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Umewelttechnik: Rote Politik, grüne Wirtschaft

Berlin preist die Umwelttechnik als Zukunftsfeld. Unternehmer und Experten wünschen sich mehr Hilfe.

Berlin - Solche Zahlen darf der Senator selten verkünden: Ein Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 20 Prozent jährlich verzeichnen die Berliner Unternehmen in der Umwelttechnologie. Entsprechend stolz stellte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) am Mittwoch seine Bestandsaufnahme der Branche vor: Allein in der Industrie arbeite fast jeder dritte Beschäftigte in der Umwelttechnologie, insgesamt seien es 42 000 Arbeitnehmer in rund 500 Unternehmen. Berlin habe damit die grünste Arbeitnehmerschaft aller deutschen Großstädte.  Mehr als fünf Prozent der Beschäftigten arbeiten in der sogenannten Green Economy. Unter dem Begriff versteht Wolf alle wirtschaftlichen Aktivitäten, die schonend mit der Umwelt umgehen. Das reicht von Maßnahmen zur Energieeinsparung oder der umweltfreundlichen Stromerzeugung über Recyclingkonzepte bis hin zu wassersparenden Techniken.

Die Stadt sieht sich gut aufgestellt in einer Branche, der viele Ökonomen in den kommenden Jahren ein starkes Wachstum voraussagen. Für Wolf ist das auch ein Ergebnis seiner Standortpolitik. Die Wachstumsinitiative Berlin 2004–2014, die der Wirtschaftssenator mit Unternehmensverbänden und Gewerkschaften initiiert hat, will Berlin auf dem Zukunftsfeld Green Economy zum führenden Standort machen.

Einige Mitglieder der Initiative stellten Forderungen an den Senat. Burkhard Ischler, der Präsident der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB) und Berliner Siemens-Chef, verlangte eine Stärkung der Berliner Hochschulen, insbesondere in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern. Ischler forderte zudem einen Transferbonus, den Unternehmen erhalten sollten, die bei technologischer Entwicklung mit Hochschulen zusammenarbeiten. Der Präsident der Berliner IHK, Eric Schweitzer, reklamierte mehr Flächen für die Unternehmen – und schlug als Standort den Flughafen Tegel nach der Stilllegung vor. Industrie, Wissenschaft und Gewerbe sollen sich nach seinen Vorstellungen das Areal teilen. Handwerkspräsident Stephan Schwarz wünschte sich mehr Anreize zur energetischen Gebäudesanierung.

Jochen Diekmann vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung relativierte die Berliner Erfolge in der Umwelttechnik. Im vergangenen Jahr hatte Diekmann in einer Studie die Anstrengungen aller Bundesländer zum Ausbau der erneuerbaren Energien untersucht. Dabei landete Berlin in fast allen Kategorien auf den hinteren Plätzen. „Das lag an dem mangelnden politischen Willen“, sagte Diekmann dieser Zeitung. Zwar sehe er inzwischen Besserung und glaube, dass der Senat sich bemühe, die grüne Branche zu fördern. „Im Vergleich zu anderen Bundesländern hat Berlin aber immer noch nicht viel vorzuweisen.“

Malte Conradi

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