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Wirtschaft: Unternehmen fährt 1999 hohen Verlust ein

Der bereits totgesagte "Patient" Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hat die Intensivstation verlassen, obwohl das Unternehmen auch das vergangene Jahr mit einem Jahresfehlbetrag in Höhe von 625,2 Millionen Mark abgeschlossen hat. BVG-Chef Rüdiger vorm Walde führte den Fehlbetrag bei der Bilanzvorlage am Mittwoch in Berlin auf Sonderfaktoren zurück.

Der bereits totgesagte "Patient" Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hat die Intensivstation verlassen, obwohl das Unternehmen auch das vergangene Jahr mit einem Jahresfehlbetrag in Höhe von 625,2 Millionen Mark abgeschlossen hat. BVG-Chef Rüdiger vorm Walde führte den Fehlbetrag bei der Bilanzvorlage am Mittwoch in Berlin auf Sonderfaktoren zurück. Ohne Vorsorgemaßnahmen hätte das operative Ergebnis bei 123,7 Millionen Mark gelegen, was um 14,4 Millionen Mark besser lag, als in der Planung vorgesehen. Im Vorjahr betrug der Verlust, bedingt vor allem durch außerordentliche Erträge, 46,9 Millionen Mark. Umgesetzt hat die BVG 9,1 Milliarden Mark.

Zu den Sonderfaktoren gehören Rückstellungen in Höhe von 390 Millionen Mark für Personal- und Strukturmaßnahmen. Die BVG will die Zahl ihrer Mitarbeiter in den nächsten Jahren um weitere 3000 reduzieren. Derzeit beschäftigt sie noch knapp 15 000 Mitarbeiter. 1993 waren es noch über 25 000. Wer die BVG freiwillig verlässt, erhält eine Abfindung in Höhe von maximal 100 000 Mark. Bei annähernd gleicher Verkehrsleistung ist die Produktivität durch den Personalabbau um 70 Prozent gestiegen. Damit liege die BVG in der Spitzengruppe der europäischen Verkehrsbetriebe, sagte vorm Walde.

Die Unternehmensführung versucht, Mitarbeiter zu einem Wechsel in das Tochterunternehmen Berlin Transport zu bewegen, dessen Tariflöhne etwa ein Drittel unter dem BVG-Niveau liegen. So will der Verkehrsbetrieb für künftige Ausschreibungen im europäischen Wettbewerb konkurrenzfähig werden.

Weitere 111,5 Millionen Mark hat die BVG wegen der ungeregelten Einnnahmenaufteilung zwischen ihr und der S-Bahn GmbH sowie der Bahn AG zurückgestellt. Diese Summe muss die BVG nach dem zwischen dem Senat und der Bahn AG vereinbarten Aufteilungsschlüssel aufbringen, wogegen sich der Betrieb wehrt. Derzeit wird dazu ein Gutachten erstellt. Nach Ansicht der BVG gefährdet die vorgesehene Einnahmenaufteilung das Sanierungskonzept. Belastet wurde das Ergebnis zudem durch ausgebliebene Erstattungsbeträge des Senats für Sozialtarife zwischen 1995 und 1997 in Höhe von 91,5 Millionen Mark, die jetzt bilanziert wurden. Ohne diese Faktoren hätte das bereinigte Ergebnis 32,2 Millionen Mark als Verlust ergeben.

Die BVG investierte im vergangenen Jahr 570 Millionen Mark. Davon profitierten nach Angaben von Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (CDU), der Aufsichtsratsvorsitzender der BVG ist, zu 90 Prozent Betriebe in der Region Berlin-Brandenburg. Damit seien etwa 5000 Arbeitsplätze gesichert worden. Allerdings verzichtet die BVG zunächst auf weitere Bestellungen von U-Bahn-Fahrzeugen. Das Unternehmen nimmt nur 46 H-Züge von Adtranz ab, eine Option auf insgesamt 115 Züge wird nicht wahrgenommen. Deshalb finden zur Zeit Verhandlungen über einen Mindermengen-Zuschlag statt. Statt neue Bahnen zu kaufen, lässt die BVG alte Züge modernisieren. Für 32 Wagen läuft derzeit eine Ausschreibung.

kt

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