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Stromnetzausbau ja bitte für die Energiewende. Oder doch nicht?

© dpa

Umweltverbände: Dilemma Stromnetzausbau

Erneuerbare Energien: Ja, bitte. Aber neue Stromleitungen bitte lieber nicht? Viele Umweltverbände stecken in einem Dilemma, weil neue Trassen ein massiver Eingriff in die Natur sind. Wie könnte ein Kompromiss aussehen?

Die Umweltverbände sitzen bei der Diskussion um den angestrebten Ausbau der Stromnetze zwischen allen Stühlen. Einerseits sind sie natürlich für mehr erneuerbare Energien und daher grundsätzlich für den Ausbau der Netze, da dieser nötig ist, um den Strom aus den vielen übers Land verteilten Anlagen aufzunehmen. Andererseits ist der geplante Bau von rund 3800 Kilometern neuer Höchstspannungsleitungstrassen ein massiver Eingriff in die Natur.

Vor dem Hintergrund ist man im politischen Berlin sehr gespannt, wie sich die Verbände zu dem Ende Mai formal eingeleiteten Diskussionsverfahren um den Netzentwicklungsplan verhalten. Erstmals stellen die Stromnetzbetreiber ihre Pläne zur öffentlichen Diskussion.

Am Freitag reichte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ihre offizielle Stellungnahme ein und stellte diese vor. In dem 16-seitigen Papier wird deutlich, wie schwer sich dieser verhältnismäßig wirtschaftsfreundliche Verband mit dem Thema tut. Anders als etwa der BUND, der im Kern fordert, Alternativen zum Netzausbau zu suchen, sucht die DUH die salomonische Lösung: Sie sagt, die Ausbaupläne seien übertrieben. Die von den Netzbetreibern vorgelegten Pläne folgten dem Muster „soviel Netz wie möglich, und nicht soviel Netz wie nötig“, formulierte der DUH-Energieexperte Peter Ahmels in Berlin.

Die Begründung für die Annahme: Die Pläne basierten etwa auf Windkraftdaten aus dem Jahr 2007, wo aber zwölf Prozent mehr Wind wehte als im langjährigen Mittel. Auch liege den Plänen ein Strommarktmodell zugrunde, bei dem die verbleibenden Kohlekraftwerke mit 8000 Volllaststunden am Anschlag arbeiten. Das sei unrealistisch, sagen die DUH-Experten. Die Stromnetzbetreiber hätten „ein Netz im Kopf, dass auch eine Rückkehr zu einer zentralen, auf Kohlekraftwerken beruhenden Stromversorgung ermöglicht“. Das sei eine Gefahr.

Im Detail macht der Verband einige konkrete Verbesserungsvorschläge. So müssten einzelne Trassen Prioritätsstatus erhalten. Zudem solle man beim Bau neuer Hochspannungsleitungen 400 Meter Abstand zu Siedlungen und 200 Meter Abstand zu einzelnen Wohngebäuden einhalten. Wo das nicht gelingt, müssten Grundstückseigentümer einen Anspruch auf Kompensation erhalten, fordert die DUH.

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