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BELGIUM-FRANCE-GERMANY-JAPAN-AUTOMOBILE-COMPANY-ACQUISITION

© AFP

Umbau der Autobranche: Eine vielversprechende Beziehung

Daimler und Renault-Nissan bauen gemeinsam Kleinwagen und Motoren – gewinnen soll dabei jeder Partner gleichermaßen.

Berlin - Daimler-Chef Dieter Zetsche zitierte Voltaire, Renault-Chef Carlos Ghosn antwortete mit Hegel und Nietzsche. Feierlich wurde am Mittwoch in Brüssel die deutsch-französische Kooperation der beiden Autohersteller besiegelt. „Arbeit ist oftmals der Vater des Vergnügens“, gab Zetsche den französischen Philosophen wieder. Viel gearbeitet hätten Renault und Daimler in den vergangenen Monaten, um die weitreichende Zusammenarbeit bei Kleinwagen, Motoren und Transportern (siehe Kasten) in die Wege zu leiten. Das Vergnügen wollen sich beide Partner teilen: „Die Synergien mit Daimler haben einen gegenwärtigen Nettowert von mindestens zwei Milliarden Euro für die Renault-Nissan-Allianz“, sagte Ghosn. Sein Unternehmen erwarte in den kommenden fünf Jahren höhere Einnahmen und niedrigere Kosten. Zetsche zufolge liegt der Vorteil für Daimler „in der gleichen Größenordnung“.

Um zu demonstrieren, dass die Kooperation solide und auf Dauer angelegt ist, beteiligen sich Daimler und Renault-Nissan gegenseitig mit jeweils 3,1 Prozent. Renault und Nissan sind schon seit 1999 durch eine Überkreuzbeteiligung miteinander verbunden. Die französische Wirtschaftsministerin Christine Lagarde kündigte an, der französische Staat werde einen zusätzlichen Anteil an Renault von 0,55 Prozent erwerben, um den Staatsanteil bei rund 15 Prozent zu halten.

Daimler-Chef Zetsche sprach in Brüssel vom „Anfang einer vielversprechenden Beziehung“, die von Beginn an vom „richtigen Geist“ geprägt sei. Mit der einst gescheiterten Fusion von Daimler und Chrysler sei das deutsch-französische Bündnis „in keiner Weise“ vergleichbar. Es gehe darum, voneinander zu lernen und sich zu ergänzen. Vor allem die Entwicklung kleiner Autos und Motoren mache für den Stuttgarter Konzern im Alleingang keinen Sinn, sagte Zetsche. Der Verkauf des Smart und der A- und B-Klasse läuft – trotz Abwrackprämie im vergangenen Jahr – schleppend. Anders als zum Beispiel bei der C- und E-Klasse verdient Daimler mit den kleineren Modellen kaum Geld. Von der Kooperation mit Renault-Nissan erhofft sich der Konzern größere Stückzahlen und eine bessere Auslastung seiner Werke.

Jeder Partner will binnen fünf Jahren zwei Milliarden Euro sparen

Nach Informationen des Magazins „Auto Motor und Sport“ soll der Smart-Absatz mittelfristig von zuletzt 117 000 auf mehr als 200 000 Fahrzeuge steigen. Helfen soll die ab 2013 marktreife Smart-Familie mit einem neuen Viersitzer. 2009 verkaufte Mercedes knapp 330 000 Smarts sowie A- und B-Klasse- Fahrzeuge. Zum Vergleich: VW kam allein beim Golf auf fast 800 000 Stück.

Auch Renault- Chef Ghosn sieht die Vorteile der Zusammenarbeit in „Größeneffekten“ und in einem Imagegewinn für die Nissan-Luxusmarke Infiniti, die künftig Daimler-Motoren erhalten soll. „Wir schaffen ein Technikkraftwerk, das allen Vorteile bringt“, sagte der Franzose. Beide Partner seien für weitere Bündnisse offen.

Zetsche betonte, die gemeinsame Produktion werde nicht dazu führen, dass Werke gegeneinander ausgespielt würden. „Wir werden mehr Arbeit schaffen in unseren Werken insgesamt.“ Der Betriebsrat des Mercedes-Werkes Untertürkheim forderte eine „klare Zusage“ zur Zukunft der dortigen Motorenproduktion.

Die Börse zeigte sich unbeeindruckt: Daimler-Aktien notierten unverändert, der Renault-Kurs verlor 1,2 Prozent.

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