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Wirtschaft: Unctad: Weltweite Direktinvestitionen sind auf Rekordniveau

Die Globalisierung nimmt immer rasantere Formen an: International operierende Unternehmen haben im vergangenen Jahr 649 Milliarden Dollar im Ausland investiert - das ist absoluter historischer Rekord und eine Steigerung um 37 Prozent gegenüber dem bisherigen Spitzenwert von 1997 mit 475 Milliarden Dollar. Ihr Engagement jenseits der Grenzen intensivieren die Konzerne aber auch durch technologische Kooperation mit Partnerfirmen und Franchising.

Die Globalisierung nimmt immer rasantere Formen an: International operierende Unternehmen haben im vergangenen Jahr 649 Milliarden Dollar im Ausland investiert - das ist absoluter historischer Rekord und eine Steigerung um 37 Prozent gegenüber dem bisherigen Spitzenwert von 1997 mit 475 Milliarden Dollar. Ihr Engagement jenseits der Grenzen intensivieren die Konzerne aber auch durch technologische Kooperation mit Partnerfirmen und Franchising. Zu diesem Ergebnis kommt die Uno-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) in ihrem am Montag vorgestellten Weltinvestitionsreport 1999.

Die Uno-Agentur erwartet, dass im laufenden Jahr die Grenze von 700 Milliarden Dollar an Direktinvestitionen im Ausland "locker übersprungen" wird. Zwischen Januar und Mitte September 1999 sei allein der Wert der Übernahmen und Fusionen von und mit ausländischen Firmen 1,3 Mal höher ausgefallen als im gesamten vergangenen Jahr. Dominiert wird das globale Szenario von Konzernen aus den USA, Japan und der EU, wobei Deutschland bei den Kapitalexporten mit 87 Milliarden Dollar weltweit den dritten Rang einnimmt. Ausländer investierten in Deutschland 1998 fast 20 Milliarden Dollar - rund doppelt so viel wie im Vorjahr (9,6 Milliarden Dollar). Weltweit an der Spitze der Investoren steht die EU, deren Firmen im vergangenen Jahr 386 Milliarden Dollar ins Ausland transferierten. Damit legten die Europäer um 77 Prozent gegenüber 1997 zu. Großbritannien hielt seine Stellung als größter Auslandsinvestor der EU, gefolgt von Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Innerhalb der EU fiel der Anstieg von Direktinvestitionen aus kleinen Staaten wie Finnland und Belgien/Luxemburg besonders auf.

Die EU-Staaten als Gesamtheit repräsentieren auch das attraktivste Ziel für ausländischen Investoren: Um 82 Prozent hat sich der Zufluss von ausländischem Kapital im vergangenen Jahr auf 230 Milliarden Dollar erhöht. Die USA zogen 1998 ausländisches Kapital in Höhe von 193 Milliarden Dollar an - in erster Linie durch Übernahmen und Fusionen bedingt. 1997 betrug der Wert noch 109 Milliarden Dollar. Während das Engagement japanischer Firmen in den USA auf weniger als 9 Milliarden Dollar absackte, verdreifachten Konzerne aus der EU den Wert ihrer Investitionen auf 155 Milliarden Dollar. Laut Unctad wollen die Europäer vom schier unendlich lang dauernden Boom in den USA profitieren. An der Spitze der Europäer rangieren die Deutschen, die ihre Investitionen in der größten Volkswirtschaft der Welt vervierfacht haben und die Briten. Firmen aus dem Vereinigten Königreich haben den Wert ihrer Investitionen um den Faktor acht gesteigert. Zusammen führen Deutsche und Briten rund 60 Prozent aller Direktinvestitionen in den USA durch.

US-Firmen steigerten ihre Auslandsinvestitionen um 23 Milliarden Dollar auf insgesamt 133 Milliarden Dollar. Den Löwenanteil der US-Investitionen von 54 Prozent zogen die Staaten der EU an. Vornehmlich wegen des Einknickens der brasilianischen Volkswirtschaft sank der Wert der US-Direktinvestitionen in Lateinamerika um mehr als ein Viertel. Andererseits profitierten Staaten aus dem asiatisch-pazifischen Raum wie Australien, Japan und Thailand von erhöhtem Einsatz von US-Kapital. Die ost- und mitteleuropäischen Staaten lockten 1998 ebenfalls mehr Kapital an - mit Ausnahme Russlands, wo der Zufluss um 65 Prozent zurückging. Schlusslicht der Beliebtheitsskala: Afrika, das lediglich 7,9 Milliarden Dollar an Investitionen anzog.

Jan Dirk Herbermann

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