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Partnerwechsel. Mitarbeiter von Immobilienscout gehen einmal im Monat mit einem Kollegen aus einer anderen Abteilung zum Mittagessen.

© Promo/M. Hämmerlein

Unternehmenskulturen: Schöner Arbeiten

Fitnessstudio, Lunchdates, Entwicklungschancen oder Wiedereinstiegshilfen nach der Elternzeit: Wie Unternehmen bei Mitarbeitern punkten – und warum das für sie immer entscheidender wird.

Seit acht Jahren arbeitet Tobias Hübscher bei Ebay Deutschland in Dreilinden bei Berlin. Und während viele andere Menschen auf dem Weg ins Büro vom großen Jobfrust geplagt sind, freut er sich an jedem Morgen wieder auf die Arbeit und die Kollegen. „Wir haben eine sehr gute Arbeitsatmosphäre“, sagt der Leiter der Mitarbeiterkommunikation. Man duze sich, lache viel und trage selbst in Meetings mit den Konzernchefs Jeans statt Anzug. „Wir haben flache Hierarchien. Alle arbeiten in Großraumbüros mit individuell gestaltbaren Arbeitsplätzen. Wenn man Fragen hat, geht man einfach zu den Kollegen am Nachbartisch“, erzählt er. Selbst Praktikanten können eigene Projekte verwirklichen. Nach der Arbeit feiert man zusammen oder trainiert mit den Kollegen im hauseigenen Fitnessstudio.

Rankings für Unternehmen

Für Ebay hat Hübscher die Teilnahme an der Benchmarkstudie „Deutschlands Beste Arbeitgeber 2012“ koordiniert. Dahinter steht das in den USA gegründete Forschungs- und Beratungsunternehmen Great Place to Work, das in mehr als 45 Ländern weltweit gegen eine Gebühr Firmen bei der Entwicklung einer „mitarbeiterorientierten Arbeitsplatzkultur“ unterstützt. Auf der Basis einer Mitarbeiterbefragung ermittelt Great Place to Work Deutschland in Köln jährlich die attraktivsten Arbeitgeber bundesweit. Ebay schaffte es bei den Unternehmen unter 1000 Mitarbeitern auf Platz 14.

In diesem Jahr wird es neben der Deutschlandstudie zum ersten Mal einen Wettbewerb für die Region Berlin-Brandenburg geben (siehe Kasten) . „Ziel ist es, die Arbeitsplatzqualität und Arbeitgeberattraktivität der Unternehmen zu fördern, besonders attraktive Arbeitgeber als Vorbilder zu ermitteln und auszuzeichnen und damit den Wirtschaftsstandort insgesamt zu stärken“, sagt Projektleiter Christoph Ehrsam. Die besten der Unternehmen werden dann mit dem Great Place to Work-Siegel „Beste Arbeitgeber in Berlin-Brandenburg“ ausgezeichnet.

Auch die Berliner Immobilienscout GmbH war 2012 dabei und schnitt mit dem achten Platz in der Kategorie 500 bis 2000 Mitarbeiter im bundesweiten Vergleich gut ab. Die Mitarbeiterbefragung, die, neben der Selbstdarstellung des Unternehmens, zwei Drittel der Bewertung ausmacht, gab dem Unternehmen wichtige Impulse für Veränderungen. „Wir haben danach zum Beispiel jegliche Zeiterfassungssysteme abgeschafft, ein 360-Grad-Feedback für Führungskräfte und Maßnahmen für Mitarbeiter in Elternzeit eingeführt, die ihnen den Wiedereinstieg erleichtern sollen“, berichtet Sprecher Ergin Iyilikci. Zudem hat das Unternehmen ein „Innovations-Lab“ eingerichtet, indem jeder Mitarbeiter seine Ideen einbringen und – wenn sie für gut befunden werden – auch selbst umsetzen kann. Damit sich die 595 Mitarbeiter untereinander besser kennen lernen, organisiert das Unternehmen Lunchdates. „Einmal im Monat geht man mit einem Kollegen aus einer anderen Abteilung Mittagessen“, erklärt Iyilikci. Das trage zu einer besseren Arbeitsatmosphäre und Vernetzung bei.

Der Mitarbeiter hat die Wahl

Für die Unternehmen kann es sich durchaus lohnen, bei solchen Wettbewerben dabei zu sein. Für die Mitarbeiter attraktiv zu sein, wird für sie immer wichtiger, sagt Gernold Frank. Er ist Wirtschaftsprofessor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin. „Während es früher gang und gäbe war, Leute in den Vorruhestand zu schicken, steht es bei der aktuellen demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung ganz oben auf der Agenda der Firmen, Wege zu finden, an gute Leute zu kommen und sie langfristig zu binden“, sagt Frank.

Hoch qualifizierte Absolventen suchen sich ihren Arbeitgeber gut aus. „Während man junge Arbeitnehmer früher mit Dienstwagen und hohem Gehalt locken konnte, achten sie heute auch auf andere Faktoren, etwa auf die Perspektive, die ihnen ein Unternehmen bietet“, sagt Frank. „Sie wollen wissen, wie sie sich weiterentwickeln und -qualifizieren können und die Teams zusammengestellt werden.“ Auch Kinderbetreuung und Work-Life-Balance gewinne an Bedeutung.

„Der Wunsch nach einem ausgeglichenem Verhältnis von Leben und Arbeit ist größer geworden“, bestätigt Holger Koch, Geschäftsführer des Berliner Trendence Institutes, das regelmäßig für die repräsentative Studie „Young Professional Barometer“ junge Talente mit bis zu acht Jahren Berufserfahrung nach ihren Wunscharbeitgebern befragt. Google und BMW führten 2011 die Liste ihrer beliebtesten Arbeitgeber an.

„Um Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden, ist es wichtig, dass sie ihre Arbeit flexibel gestalten können. Auch auf das Betriebsklima und die Verbindlichkeit von Zusagen legen Mitarbeiter wert“, sagt HTW-Professor Frank. So sollte beispielsweise das Versprechen, für das Unternehmen ins Ausland zu gehen, von Führungskräften und der Personalabteilung ernst genommen werden.

Um sich über Firmen zu informieren, nutzen Absolventen laut Frank die großen Recruiting-Veranstaltungen und die Online-Auftritte der Unternehmen. Aber auch soziale Netzwerke, Arbeitgeber-Bewertungsplattformen wie Kununu.com und – derzeit noch wichtiger – der Freundes- und Bekanntenkreis spielen eine Rolle. Mit Auszeichnungen wie „Deutschlands Beste Arbeitgeber“, oder dem BestPersAward vom Institut für Managementkompetenz der Universität des Saarlandes können Firmen ebenfalls punkten.

Das bekommen auch die Personalentscheider von Immobilienscout zu spüren. Derzeit hat das Unternehmen 50 offene Stellen ausgeschrieben. „Bei den Bewerbungsgesprächen sagen viele, dass ihnen eine gute und professionelle Stimmung im Unternehmen wichtig ist“, sagt Ergin Iyilikci. „Von uns haben sie in dieser Hinsicht oft schon Gutes gehört, nicht zuletzt, dass wir zu ‚Deutschlands Besten Arbeitgebern' gehören.“

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