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Besser festhalten. RWE, BASF, Henkel und – wie hier in München – die Allianz weckten am Donnerstag auf Pressekonferenzen auch Zweifel am Geschäftsverlauf. Foto: Reuters

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Unsicherer Auftritt: Dax-Unternehmen blicken skeptisch in die Zukunft

Gleich vier Dax-Konzerne legten am Donnerstag ihren Jahresabschluss vor: Die Gewinne sind hoch, die Weltwirtschaftskrise scheint überwunden. Trotzdem hält sich der Optimismus in Grenzen.

Berlin - Aktienhändler hatten den Tag „Super-Thursday“ getauft, da am Donnerstag gleich vier der größten heimischen Konzerne ihre Jahresabschlüsse für 2010 vorgelegt haben. Sie alle haben Milliardengewinne verbucht, die Weltwirtschaftskrise offenbar sehr gut verarbeitet. Doch politische Unruhen und extrem steigende Rohstoffpreise trüben den Ausblick bei allen Unternehmen, weshalb der Tag kurzfristig orientierten Anlegern eher als Kummer-Thursday in Erinnerung bleiben dürfte.

RWE erwartet drei magere Jahre

Das gilt vor allem für Aktionäre des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns RWE. Der Wert ihrer Papiere brach gestern um gut fünf Prozent regelrecht ein. RWE war das Schlusslicht im Dax – obwohl das Unternehmen 2010 erneut ein Rekordgewinn präsentiert hatte: Das Betriebsergebnis kletterte um gut acht Prozent auf 7,7 Milliarden Euro. Der Versorger steigerte zudem unter anderem durch einen höheren Strom- und Gasabsatz und die Rückkehr des Kernkraftwerks Biblis ans Stromnetz die Erlöse um knapp zwölf Prozent auf 53,3 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen wie im Vorjahr eine Dividende von 3,50 Euro je Aktie erhalten.

Händler reagierten ängstlich, da 2011 das Betriebsergebnis um 20 Prozent niedriger ausfallen soll, wie RWE-Chef Jürgen Großmann in Essen sagte. Er verwies auf die Belastungen durch die neue Brennelementesteuer für Atomkraftwerke. „Der mittelfristige Ausblick bleibt verhalten“. Erst 2013 soll das Betriebsergebnis bei rund fünf Milliarden Euro liegen.

Allianz warnt vor neuem EU-Recht

Auch Europas größter Versicherer Allianz trübte den Ausblick mit Verweis auf die Politik. Konzernchef Michael Diekmann sagte in München, dass er für dieses Jahr noch vorsichtig optimistisch sei – schürte aber zugleich Angst bei Anlegern wie Kunden vor den EU-Plänen für verschärfte Eigenkapitalvorschriften. Diese würden sich zu einer „Bedrohung“ für die Zukunft der klassischen Lebensversicherung entwickeln. Noch aber brummt das Geschäft. Der Konzernüberschuss für 2010 stieg trotz hoher Katastrophenschäden gegenüber dem Vorjahr um ein Fünftel auf 5,05 Milliarden Euro. Allianz will die Dividende deutlich um fast zehn Prozent auf 4,50 Euro pro Aktie erhöhen. „Wir sind hoch profitabel und finanziell gestärkt aus den Krisenjahren 2008 und 2009 hervorgegangen“, sagte Diekmann. Beim Umsatz erzielte die Allianz im vergangenen Jahr einen neuen Rekord: Die Erlöse stiegen um mehr als neun Prozent auf 106,5 Milliarden Euro.

Henkel hebt die Preise an

Der Konsumgüterkonzern bereitet Kunden auf Preissteigerungen „im hohen einstelligen Prozentbereich“ vor, wie Henkel-Chef Kasper Rorsted in Düsseldorf sagte. An die Aktionäre gerichtet, sagte er: „Eine Herausforderung bleiben die steigenden Rohstoffpreise, die sich vor allem im ersten Halbjahr bemerkbar machen werden.“ Der weltgrößte Klebstoffhersteller und Persil-Produzent ist von Stoffen abhängig, die wesentlich auf Öl basieren. Die Unruhen in Nordafrika hatten den Ölpreis in den letzten Tagen deutlich anziehen lassen.

Das abgelaufene Geschäftsjahr verlief jedoch auch bei Henkel unterm Strich „hervorragend“, wie Rorsted sagte: 2010 konnte man den Gewinn nahezu verdoppeln: Der Jahresüberschuss kletterte nach starken Kostensenkungen und dem Streichen tausender Stellen um 82 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Damit verdiente der Konzern fast wieder so gut wie vor der Krise. Der Umsatz nahm um gut elf Prozent auf die Rekordhöhe von gut 15 Milliarden Euro zu. Die Dividende für 2010 soll von 0,53 Euro im Vorjahr auf 0,72 Euro je Vorzugsaktie steigen.

BASF sorgt sich um Rohstoffkrise

Auch die Aktionäre des weltgrößten Chemiekonzerns BASF können mit einer deutlich höheren Dividende rechnen. Sie soll von 1,70 im Jahr 2009 auf 2,20 Euro je Aktie steigen. 2010 schloss BASF mit Höchstwerten bei Umsatz und Ergebnis ab, nach deutlichen Einbrüchen im Krisenjahr 2009. Das operative Ergebnis vor Sondereffekten stieg um gut zwei Drittel auf 8,14 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 4,56 Milliarden Euro, das war gut dreimal so viel wie im Vorjahr. Der Umsatz kletterte um 26 Prozent auf 63,87 Milliarden Euro. „Insgesamt sind wir optimistisch für das erste Quartal und Gesamtjahr“, sagte Konzernchef Jürgen Hambrecht. Weltweit wolle man 2900 Arbeitsplätze schaffen Kopfzerbrechen bereiten ihm aber die politischen Unruhen in Libyen. Die BASF-Tochter Wintershall ist seit 1958 in dem Land und förderte dort bislang täglich 100 000 Barrel Öl. Zu Beginn der Woche stellte Wintershall die Produktion von Öl und Gas dort ein. „Wann sie wieder angefahren werden kann, lässt sich momentan noch nicht abschätzen“. mit rtr/dpa

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