zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Umtauschanleihen: Neue Form der Wandelanleihe - Steuerreform macht sie attraktiv

Die Allianz tut es, Siemens tut es, andere werden folgen: Sie geben Umtauschanleihen heraus. Zwar richtet sich dieses Zwitterprodukt aus Aktie und Anleihe hauptsächlich an Profi-Investoren.

Die Allianz tut es, Siemens tut es, andere werden folgen: Sie geben Umtauschanleihen heraus. Zwar richtet sich dieses Zwitterprodukt aus Aktie und Anleihe hauptsächlich an Profi-Investoren. Doch auch für Privatanleger können sie eine interessante Depotbeimischung sein. Sie müssen allerdings darauf achten, wie hoch die zu zahlende Prämie und die Liquidität (Marktgängigkeit) der Anleihe sind und ob der Emittent sich beispielsweise ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt hat.

Das Prinzip: Umtauschanleihen (Exchangeables) sind eine Sonderform der Wandelanleihe (Convertibles). Bei Wandelanleihen kann der Anleger den Bond zu einem festgelegten Verhältnis in Aktien des Emittenten tauschen. Bei einer Umtauschanleihe hat er das Recht, die Anleihe in eine bestimmte Zahl von Aktien einer anderen Gesellschaft zu tauschen. Beispiel: Die Umtauschanleihe von Siemens kann der Investor in 1000 Infineon-Aktien tauschen. Dieses Tauschrecht lässt sich der Emittent natürlich bezahlen: Umtauschanleihen sind geringer verzinst als andere Bonds mit vergleichbarer Laufzeit und Bonität; beim Siemens-Exchangeable beträgt der Kupon nur ein Prozent bei einer Laufzeit von fünf Jahren.

"Umtauschanleihen eignen sich für Anleger, die von den Kurschancen der Aktie, in die getauscht werden kann, profitieren wollen und gleichzeitig eine Verlustbegrenzung wünschen", sagt Johannes Köhler von der Investmentbank Merrill Lynch in London. Denn steigt die betreffende Aktie stark, so lohnt es sich für den Anleger, die Anleihe zu tauschen. Stürzt die Aktie dagegen ab, verbleibt dem Anleger am Ende der Laufzeit noch die Rückzahlung des Nominalwertes der Anleihe nebst Verzinsung. Wann der Tausch der Anleihe lohnt, hängt vom so genannten Wandlungspreis ab. Er ergibt sich grob gesagt aus dem Nominalbetrag der Anleihe dividiert durch die Zahl der zu tauschenden Aktien. Beispiel Siemens: Der Nominalwert der Anleihe beträgt 100 000 Euro. Pro Anleihe bekommt der Investor 1000 Infineon-Aktien. Das bedeutet: Steigt die Infineon-Aktie über 100 Euro, lohnt es sich, die Anleihe in Aktien zu tauschen.

Der Unterschied zwischen Wandlungspreis und aktuellem Börsenkurs wird Prämie genannt. Je höher die in Prozent ausgedrückte Prämie, desto stärker muss die Aktie steigen, damit sich der Tausch lohnt. "In Deutschland erwarten wir eine Reihe Neuemissionen von Umtauschanleihen", sagt Köhler. Der Grund: Die jetzt beschlossene Steuerreform sieht vor, dass Kapitalgesellschaften ab 2002 ihre Anteile an anderen Kapitalgesellschaften steuerfrei verkaufen können. Mit Umtauschanleihen können die Unternehmen diese Beteiligungen marktschonend abbauen; denn verkauften sie Aktienpakete alle zu Beginn 2002 direkt an der Börse, würde das die Kurse drücken.

ali

Zur Startseite