zum Hauptinhalt
263059_0_7567197f.jpg

© dpa

Umwelt: Aufatmen in der Stadt

Eine Studie zeigt, wie deutsche Metropolen ihren CO2-Ausstoß um bis zu 90 Prozent senken könnten. Ohne, dass die Bürger große Einschränkungen zu spüren bekommen würden.

Deutsche Großstädte können ihren Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) binnen 50 Jahren um 80 bis 90 Prozent reduzieren. Das hat das Wuppertal-Institut für Klima am Beispiel München ausgerechnet. Siemens hatte die Studie in Auftrag gegeben, die am Mittwoch vorgestellt wurde. „Es ist machbar, wenn alle Beteiligten von der Kommunalpolitik, über örtliche Unternehmen bis zum Bürger darauf eingeschworen werden“, sagte Wuppertal-Experte Stefan Lechtenböhmer. Auch andere Städte könnten das schaffen.

Derzeit verursacht jeder Münchner pro Jahr im Schnitt einen CO2-Ausstoß von 6,5 Tonnen. Bis 2058 lasse sich die Quote im günstigsten Fall auf 750 Kilogramm und in einem schlechteren Szenario immer noch auf 1,3 Tonnen senken, sagt Lechtenböhmer. Der Schlüssel dazu sei der reduzierte Energieverbrauch durch die Sanierung von Altbauten und energieeffiziente Neubauten. Denn auf die Gebäudeheizung entfällt fast die Hälfte aller städtischen CO2-Emissionen.

Um das entscheidend zu ändern, müssten in München bis 2058 rund 13 Milliarden Euro investiert werden, vorwiegend durch private Hausbesitzer. Pro Jahr und Bürger bedeute das eine überschaubare finanzielle Dimension von 200 Euro, was etwa einem Drittel einer jährlichen Gasrechnung entspricht. Ab 2058 betrügen die jährlichen Einsparungen für den Einzelnen 1200 bis 2000 Euro. Die Studie fordert aber weitere Investitionen in die Bereiche Verkehr und Stromerzeugung, deren Volumen nicht beziffert wird.

Eine frühere Studie für Siemens kam zu dem Schluss, dass sich zwei Drittel aller Investitionen durch niedrigere Energiekosten von selbst finanzieren. Die wesentlichen Weichenstellungen müssen auf lokaler Ebene erfolgen. Denn Städte, in denen heute die Hälfte der Weltbevölkerung lebt, sind für 80 Prozent aller globalen Treibhausgase verantwortlich.

Um alle nötigen Klimaschutzziele zu erreichen, ist nach der Wuppertal-Studie für München auch ein weitgehender Umstieg auf erneuerbare Energien, stromsparende Produkte und eine Elektrifizierung des Nahverkehrs mit Elektroautos, Hybridbussen oder stromsparenden U-Bahnen nötig. Diese Bereiche sollen die andere Hälfte der in der Studie prognostizierten Schadstoffeinsparungen erlauben.

Große Einsparpotenziale gebe es bei der städtischen Beleuchtung, sagte Siemens-Technologe Reinhold Achatz. Als Beispiel nannte er Berlin. Die Hauptstadt rüstet – vorfinanziert von Siemens – alle Verkehrsampeln auf LED-Lampen um, die 80 Prozent weniger Strom verbrauchen. Die Schuld begleicht das Land Berlin später durch entsprechende Einsparungen in der Stromrechnung.

Siemens verspricht sich von der Umrüstung zu CO2-armen Städten generell ein gutes Geschäft. Schon jetzt entfallen ein Viertel aller Konzernumsätze auf entsprechende Produkte und Dienste. Das waren 2008 rund 19 Milliarden Euro.

Thomas Magenheim-Hörmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false