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Kaum vorstellbar im Himmel über Berlin. Maschinen der Schweizer Air Force bei einer Vorführung während der letzten Ila im vergangenen Mai – in Selchow.

© picture alliance / dpa

Umzug der ILA?: Luftfahrtmesse sorgt für dicke Luft über Berlin

Luftfahrtindustrie, Berlin und Brandenburg streiten über die ILA Berlin Air Show. Die Messe ist in der bisherigen Form zu teuer.

Die Luft- und Raumfahrtmesse Ila Berlin Air Show, die seit der Wende alle zwei Jahre am Flughafen Schönefeld stattfindet, steht auf der Kippe. Die Länder Berlin und Brandenburg streiten mit dem Veranstalter, dem Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), über das Konzept, die Kosten und den Veranstaltungsort.

Am Wochenende hatte die „Wirtschaftswoche“ berichtet, dass die Ila wohl von ihrem heutigen Standort im Schönefelder Ortsteil Selchow zum Messegelände am Funkturm umziehen werde – wo es bekanntlich keine Start- und Landebahnen gibt. Das Magazin verwies auf Angaben der Messe Berlin. Dort fühlte man sich am Montag falsch verstanden: Bund, Berlin, Brandenburg, der BDLI und die Messe müssten sich erst noch über die künftige Ausrichtung der Ila unterhalten. „Wir stehen da noch ganz am Anfang“, sagte Messe-Sprecher Michael Hofer am Montag.

Er verwies zudem auf Angaben von Noch-Flughafenchef Hartmut Mehdorn aus dem vergangenen Sommer. Der hatte damals erklärt, dass die Ila nach der Eröffnung des BER nicht mehr an dem Standort stattfinden könne, da die Start- und Landebahnen für den regulären Flugbetrieb gebraucht würden. Hofer sagte, am Ende könne nur der BDLI als Veranstalter entscheiden, was für eine Art Veranstaltung er wolle.

Beim Verband hat man sich entschieden, und zwar bereits 2010. Damals votierte das BDLI-Präsidium dafür, die Ila mindestens bis 2020 am Standort zu belassen. Daher wurde das Gelände in Selchow ausgebaut. „Für den BDLI ist eine Ila ohne Flugshow nicht vorstellbar“, stellte Verbandssprecherin Cornelia von Ammon am Montag klar. Ein Umzug unter den Funkturm kommt also – anders als berichtet – nicht in Frage. Auch bei Airbus, dem größten BDLI-Mitgliedsunternehmen und neben der Bundeswehr wichtigster Ila-Aussteller, hält man die Idee für absurd. Auch deshalb, so heißt es in Konzernkreisen, weil die Ila die einzige Messe sei, bei der es dem Hersteller weniger um Verkäufe gehe, als um eine Leistungsschau in der Bundeshauptstadt.

Der Standortstreit hängt natürlich auch mit Geld zusammen. Genaue Zahlen legen weder Messe noch Veranstalter vor. Aber schon Ende Januar hatte Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) im Wirtschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses deutlich gemacht: Die Ila sei defizitär, die Verluste müssten von den Ländern Berlin und Brandenburg getragen werden. Das Berliner Defizit werde „über die Messe abgedeckt und in der Grundlagenvereinbarung mit dem Senat berücksichtigt“. Das Gespräch mit dem BDLI werde gesucht, kündigte Yzer damals an. Aber es gebe vertragliche Vereinbarungen, die einen kurzfristigen Ausstieg aus der Ila verhinderten.

Die Messe werde versuchen, die finanziellen Belastungen zu minimieren „und zu wirtschaftlicheren Lösungen zu kommen“, kündigte Yzer an. Wer ein Interesse an besonders teuren Elementen der Ila habe, müsse auch einen angemessenen Beitrag dafür zahlen, sagte die Senatorin mit Blick auf Brandenburg.

Die Debatte dreht sich nicht nur um die Zukunft der Ila, sondern um den „Masterplan ExpoCenter City“, der eine neue Standortbestimmung für die Berliner Messe bringen und deren künftige Flächenbedarfe festlegen soll. Mitte 2015 solle der Plan fertig sein.

In Brandenburg zeigte man sich am Montag gelassen. Sowohl im Wirtschaftsministerium als auch bei der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) verwies man auf bestehende Verträge. Danach sei die Messe Berlin bis 2020 für die Vermarktung und den Betrieb des Geländes in Selchow zuständig. Gemeinsam mit der Messe werde ein Konzept für die Ila erarbeitet, „aber wir haben selbstverständlich ein Interesse daran, dass die Ila hier bleibt“, beteuerte die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Die Luftfahrtbranche gehöre zu den wichtigsten Industriebereichen, unter anderem vertreten durch Rolls-Royce in Dahlewitz und MTU in Ludwigsfelde. Dass Selchow wegen der Verschiebung der BER-Inbetriebnahme stark an Attraktivität verloren hat, räumen auch die Brandenburger ein. Das Interesse habe nachgelassen, „alle sagen, wir warten ab, bis der BER eröffnet wird“, heißt es bei den Wirtschaftsförderern der ZAB.

Dafür soll der neue Flughafenchef Karsten Mühlenfeld sorgen. Vielleicht kann er sich ja einen BER-Betrieb und Ila gleichzeitig vorstellen. Beobachter erwarten, dass er im Zweifel stärker auch die Interessen der Umlandgemeinden im Blick hat, zum Beispiel beim Lärmschutz.

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