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Wirtschaft: Und ewig spart die Post

Von Bernd Hops Das Sparkonzert bei der Post nimmt skurile Züge an. Der Konzern nutzt den kompletten Spielraum der rechtlichen Regelungen bis zum Letzten aus.

Von Bernd Hops

Das Sparkonzert bei der Post nimmt skurile Züge an. Der Konzern nutzt den kompletten Spielraum der rechtlichen Regelungen bis zum Letzten aus. Das Gesetz schreibt vor, dass der Konzern in Deutschland mindestens 12 000 Filialen betreiben muss – davon 5000 eigenständig. Aber was ist eigenständig? Die Post denkt da kreativ. Sie sagt: Eigenständig bedeutet nur, dass derjenige, der einen Brief annimmt, auch auf der Gehaltsliste des Konzerns steht – egal, ob er in einer Postfiliale arbeitet oder in einem Einzelhandelsgeschäft. Die Gewerkschaft Verdi lässt das durchgehen. Hauptsache, die Beschäftigten aus Filialen, die geschlossen werden, bekommen woanders im Konzern einen Job.

Die Kunden aber sollten der Post das nicht durchgehen lassen. Denn solange die Post keine Wettbewerber akzeptieren muss, ist jeder, der Briefmarken kaufen, Päckchen versenden oder EinschreibeBriefe verschicken will, der Post ausgeliefert. Während die Post sich das Recht nimmt, ihre Kunden wahlweise in einem Versandhaus-Shop oder in einem Papierladen zu bedienen, hat der Kunde diese Wahl nicht. Klar, dass der Post diese Situation gut gefällt: Sie kann sich in ihrem Markt bewegen, wie sie will.

Es ist Zeit für eine Entscheidung. Wenn die Post auf ihrem Sparkurs und dem Weg zu einem echten Unternehmen in dem Tempo weitergehen will wie jetzt, dann muss die Bundesregierung Wettbewerber im Briefgeschäft zulassen. Wenn der Konzern sein Monopol fürs Erste behalten will, muss er sich an das Gesetz halten. Und zwar nicht nur an den Buchstaben, sondern auch an den Geist, in dem dieses Gesetz erlassen wurde.

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