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Wirtschaft: Unternehmen trauen sich wieder mehr zu

Ifo-Geschäftsklima steigt - Skepsis bei Verbänden

Berlin/München Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juni weiter deutlich verbessert. Der vom Münchner Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklimaindex stieg kräftiger, als Experten erwartet hatten. Im Juni hatte das Barometer erstmals seit vier Monaten nach oben ausgeschlagen. Jetzt wächst die Hoffnung, dass sich nicht nur die Stimmung aufhellt, sondern die Unternehmen auch ihre Investitionspläne verwirklichen und der private Konsum anzieht. Die Frankfurter Börse reagierte mit Kursgewinnen und fiel erst nach Veröffentlichung des schwächeren US-Verbrauchervertrauens zurück.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sah durch den Ifo-Index die guten Konjunkturaussichten bestätigt. „Wir befinden uns jetzt fest auf Wachstumskurs und es wird weiter aufwärts gehen“, erklärte er in Berlin. Die Union reklamierte den positiven Trend dagegen für sich. Zuletzt hatten auch die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten Finanzmarktexperten wieder mehr Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung gewonnen. Das von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelte Konsumklima hatte sich hingegen wieder eingetrübt. Die GfK wird an diesem Mittwoch aktuelle Daten vorlegen.

„Ein erster Silberstreif am Konjunkturhorizont ist zu sehen“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Dienstag. Die 7000 befragten Unternehmen beurteilten vor allem ihre Perspektiven für die nächsten sechs Monate deutlich besser. Der Index stieg um über zwei Punkte auf 95 Zähler. „Das ist ein fantastischer Wert“, sagte Andreas Scheuerle von der Deka-Bank. „Die Firmen setzen auf den Export, den niedrigen Euro und sich drehende weltwirtschaftliche Indikatoren.“ Die Ifo-Daten fügten sich gut ein in das Bild einer sich belebenden Wirtschaft in Deutschland.

Zurückhaltender bewertete hingegen Reinhard Kudiß, Konjunkturexperte des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), die Ifo-Zahlen. „Die Stimmung ist das eine, Aufträge und Auslastung der Produktion das andere“, sagte er dem Tagesspiegel. In den meisten Branchen sei die aktuelle Lage schlechter als das gute Geschäftsklima andeute. „Viele Unternehmen haben optimistische Erwartungen, aber es kommt darauf an, dass diese Erwartungen nicht enttäuscht werden“, sagte Kudiß mit Blick auf einen möglichen Regierungswechsel, der nach Meinung vieler Unternehmer neuen Schwung in die Reformpolitik bringen könnte. Der BDI hatte bereits am Wochenende in seinem Konjunkturausblick mitgeteilt, die konjunkturellen Perspektiven böten „wenig Grund zum Jubeln“. Deutschland könne froh sein, wenn es 2005 ein Wachstum von einem Prozent erreiche. 2004 war die Wirtschaftsleistung noch um drei Prozent gestiegen.

Auch im Maschinenbau, der zuletzt einen massiven Rückgang der Aufträge aus dem In- und Ausland verkraften musste, bewertet man die Ifo-Zahlen vorsichtig. „Der Ifo-Index verspricht eine Belebung der Nachfrage, aber die Erwartungen der Unternehmen sind noch sehr sprunghaft“, sagte Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Branchenverbandes VDMA, dem Tagesspiegel. Diesen Mittwoch veröffentlicht der Verband die Zahlen zur Auftragslage der Branche im Juni. „Wir haben den Eindruck, dass sich auch etwas bei der Inlandsnachfrage tut“, so Wiechers. Im Mai lag der Auftragseingang im Maschinenbau um acht Prozent unter dem Ergebnis des starken Vorjahres.mot

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