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Wirtschaft: „Unsere Entscheidung für Berlin war richtig“ Continental-Chef Kellner über Trends im Luftverkehr

Herr Kellner, gerade haben sich die EU und die USA auf das neue „Open Skies“-Abkommen zur Liberalisierung des transatlantischen Flugverkehrs verständigt. Was bedeutet „Open Skies“ für Ihr Geschäft?

Herr Kellner, gerade haben sich die EU und die USA auf das neue „Open Skies“-Abkommen zur Liberalisierung des transatlantischen Flugverkehrs verständigt. Was bedeutet „Open Skies“ für Ihr Geschäft?

In erster Linie den Zugang zum Londoner Flughafen Heathrow. Für alle anderen Destinationen hätten wir früher oder später auch ohne das Abkommen Genehmigungen bekommen, nur bei unseren Londoner Transatlantikflügen gab es bisher keine Alternative zu Gatwick. Dass sich das ändert, ist für uns die wichtigste Konsequenz des Abkommens. Gleichzeitig entsteht für die europäischen Fluglinien durch „Open Skies“ ein dynamischerer Wettbewerb um Flüge in die USA.

Ein Wettbewerb, der Ihr Geschäft gefährdet?

Dem Wachstum sind natürliche Schranken gesetzt: Die Zahl der verfügbaren Langstreckenmaschinen ist begrenzt, daran wird auch „Open Skies“ nichts ändern. Continental hat gerade fünf neue Boeings vom Typ 787 geordert, vor 2013 werden die nicht fertig.

Sie sprechen von der nahen Zukunft.

Auf lange Sicht wird es mehr Wettbewerb geben, klar. Aber diese Entwicklung ist seit 20 Jahren im Gange. Als ich 1995 zu Continental kam, haben wir fünf Städte in vier Ländern angeflogen. Wenn wir ab Juni Athen und ab Oktober Mumbai ansteuern, werden es 30 Städte in 16 Ländern sein. Auch unsere transatlantischen Wettbewerber sind in diesem Zeitraum enorm gewachsen, in den USA wie in Europa. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen, aber ich sehe wenig Spielraum für ein dramatisch beschleunigtes Wachstum.

Einige europäische Fluglinien sehen das offenbar anders: Ryanair zum Beispiel stellt USA-Flüge für zehn Euro in Aussicht.

Mal sehen, wie sie das anstellen wollen. Ryanair ist als Wettbewerber nicht zu unterschätzen. Aber die Rede ist von einem Projekt in drei oder vier Jahren, für das eine Tochterfirma entstehen soll und noch keine Flugzeuge bestellt sind. Ich sage es noch einmal: Es gibt begrenzende Faktoren wie die Verfügbarkeit von Langstreckenmaschinen. Aber auch die Infrastruktur: Hier in Berlin sieht man ja, welche Komplikationen der Bau eines neuen Flughafens mit sich bringt.

Continental betreibt seit 2005 eine Direktverbindung zwischen Tegel und New York Newark. Schmieden Sie schon Pläne für den neuen Großflughafen in Schönefeld?

Wir fühlen uns wohl, wo wir sind. Der neue Flughafen ist für uns in erster Linie ein Zeichen für Berlins Potenzial. Wenn man hier ist und all diese Baukräne sieht, spürt man, dass enorme Entwicklungen im Gange sind, dass die Stadt weiter wächst. Für uns ist das ein Zeichen dafür, dass unsere Entscheidung für Berlin richtig war. Wenn wir irgendwann mehr Flüge haben und mehr Kapazität brauchen, mag der Zeitpunkt kommen, wo wir denken: Gott sei Dank, dass sie diesen neuen Flughafen gebaut haben.

In letzter Zeit häufen sich die Gerüchte über eine Fusion zwischen Continental und United Airlines.

Meine Position dazu hat sich nicht geändert. Solange die Industrie bleibt, wie sie ist, bleibt Continental unabhängig. Wenn sich die Welt ändert, werden wir tun, was am besten für unsere Angestellten und Aktionäre ist. Wenn ich eines Tages höre, dass zwei große Player in den USA zusammengehen, werde ich überlegen, was das für Continental bedeutet. Und wenn es bedeutet, dass wir fusionieren sollten, dann werden wir das tun.

Das Gespräch führte Jens Mühling.

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