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Wirtschaft: UMTS-Auktion: Das fairste Verfahren - Die Auktionäre kennen den Wert der Lizenzen am besten (Kommentar)

Der Finanzminister kennt einfache und verschlungene Wege, um an Geld zu kommen. Zu den einfachen zählt die Mehrwertsteuer.

Der Finanzminister kennt einfache und verschlungene Wege, um an Geld zu kommen. Zu den einfachen zählt die Mehrwertsteuer. Zu den verschlungenen zählt die Versteigerung von UMTS-Lizenzen, zu der die Bieter seit gestern - abgeschirmt von der Außenwelt - in einer ehemaligen US-Kaserne in Bonn zusammensitzen. Wer sich dieses Konklave antut, muss ein paar außergewöhnliche Fähigkeiten mitbringen: Neben Technik- und Branchenkenntnis wäre auch ein Grundkurs in mathematisch-ökonomischer Spieltheorie nicht von Nachteil.

Doch die komplizierte, in vielem auch noch verbesserbare Veranstaltung ist keine Schikane. Die Auktion ist das beste, fairste und effizienteste Verfahren, den Preis für die UMTS-Lizenzen zu ermitteln. Versteigerungen sind dazu da, knappe Güter denen zuzusprechen, denen sie am meisten wert sind. Beides gilt für einen Picasso genauso wie für eine Mobilfunklizenz. Die einzige auf dem Markt gehandelte Alternative - der so genannte Schönheitswettbewerb (beauty contest) - ist der Auktion deutlich unterlegen. Denn hier legt der Staat die Kriterien fest, nach denen Lizenzen vergeben werden. Welches UMTS-Wissen sollte der Staat haben, das dem des Marktes überlegen wäre? Dagegen erfahren wir bei einer Versteigerung zugleich auch etwas darüber, wie viel den Mitbietern die Lizenz wert ist. Dass überhöhte Versteigerungs-Preise sich später auf der Rechnung des Telefonkunden finden, es sich mithin bei der Versteigerung um eine ungerechtfertigte Handy-Steuer handelt, ist eine durch nichts bewiesene Behauptung. Das hängt davon ab, ob die Mobilfunkbetreiber die Kosten auf den Kunden überwälzen können. In einem so hart umkämpften Markt wie der Telekommunikation ist das eher unwahrscheinlich.

Es ist kein Wunder, dass Versteigerungen als Methode der Preisfindung jenseits des Kunstmarktes immer modischer werden. Besonders das Internet bietet sich als neue Auktionshalle an, weil es - im Gegensatz zur Kaserne in Bonn - nur geringe Transaktionskosten hat. Auch Börsen sind nichts anderes als komplexe Auktionsplätze. Bei Versteigerungen lässt sich zusehen, wie Angebot und Nachfrage zusammen kommen. Festpreise dagegen - siehe Buchpreisbindung - sind immer willkürlich und sagen nichts über die Präferenzen der Menschen aus. Kein Wunder, dass der französische Ökonom Léon Walras - er lehrte in Lausanne Ende des 19. Jahrhunderts Politische Ökonomie - der Meinung war, die Auktion könne einen Eindruck davon vermitteln, was Adam Smith mit der "unsichtbaren Hand" gemeint habe.

Rainer Hank

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