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Wirtschaft: Unter den Wipfeln ist die Nachfrage wohl grenzenlos Waldgrundstücke sind als Geldanlagen und als private Brennholzreservoirs begehrt wie nie

Angesichts großer Unsicherheiten an den Finanzmärkten suchen immer mehr Anleger ihr Heil in Sachwerten. Doch die Auswahl ist begrenzt.

Angesichts großer Unsicherheiten an den Finanzmärkten suchen immer mehr Anleger ihr Heil in Sachwerten. Doch die Auswahl ist begrenzt. Auf der Suche nach Alternativen zu traditionellen Anlagen wie Wohnimmobilien oder Gold glauben nun immer mehr Anleger, dass sie besser in den Wald gehen.

„Wald als Anlageform erlebt definitiv einen Boom“, sagt Professor Andreas Schulte vom Wald-Zentrum der Universität Münster, „denn Wald ist wertstabil, absolut inflationssicher, und wirft eine stetige, wenn auch geringe Rendite ab.“ Im Vergleich zu anderen Sachwerten hat der Wald zudem einen entscheidenden Vorteil: Er wächst stetig, überdauert Finanzkrisen und Weltkriege und hat über die Jahrhunderte nicht an Wert verloren. Diese positiven Eigenschaften haben sich herumgesprochen. Die Nachfrage nach der Ressource Wald übersteigt das Angebot heute bei Weitem, und die Preise klettern rund um den Globus.

Allein in Brandenburg sind die Bodenpreise für Forsten von 2006 bis 2010 um 136 Prozent gestiegen. Wie im „Grundstücksmarktbericht im Land Brandenburg 2010“ nachzulesen, wurde ein Quadratmeter Wald im Jahr 2006 mit durchschnittlich elf Cent gehandelt, während 2010 schon 26 Cent pro Quadratmeter zu zahlen waren. Tendenz steigend. „Es ist eine unbegrenzte Nachfrage da“, so Enno Rosenthal, Vorsitzender des Waldbauernverbandes Brandenburg. „Es drängt so viel Kapital auf den Markt, vor allem aus den alten Bundesländern, dass Wald hierzulande sofort verkäuflich ist.“

Die gleiche Erfahrung macht auch Matthias Knake, der beim Auktionshaus Karhausen für den Bereich Wald und Forst zuständig ist: „Seit wir 2007 Wald mit ins Angebot genommen hatten, ist jeder Wald versteigert worden, egal welche Qualität er hatte und egal wie schlecht die Holzpreise waren.“

Knake unterscheidet drei unterschiedliche Typen von Waldkäufern: Auf der einen Seite jene, die einfach ihre „Liquidität parken“ wollen und sich den Wald „für später hinlegen“. Zum anderen Forstbetriebe, die den Wald abernten und anschließend mit Profit wieder verkaufen und schließlich Privatanleger, die sich Kleinstflächen von teilweise nur 2000 Quadratmeter zulegen, um ihren persönlichen Holzbedarf zu decken. „Gerade in diesem Bereich werden zurzeit Fantasiepreise erzielt“, so Knake. „Die Leute wissen, dass sie da ihr Brennholz für die nächsten zehn Jahre rausholen können und sind dann auch gern bereit, drei Euro für einen Quadratmeter zu zahlen, der eigentlich nur 30 Cent kostet.“

Der Wald als persönliches Brennholzreservoir – für Andreas Schulte ist das in Zeiten galoppierender Holzpreise und drohender Brennholzknappheit eine durchaus sinnvolle und rentable Sache, „denn der Wert des Waldes bemisst sich dann nicht nach der Qualität des Bauholzes, sondern nach den Kilowattstunden, die im Holz gespeichert sind“.

Doch egal ob Selbstversorger oder Großinvestor, wer heute in Wald investieren will hat ein fundamentales Problem: Er wird kaum welchen bekommen. Die bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG), einer der größten Anbieter im Segment, hat seit 1992 mehr als 540 000 Hektar Wald in den neuen Ländern privatisiert und verfügt heute „nur“ noch über 69 000 Hektar forstwirtschaftliche Fläche. „Das ist durch“, sagt Enno Rosenthal, „da gibt’s nur noch Restbestände.“

Auch die Bundesländer sind mit Verkäufen sehr zurückhaltend oder dürfen, wie zum Beispiel das Land Brandenburg, Wald qua Gesetz gar nicht erst veräußern. Bleiben die privaten Waldbesitzer und Körperschaften, denen immerhin sieben der insgesamt elf Millionen Hektar Wald in Deutschland gehören. Doch auch die trennen sich nur selten von ihrem Besitz, denn Wald ist ein Generationengeschäft.

Wer dennoch das Glück hat, ein Stück am Waldrand abzubekommen, muss sich über die Besonderheit der Anlage im Klaren sein: Wald will gepflegt werden, er verursacht laufende Kosten und die Rendite ist je nach Größe und Bestand vergleichsweise gering oder gar nicht vorhanden. In Brandenburg etwa, wo über 70 Prozent des Bestands Kiefern sind, werden pro Jahr und Hektar durchschnittlich 3,4 Festmeter Holz aus dem Wald getragen. Das bedeutet einen Ertrag von maximal 80 bis 120 Euro pro Hektar. Wer nicht nur seine Brennholzkosten drücken will, sondern vom Wald leben möchte, der müsste schon einige hundert Hektar erwerben – und mithin mehrere hunderttausend Euro in die Hand nehmen.

Da dies die Möglichkeiten der meisten Anleger übersteigt, bleibt die Ergänzung des Portfolios mit Kleinflächen. Nur: Je kleiner der Wald, desto unrentabler die Bewirtschaftung. Enno Rosenthal empfiehlt, sich eine mindestens zehn Hektar große und vor allem zusammenhängende Fläche zuzulegen. Denn ein Kleinstwaldbesitzer, der beispielsweise eine einzelne Eiche aus seinem Bestand fällen möchte, wird den Stamm nur schwer vermarkten können, selbst wenn dieser hundert Jahre alt ist. Sind die Bestände zudem noch so wenig werthaltig wie in weiten Teilen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns, kann der Wald auch zum Minusgeschäft werden. „Die Idee, da aus fünf Hektar eine Rendite zu ziehen, ist Folklore“, sagt Schulte.

Denn Wald wächst zwar stetig, er kostet aber auch stetig: Grundsteuer, Abgaben für den Wasser- und Bodenverband und die Berufsgenossenschaften sowie gegebenenfalls auch Aufwendungen für die Beförsterung summieren sich auf etwa 20 bis 30 Euro pro Hektar und Jahr. Hinzu kommen Risiken wie Waldbrände, Stürme, Schädlinge wie der Borkenkäfer und Wildverbiss. Um vor bösen Überraschungen und Fehlkalkulationen gefeit zu sein, empfehlen Fachleute Neu-Waldbesitzern daher eine Mitgliedschaft in Forstbetriebsgemeinschaften.

Die direkte Investition in Wald ist also nichts für jedermann. Wer als Kleinanleger in der Holzklasse mitspielen will, kann sich aber bei Fonds umsehen. Die investieren auf der ganzen Welt, zum Beispiel in Rumänien. Dort ist ein Hektar Wald schon für rund ein Drittel der deutschen Preise zu haben.

Am 28. und 29. Oktober veranstaltet die Waldbauernschule Brandenburg e.V. im Großraum Schorfheide eine Weiterbildung für Waldbesitzer. Schulungsthemen sind Waldschutz, Waldbau Buche, Holzmarkt und Betriebswirtschaft. Der Unkostenbeitrag für das zweitägige Seminar im Naturfreundehaus, Am Üdersee, Üdersee Süd 111 in 16244 Finowfurt beträgt 30 Euro. Anmeldungen unter Tel. 03 3 9 20 / 506 10 oder per E-Mail: waldbauern@t-online.de

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