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Wirtschaft: UMTS-Lizenzen: Hohes Bietvolumen drückt auf Telekom-Anleihen - Kurse von Anleihen aus der Branche fallen

Die UMTS-Auktion bewegt den Rentenmarkt. Das hohe Bietvolumen bei der Versteigerung der deutschen Mobilfunk-Lizenzen hat die Anleihekurse von Telekommunikationsunternehmen in den vergangenen Tagen gedrückt.

Die UMTS-Auktion bewegt den Rentenmarkt. Das hohe Bietvolumen bei der Versteigerung der deutschen Mobilfunk-Lizenzen hat die Anleihekurse von Telekommunikationsunternehmen in den vergangenen Tagen gedrückt. Mittlerweile klettert die Summe der Gebote in Richtung 90 Milliarden Mark. Vor Monaten gab es zwar Schätzungen von 100 bis 120 Milliarden Mark, aber danach waren die Erwartungen doch sehr zurückgeschraubt worden. Nun rechnen Experten am Rentenmarkt damit, dass die Unternehmen zur Finanzierung der Lizenz in den nächsten Monaten mit neuen Anleihen an den Markt kommen. Diese "Schwemme" und das wegen der hohen UMTS-Investitionen gestiegene geschäftliche Risiko für die Unternehmen in der Zukunft belastet die Kurse. Anders herum gesagt: die Telekom-Unternehmen müssen den Anlegern schon höhere Renditen bieten, damit diese zugreifen. Etwas überraschend haben die Aktienkurse der Konzerne in den vergangenen Tagen nicht gelitten; möglicherweise waren in dem vorherigen Kursrutsch seit April schon viele schlechte Nachrichten verarbeitet, so dass jetzt eine Erholung eintrat.

In den kommenden Monaten könnten Telekomanleihen über bis zu 35 Milliarden Euro auf den Markt kommen, schätzen Experten in den Konsortialabteilungen der Banken. Neue Emissionen angekündigt haben aus den Bieterkonsortien bereits British Telecom, France Télécom und Telefónica. Die Deutsche Telekom hatte bereits vor der Auktion die größte Unternehmensanleihe der Welt im Volumen von 13,5 Milliarden Dollar Ende Juni begeben. An den Finanzmärkten gehen die Experten zudem davon aus, dass France Télécom zusammen mit ihrem deutschen Partner Mobilcom eine deutsche UMTS-Lizenz ersteigern wird und der französische Konzern dann mit einem Bond an den Markt gehen wird, um das Vorhaben zu finanzieren. Die Anleihe dürfte zwar erst nach den Papieren der Konkurrenten auf den Markt kommen, dafür aber in Euro begeben werden, hieß es in Finanzkreisen. Die Nachricht, dass das Papier auf Euro lauten solle, belastete Ende vergangener Woche bereits den europäischen Markt für Unternehmensanleihen.

"Kurzfristig, in den kommenden Wochen, könnten die Kurse der Telekom-Anleihen noch weiter sinken", sagt Christian Schmidt, Rentenanalyst bei der DG Bank in Frankfurt. Das heißt, die Renditen würden noch weiter steigen. Momentan rentiert die Anleihe der Deutschen Telekom (Laufzeit bis 2008) mit gut 6,2 Prozent und damit um rund 1,1 Prozent über der Bundesanleihe (siehe Grafik). Die Mannesmann-Anleihe (Laufzeit bis 2009) bringt sogar gut 6,5 Prozent Rendite.

"Die Renditeabstände dürften noch größer werden", sagt Daniel Pfaendler von Dresdner Kleinwort Benson voraus. Außerdem haben die Rating-Agenturen die Telekommunikationsfirmen schon unter verschärfter Beobachtung. Am Kapitalmarkt werden bereits Herabstufungen wegen der UMTS-Investitionen erwartet. Auf der anderen Seite steigen die Kurse von Staatsanleihen in der Annahme, dass Bundesfinanzminister Hans Eichel wegen der hohen Auktionseinnahmen den Kapitalmarkt weniger stark beanspruchen wird.

"Wenn es beim Bietvolumen noch in Richtung 100 Milliarden Mark gehen sollte, dann wird das die Kurse weiter drücken", meint Lothar Hessler, Rentenanalyst beim Düsseldorfer Bankhaus Trinkaus & Burkhardt. Er rechnet damit, dass die Anleiheemissionen etwas gestreckt im Zeitraum September bis Dezember auf den Markt kommen werden. Manche Experten fürchten, dass der Markt für Unternehmensanleihen die vielen großen Neuemissionen nicht verkraften könnte und es zu einem Kursverfall kommt. Anleger sollten jetzt erst einmal das Ergebnis der Auktion abwarten und erst dann entscheiden, ob sie Telekom-Anleihen kaufen, meinen sowohl Hessler von Trinkaus & Burkhardt als auch Schmidt von der DG Bank. Hessler empfiehlt, dann eher in Papiere der großen Telekomgesellschaften wie Deutsche Telekom oder France Télécom zu investieren. Die höhere Rendite gegenüber Bundesanleihen biete im Verhältnis zum Risiko einen lukrativen Renditevorsprung.

bfr

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