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Unternehmen: Dussmann kocht für die italienische Polizei

Der Berliner Dienstleistungs- und Pflegekonzern bekocht nicht nur seit April die gesamte italienische Polizei, auch sonst hat das Unternehmen "interessante Neuaufträge". So bleibt Dussmann trotz Krise zuversichtlich.

Berlin - Ein bisschen irritierte es schon, als Dussmann-Chef und Pflegeheimbetreiber Thomas Greiner bei der Bilanzvorlage von Robotern berichtete, die in Japan bereits zur Altenpflege eingesetzt werden. Sollten die Sparzwänge angesichts von Wirtschaftskrise und Pflegenotstand so weit gehen, dass die Idee von Dussmann nach Deutschland importiert wird? „Nein, nein“, wehrte Greiner am Dienstag in Berlin schleunigst ab. „Das ist für uns kein Thema.“

Auch ohne Roboter hat der Dienstleistungskonzern die Kosten im vergangenen Jahr kräftig gedrückt. Während der Umsatz um 5,6 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro stieg, kletterte der Gewinn um 18 Prozent. Die absolute Zahl nennt das Familienunternehmen traditionell nicht. „Wir wachsen über alle Geschäftsbereiche überproportional, sowohl in Deutschland als auch im Ausland“, sagte Greiner. Am stärksten wächst die Altenheimsparte. Für das laufende Jahr will die Dussmann-Gruppe in ähnlicher Größenordnung zulegen wie 2008. Und auch Zukäufe auch künftig verzichten.

Dussmann ist Berlinern vor allem wegen des „Kulturkaufhauses“ an der Friedrichstraße bekannt. Das macht allerdings nur gut zwei Prozent des Gesamtumsatzes aus, während die Dienstleistungssparte knapp 80 Prozent und die Altenheimsparte Kursana gut 18 Prozent zum Umsatz des Konzerns beisteuern (siehe Grafik), der in 26 Ländern aktiv ist und fast 53 000 Menschen beschäftigt. Gut 1500 Menschen wurden allein im vergangenen Jahr eingestellt.

Nach Angaben von Geschäftsführer Greiner kann der Konzern von der Wirtschaftskrise auch profitieren. Viele Unternehmen lagerten Dienstleistungen wie Gebäudereinigung und Catering aus, um Kosten zu sparen und suchten dafür Anbieter „aus einer Hand“. Die Dussmann-Gruppe habe daher „interessante Neuaufträge“ verbuchen können. So reinigt das Unternehmen neuerdings die Flughäfen von Abu Dhabi, versorgt seit Oktober die Mitarbeiter des japanischen Autoherstellers Honda in China auch mit Sushi, bekocht seit April die gesamte italienische Polizei und bewacht die Parkanlagen im Potsdamer Schloss Sanssouci.

Doch auch bei Dussmann zeigen sich Spuren der Krise: Viele Catering-Kunden hätten die Subventionen beim Werksessen gestrichen oder ließen die Büros weniger oft putzen als vorher, um Geld zu sparen. Andere seien gezwungen, ganz dichtzumachen, wie der insolvente Speicherchiphersteller Qimonda, der ebenfalls zu Dussmanns Kunden zählt. „Am Ende können wir das ausgleichen“, beteuert Greiner.

Bis Ende des Jahres will Dussmann entscheiden, ob der Konzern eigene Kindertagesstätten eröffnet. Der Bedarf sei regional sehr groß, Voraussetzung sei aber eine Gleichbehandlung von privaten und öffentlichen Trägern. Außerdem werde geprüft, ob der Konzern seine stationären Pflegeangebote um ambulante Pflege – gemeint sind haushaltsnahe Dienstleistungen – erweitert. Hier müsste er mit gemeinnützigen Anbietern wie dem Roten Kreuz oder der Diakonie konkurrieren.

In der Altenheimsparte Kursana stieg der Umsatz im vergangenen Jahr mit gut neun Prozent am stärksten. Zurzeit betreibt Dussmann 108 Häuser in fünf Ländern, weitere sechs sollen in diesem Jahr hinzukommen.

Maren Peters

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