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Unternehmenspleite: Quelle-Konkurrenz auf Schnäppchenjagd

Für die gesamte Versandhaussparte mit dem Quelle-Kerngeschäft hat sich kein Investor gefunden. Für die Spezialversender des Unternehmens werden sich Käufer finden.

Sämtliche Rettungsbemühungen waren vergeblich: Die Primondo-Gruppe mit dem Universalversender Quelle steht vor dem Aus. Kein Investor wollte die gesamte Versandhaussparte des Mutterkonzerns Arcandor übernehmen, das Geschäft war den Interessenten zu riskant.

Nun hoffen die potenziellen Bieter auf den Einzelverkauf der übrigen Teile von Primondo. Dabei zielen sie vor allem auf die profitablen Spezialversender wie Baby Walz oder Hess Natur sowie den Verkaufssender HSE 24. Auch für das nach wie vor gesunde Auslandsgeschäft von Quelle soll laut Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg der Verkaufsprozess "unverzüglich" eingeleitet werden.

Damit ist auch der große Quelle-Rivale Otto wieder im Spiel. Der Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzern hatte wie viele andere bei der Übernahme der gesamten Versandhaussparte abgewunken. Nun aber ist das Interesse groß: "Für uns könnten Teile des Mittel- und Osteuropageschäfts oder Teile von Spezialversendern in Betracht kommen", sagte Otto-Sprecher Thomas Voigt in Hamburg.

Überdies will man einem Teil der Quelle-Auszubildenden ein Übernahme-Angebot machen. "Wenn wir mobilen Auszubildenden helfen können, dann werden wir das gerne tun." Otto könne aber keine Garantie abgeben und sicherlich nicht alle Auszubildenden von Quelle übernehmen.

Dass Otto finanziell dazu in der Lage ist, dass es dem Unternehmen also so viel besser geht als Quelle, führen Branchenkenner vor allem auf eins zurück: Die Hamburger hätten den Sprung zum E-Commerce weitaus besser geschafft. "Der Versandhandel ist nicht tot", sagte Marco Atzberger vom Forschungsinstitut EHI. "Die Probleme sind hausgemacht. Man hat das Internet nicht stark genug integriert und zu sehr auf den Katalog gesetzt."

Zahlen des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels bestätigen diese Beobachtung. Der Verband erwartet in diesem Jahr ein Umsatzplus von zwei Prozent auf 29,1 Milliarden Euro – mehr als die Hälfte davon werde erstmals online abgewickelt. Diesen Trend hat Quelle offenbar verpasst. Experten hatten dem Fürther Unternehmen von vornherein kaum Überlebenschancen eingeräumt.

Am Montagabend wurde diese Befürchtung für rund 10.500 Mitarbeiter zur bitteren Wahrheit. Insolvenzverwalter Görg ließ mitteilen: "Zur Abwicklung von Quelle Deutschland gibt es keine Alternative mehr". Damit steht das traditionsreiche Versandhaus Quelle vor dem Aus – und der langjährige Insolvenzfachmann Görg ist mit seiner, von Anfang an riskanten Verkaufsstrategie gescheitert. Er wollte die gesamte Primondo-Gruppe an den Mann bringen.

Noch vor dem Wochenende hatte sich Görg optimistisch gezeigt, Quelle bis Ende Oktober – rechtzeitig für die Planungen zum Frühjahr-Sommer-Katalog – zu verkaufen. Doch keiner der Interessenten – darunter auch Finanzinvestoren wie die amerikanische TPG – wollte sich darauf einlassen. Das Risiko erschien ihnen zu groß, auch weil die verunsicherten Kunden seit der Insolvenz des einstigen Mutterkonzerns zögern, bei Quelle zu bestellen. Dieser massive Kundenverlust war nach Worten von Görg auch der wichtigste Grund für das Aus. "Was wir am wenigsten erwartet hatten, war der kontinuierlich sinkende Umsatz." 

Bis zuletzt habe man versucht, die potenziellen Käufer – anfangs waren es noch 32, am Ende nur noch vier – von einer Übernahme zu überzeugen. Dazu gehörte auch, den Preis für Primondo so niedrig wie möglich anzusetzen. Beim Kaufpreis sei man "nicht anspruchsvoll" gewesen, sagte Görg. "Wir haben uns bemüht, so billig wie eben möglich zu verkaufen." Er habe sogar noch etwas draufgelegt: So hätte er auch einen "negativen Kaufpreis akzeptiert" und den Interessenten sogar zugestanden, alle 1450 Quelle-Shops zu schließen, von denen er eigentlich zwei Drittel erhalten wollte. Aber auch das habe die Investoren nicht mehr gelockt.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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