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© dpa

Unternehmenspleite: Escada stürzt ab

Escada steht für Eleganz, Luxus, Exklusivität. Die Wirtschaftskrise hat dem Unternehmen nun seinen Glanz genommen - Escada stellt Insolvenzantrag. Die Aktie verlor die Hälfte ihres Wertes.

München/Düsseldorf - „Wir gehen gut vorbereitet in die Gespräche mit dem Insolvenzverwalter.“ Vorstandschef Bruno Sälzer versuchte am Mittwoch auf einer Betriebsversammlung des Luxusmodekonzerns Escada in Dornach bei München Optimismus zu verbreiten. Es gebe ja einen Gesamtplan, um das Unternehmen zu sanieren. „Bei dem sind wir in den vergangenen Monaten schon ein ganzes Stück vorangekommen.“ Die Börse traute Sälzers Worten nicht: Die Escada- Aktie verlor auch am Mittwoch dramatisch – gut 54 Prozent auf 0,72 Euro.

Sälzer hatte für eine halbe Stunde die Sitzung mit Vorstand und Aufsichtsrat unterbrochen, um die insgesamt 2300 Angestellten zu informieren, dass am heutigen Donnerstag der Antrag auf Insolvenz „wegen unmittelbar drohender Zahlungsunfähigkeit“ gestellt wird. Denn seit Dienstagnacht ist klar: Der Rettungsplan zur finanziellen Restrukturierung von Escada ist gescheitert. Nur 46 Prozent der Anleger waren bereit, auf einen Großteil der Unternehmensanleihe über 200 Millionen Euro zu verzichten, um die Schuldenlast des Unternehmens zu verringern. 80 Prozent hätten dem Anleihetausch zustimmen müssen. Nur dann waren die Großaktionäre, die Tchibo-Eigner Wolfgang und Michael Herz, bereit, bei der notwendigen Kapitalerhöhung von rund 29 Millionen Euro mitzuziehen. Nur dann wollten auch die Banken die Kreditlinie von 13 Millionen Euro verlängern.

„Wir hatten erwartet, dass eine Quote von 50 Prozent für die Anleihe erreicht wird“, sagte Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe. Er gehörte zu den Analysten, die vom Umtausch abgeraten hatten. Escada-Chef Sälzer bezeichnete die schlechte Umtauschquote als „sehr bedauerlich“. Denn Aktionäre, Banker und Mitarbeiter hätten bereits ihren Teil zur finanziellen Restrukturierung beigetragen. Aber Sälzer, der vor gut einem Jahr als Vorstandschef antrat, gibt offiziell noch nicht auf. Der Vorstand wolle sein Konzept zur Neuausrichtung dem vorläufigen Insolvenzverwalter vorstellen, teilte er mit. Branchenbeobachter gehen jedoch davon aus, dass der selbstbewusste Escada-Chef nicht unter der Regie eines Insolvenzverwalters arbeiten wird. Sälzer sei als Ex-Chef von Hugo Boss gewohnt, das Heft selbst in der Hand zu behalten.

Für die Aktionäre, insbesondere die Großaktionäre, dürfte nicht viel übrig bleiben. „Nach unserer Kalkulation dürften die Aktionäre nach Abschluss des Insolvenzverfahrens nahezu leer ausgehen“, schrieb DZ-Bank-Analyst Christian Douglas in einer Studie. Den Restwert bezifferte er auf 50 Cent pro Aktie. Aktionärsvertreter fordern nun, schnell eine Gläubigerversammlung einzuberufen. Die Gläubiger hätten ein Recht darauf zu erfahren, wie das Konzept zur Neuausrichtung des Escada-Konzerns nach einer Insolvenz aussehen solle, teilte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) in München mit. wt (HB)

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