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Wirtschaft: Union will Lehrlinge kürzer halten

Zahl der Ausbildungsplätze geht deutlich zurück – gleichzeitig gibt es mehr Bewerber

Berlin (ded). Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt wird immer dramatischer. Trotz aller Appelle an die Wirtschaft werden im Herbst voraussichtlich noch mehr Bewerber als im Vorjahr auf noch weniger Lehrstellen kommen, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Statistik der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht. Mit einer Reform der Berufsausbildung und einer Senkung des Lehrlingsgeldes will die Union die Unternehmen zur Schaffung von Lehrstellen bewegen. Die Gewerkschaften wiesen den Vorstoß als skandalös zurück. Auch bei Politikern der Grünen stieß der Vorschlag auf Widerstand.

Nach Angaben der Bundesagentur vom Dienstag haben sich seit Oktober 2003 bis zum März dieses Jahres 538 000 Jugendliche für eine Ausbildungsstelle beworben, das sind drei Prozent mehr als im Vorjahr. In diesem Zeitraum sind aber nur 368 300 Ausbildungsplätze, sechs Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, gemeldet worden.

Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) warnte vor einem schleichenden Verlust der Fachkräfte, sollte dieser Trend anhalten. Experten zufolge droht in Deutschland bis 2015 ein massiver Fachkräftemangel von bis zu 2,9 Millionen Menschen, wenn jetzt nicht ausreichend ausgebildet werde.

Die CDU schlägt vor, das Problem unter anderem mit geringeren Lehrlingsgehältern zu lösen. Sie stellte am Dienstag in Berlin eine Novelle des Berufsbildungsgesetzes vor. Danach soll es den Betrieben möglich sein, die Lehrlingsgehälter um bis zu einem Drittel gegenüber den ortsüblichen Tarifen zu kürzen. Denn zwei Drittel der Betriebe geben die hohen Ausbildungskosten als Grund für die rückläufigen Zahlen an, sagte Katherina Reiche, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion. Zurzeit erhalten Lehrlinge zwischen 300 und 900 Euro im Monat.

Laut CDU-Plan soll die Ausbildung künftig in Modulen, gestaffelt nach Begabung, angeboten werden. So könne ein handwerklich begabter Altenpfleger bereits nach anderthalb Jahren mit einem Zertifikat in der Tasche in den Arbeitsmarkt einsteigen. Es müsse auch möglich sein, später Teile der Ausbildung nachzuholen, sagte der CDU-Bildungsexperte Uwe Schummer. Weiterhin soll laut CDU ein Schlichtermodell garantieren, dass neue Berufsbilder künftig nach spätestens sechs Monaten anerkannt werden. Zur Zeit dauere dieser Prozess im Schnitt zwei Jahre.

Der CDU-Entwurf ruft bei den Grünen und den Gewerkschaften Empörung hervor. „Lohndumping bei Lehrlingsvergütungen ist feige und ungerecht“, sagte Steffi Lemke, Bundesgeschäftsführerin der Grünen. Sie warnte davor, Lehrlinge als billige Arbeitskräfte auszubeuten und die Misere auf ihrem Rücken auszutragen. Als „skandalös“ bewertet IG-Metall-Chef Jürgen Peters den Vorstoß der CDU. „Die Höhe der Ausbildungsvergütung ist in Tarifverträgen geregelt und darf nicht in das Belieben der Betriebe gestellt werden“, sagte er. Viele Ausbildungsvergütungen reichten schon heute nicht zu einem auskömmlichen Leben. Eine Sprecherin des Bildungsministeriums sprach von einem „peinlichen“ Gesetzentwurf.

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