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Bertelsmann-Spitze. Hartmut Ostrowski (l.) übergibt an Thomas Rabe. Foto: dpa

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Unternehmen: Bertelsmann-Chef Ostrowski tritt zurück

Es ist ein überraschender Führungswechsel beim größten Medienkonzerns Europas: Bertelsmann-Finanzvorstand Thomas Rabe beerbt seinen bisherigen Chef Hartmut Ostrowski.

Ostrowski wird abgelöst vom bisherigen Finanzvorstand Thomas Rabe (46); Ostrowski (53) wechselt „aus persönlichen Gründen“ in den Aufsichtsrat. „Der Wechsel erfolgt freundschaftlich und einvernehmlich“, teilte Bertelsmann am Montag mit. Ostrowskis Vertrag endet regulär erst Ende 2012.

Der Gütersloher Medienkonzern, zu dem unter anderem der TV-Sender RTL, der Buchverlag Random House und die Zeitungs- und Zeitschriftengruppe Gruner + Jahr gehören, hatte die Finanzkrise 2009 dank eines drastischen Sparprogramms gut überstanden. Ostrowski und Rabe erwiesen sich dabei trotz unterschiedlicher Charaktere und Karrieren als eingespieltes Saniererteam. So wurde das Buchclubgeschäft schrittweise zusammengeschrumpft, das Musikgeschäft wurde mit dem Rechtehandel vorsichtig wieder aufgebaut. Zugleich reduzierte das Management die Verschuldung.

Rabe profilierte sich als eloquenter und sachkundiger Finanzvorstand, der zwischenzeitlich eigene Pläne außerhalb des Bertelsmann-Konzerns verfolgte – allerdings vergeblich. So scheiterte am Widerstand des mächtigen Bertelsmann-Aufsichtsrates Ende 2009 sein Wechsel auf den Chefsessel des RTL-Konkurrenten Pro Sieben Sat1. Auch beim Mischkonzern Haniel, der Rabe interessiert hatte, landete der Manager nicht, weil die Bertelsmann-Eigentümerfamilie Mohn ihn halten wollte. Rabe hatte organisiert, dass Bertelsmann 2006 ein Börsengang erspart blieb, weil der Konzern die Anteile des belgischen Investors GBL für 4,5 Milliarden Euro übernahm. Anfang 2011 verlängerte er seinen Vertrag in Gütersloh.

Angesichts der Risiken für die Konjunktur gaben sich Ostrowski und Rabe zuletzt vorsichtiger. Nach dem Rekordjahr 2010 tritt Bertelsmann im laufenden Jahr etwas kürzer. „Beim operativen Gewinn sind wir etwas vorsichtiger als bislang“, sagte Finanzchef Rabe Ende August. Bertelsmann werde 2011 nicht – wie im Vorjahr – 1,85 Milliarden Euro operativ verdienen, sondern etwas weniger. Im vergangenen Jahr hatte das 125 Jahre alte Unternehmen bei einem Umsatz von 15,8 Milliarden Euro unter dem Strich 656 Millionen Euro verdient. Der Konzern beschäftigt weltweit rund 104 000 Mitarbeiter.

Bertelsmann-Aufsichtsratschef Gunter Thielen verspricht sich viel von Rabe, dessen Nachfolger im Finanzressort zu einem späteren Zeitpunkt benannt werden soll: „Wir sind sicher, dass wir mit ihm einen Unternehmer an der Spitze haben, der weitere Impulse für die Wachstumsstrategie und die Weiterentwicklung von Bertelsmann setzen wird.“ Rabe verantwortete unter anderem auch die Beteiligungen des Konzerns am Musikrechteunternehmen BMG Publishing, einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Finanzinvestor KKR. Thielen lobte am Montag zugleich die Verdienste Ostrowskis: „Er hat das Unternehmen in schweren Zeiten geführt.“

Ostrowski, der schon seit 1982 für Bertelsmann tätig ist, übernahm erst Anfang 2008 den Vorstandsvorsitz des Unternehmens. Bereits seit 2002 war der bodenständige Westfale als Chef des zum Konzern gehörenden Medien- und Kommunikationsdienstleisters Arvato Mitglied des Bertelsmann-Vorstandes. mot

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