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Umwelttechnologien: Grüner Teppich für die Wirtschaft

Zum zweiten Mal wurden in Berlin die Clean Tech Media Awards verliehen. Die fünf Preisträger haben sich im vergangenen Jahr mit umweltfreundlichen Technologien und Projekten hervorgetan.

Berlin - Von dem Obergrünen Cem Özdemir konnte man das ja erwarten. Aber spätestens wenn sich Uschi Glas über grüne Hochtechnologie äußert, ahnt man, dass sich die Koordinaten der Gesellschaft Richtung Grün verschoben haben. „Ich bin davon überzeugt, dass der Clean Tech Media Award dazu beitragen wird, das Bewusstsein für innovative Umwelttechnologien zu schärfen“, ließ sich die ewig schöne Schauspielerin jetzt zitieren. Technik hat den Boulevard erreicht, und es gibt viele Menschen, die diese neue Glamour-Allianz feiern wollen.

Rund 500 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Forschung – aber eben auch viele, die aus Funk und Fernsehen bekannt sind, kamen am Donnerstagabend zu einer Gala ins E-Werk in Berlin-Mitte. Zum zweiten Mal wurden dort die besagten Clean Tech Media Awards verliehen. Unter den Laudatoren waren die mehrfache Schwimmweltmeisterin Britta Steffen und der Schauspieler Hannes Jaenicke. Zu den Gästen gehörten der Schoko-Unternehmer Alfred Ritter sowie hochrangige Vertreter der Dax-Konzerne wie Daimler und Telekom.

Die 13-köpfige Jury benannte fünf Preisträger, die – ähnlich wie bei den Oscars im Film – im vergangenen Jahr für besonders viel Aufsehen unter Freunden grüner Technik gesorgt hatten. So ging der Preis der Kategorie Nachhaltigkeit an die Juwi Holding AG, eine der führenden Projektentwicklerinnen auf dem Feld der erneuerbaren Energien. Prämiert wurde der Bau der Firmenzentrale im kleinen Wörrstadt in Rheinland-Pfalz. Denn die besteht weitgehend aus Holz und zapft zudem 100 Prozent des Stroms und der Wärme aus erneuerbaren Quellen. Die 300 Juwi-Angestellten arbeiten in dem angeblich „energieeffizientesten Bürogebäude der Welt“.

Der Preis der Kategorie Technologie ging an die Enertrag AG aus Dauerthal in der brandenburgischen Uckermark. Das Unternehmen baute das weltweit erste industrielle Wasserstoff-Wind-Biogas-Hybridkraftwerk. Damit lässt sich Wasserstoff für Brennstoffzellen gewinnen, der aber nicht wie bisher mit Kohle- oder Atomstrom gewonnen wurde.

Jan-Philipp Mai, ein 22-jähriger Student der TU Braunschweig, erhielt den Award als Nachwuchswissenschaftler. Er hat ein Verfahren entwickelt, das den Solarzellenherstellern hilft, bei Bau ihrer Module bis zu 30 Prozent der Energie zu sparen. Dank ihm können sie „schmutziges Silizium“ verwenden, anstatt wie bisher mit hohem Energieaufwand reines Silizium zu fördern. In der Kategorie Kultur und Medien ging der Preis an die Klimahaus Betriebsgesellschaft mbH, die das Klimahaus Bremerhaven 8 Grad Ost betreibt, das im Juni eröffnete. In dem Bau können Besucher auf 125 Metern Strecke durch eine Simulation aller Klimazonen laufen und dabei 100 interaktive Exponate ausprobieren.

Der Sonderpreis 2009 schließlich ging an die Desertec Stiftung, die ein Konzept entwickelte, wie man theoretisch 90 Prozent der Weltbevölkerung mit Strom versorgen kann, der mit Solarkollektoren gewonnen wird, die in den Wüsten aufgestellt sind. Der Plan hatte im Sommer viel Aufmerksamkeit erregt, weil mehrere deutsche Konzerne, darunter die Münchener Rück, ein Konsortium gründet haben, das die Chancen für die Realisierung des Projektes ausloten soll.

Gesponsert wurde das Fest maßgeblich von dem Oldenburger Energieversorger EWE aber auch der BMW-Niederlassung Berlin. Diese wie fast 40 weitere Unternehmen und Institutionen nutzten natürlich die Gelegenheit, sich in Berlin als besonders fortschrittlich zu präsentieren. Das scheint aber legitim – wenn die Industrie so auch Uschi-Glas-Fans begeistern kann. Im nächsten Jahr soll der Award auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof verliehen werden. Kevin P. Hoffmann

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