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Wirtschaft: Unsichere Anleger lösen Goldrausch aus

Inflationsängste sorgen für Höchstpreise bei Edelmetall

Düsseldorf (kwi). Die Sorgen über das hohe USHaushaltsdefizit, Inflationsängste und die weltpolitische Situation haben den Goldpreis auf ein Rekordhoch katapultiert. Zu Beginn dieser Woche erreichte der Preis das höchste Niveau seit knapp sieben Jahren. Am Montag war eine Unze des Edelmetalls beim Fixing in London mit 382,25 Dollar bewertet worden. So hoch lag der Preis zuletzt im November 1996. In den vergangenen Tagen ging es dann zwar leicht bergab, aber am Donnerstag lag der Preis immer noch bei knapp 380 Dollar je Unze.

Analysten und Ökonomen empfehlen Anlegern trotzdem den Einstieg, weil sie von einer weiteren Preissteigerung ausgehen. Der Londoner Aktienstratege der Deutschen Bank, Michael Lewis, erwartet in den kommenden sechs Monaten einen Anstieg auf 400 Dollar. Allerdings könnte der Preis dabei stärkeren Schwankungen unterliegen; es sei bereits extrem lange aufwärts gegangen, und damit sei die Gefahr von Gewinnmitnahmen hoch. „Das ändert allerdings nichts an der grundsätzlich positiven Entwicklung“, sagte Lewis. Sein Kollege von HSBC Trinkaus äußert sich noch optimistischer: „Ich denke, dass wir 2004 und 2005 deutlich höhere Kurse erleben werden“, sagt der Chefökonom der Bank, Stefan Schilbe, dem Tagesspiegel. „Ich wäre nicht überrascht, wenn der Goldpreis auf 450 Dollar pro Unze steigt.“

Was sind die Gründe dafür? „Der Goldpreis ist Ausdruck der globalen Unsicherheit in Bezug auf den Dollar“, sagt Schilbe. Die USA hätten ein schwaches Wachstum. Hinzu käme: Die Struktur des amerikanischen Wachstums sei problematisch, weil es sich auf eine „extrem expansive Geld- und Fiskalpolitik“ gründe. Das amerikanische Haushaltsdefizit „ufert wegen der Steuerpakete und der geopolitischen Situation völlig aus und das Maß der Auslandsverschuldung steigt dramatisch an und unterminiert den Dollarwert“, sagt Schilbe. Experten sorgen sich daher, dass die Inflation wieder aufleben könnte.

Als einen weiteren Grund für den hohen Goldpreis wird die Schwäche des Dollars gegenüber dem Euro genannt. Denn häufig steigt der Goldpreis, wenn der Dollar abwertet. Und bis zum Jahresende dürfte sich der Dollar auf 1,22 US-Dollar pro Euro abwerten – schätzen jedenfalls einige Analysten.

Bis zu zehn Prozent Gold im Depot

HSBC Trinkaus empfiehlt Anlegern deshalb, ihrem Depot fünf bis zehn Prozent Gold beizumischen. Allerdings warnen sie auch vor Nachteilen. Je nach Institut könnten An- und Verkaufspreis des Edelmetalls bis zu zehn Prozent auseinander liegen. Hinzu kommen die Depotkosten von rund einem Prozent jährlich. HSBC Trinkaus-Chefökonom Schilbe zur Politik der Banken: „Ein Kursanstieg des Goldpreises muss also erst einmal verdient werden.“

Doch nicht nur Gold, auch Silber erreichte in den vergangenen Tagen Höchststände. Im Sog des Goldes stieg der Silberpreis auf den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren. Die Preisentwicklung könnte aber nicht nur mit dem Gold zu tun haben, sondern auch ein Signal sein für eine konjunkturelle Erholung zu tun haben, meint etwa Michael Lewis von der Deutschen Bank. Denn Silber werde sehr stark von der Fotoindustrie verwendet.

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