihre regionalen nach dem deutschen Reinheitsgebot gebrauten Marken“, sagt Brauer- Bund-Sprecher Marc-Oliver Huhnholz. Internationale Konzerne hätten es in Deutschland schwer. Dennoch werde sich der Konsolidierungsprozess auch hier zu Lande fortsetzen.

So sieht das auch Biermarktexperte Rudolf Böhlke von der Unternehmensberatung Ernst & Young. „Es gibt noch einige interessante Perlen auf dem deutschen Markt, die für ausländische Konzerne interessant sind.“ Als solche gelten die privaten Brauereien wie etwa Bitburger, Warsteiner oder auch die RadebergerGruppe. Als Konsolidierer auf dem internationalen Markt hätten deutsche Brauereien dagegen keine Chance, sagt Böhlke. Die deutschen Brauer hätten sich in den Zeiten, als der deutsche Markt noch wuchs, zu wenig um den Export gekümmert und die Entwicklung auf dem internationalen Markt verschlafen. „Das ist nicht mehr aufzuholen“, sagt Böhlke.

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