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Unternehmer: Rudolf August Oetker ist tot

Einer der größten deutschen Familienunternehmer der Nachkriegszeit, Rudolf August Oetker, ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 90 Jahren in einer Hamburger Klinik.

Oetker hatte nach dem Zweiten Weltkrieg den Bielefelder Backmittelhersteller Dr. August Oetker KG zu einer weltweit agierenden Unternehmensgruppe mit einem Umsatz von zuletzt mehr als sieben Milliarden Euro ausgebaut.

Die operative Führung des Konzerns hatte er bereits vor 25 Jahren an seinen Sohn August abgegeben. Seit 1981 war er Vorsitzender des Beirates der Unternehmensgruppe.

Der Enkel des Firmengründers und Apothekers August Oetker trat 1941, mit 25 Jahren, als Gründererbe in das Backmittelgeschäft seines Großvaters ein, das damals von Rudolf Augusts Stiefvater Richard Kaselowsky geleitet wurde. Als dieser mit einem Teil der Familie 1944 bei einem Bombenangriff starb, fiel die Alleinverantwortung an den gelernten Bankkaufmann Rudolf August. Oetker stieg unter anderem in das Geschäft mit Tiefgekühltem und Eiscrème ein. Seine Strategie war es, das Risiko auf dem Wege der Diversifikation zu begrenzen und Chancen in anderen Märkten neben der Lebensmittelindustrie zu ergreifen.

Größter deutscher Bierbrauer

Den größten Spartenumsatz macht die Oetker-Gruppe inzwischen nicht mit Pudding, Pizza und Backpulver, sondern auf den Weltmeeren: 43,2 Prozent der Erlöse von 7,029 Milliarden Euro stammten aus dem Reedereigeschäft der Tochter Hamburg Süd. Mit der Übernahme von Brau und Brunnen stieg Oetker zum größten deutschen Bierbrauer (Radeberger, Jever) auf.

Oetker, der zu den reichsten Männern Deutschlands gehörte, hatte acht Kinder aus drei Ehen. Der Kunstliebhaber und Antiquitätensammler schenkte der Stadt Bielefeld die Kunsthalle, außerdem setzte er sich für die Universität der Stadt ein. "Rudolf August Oetker war eine der zentralen Persönlichkeiten bei der Gründung und dem Aufbau der Universität Bielefeld", sagte Rektor Dieter Timmermann. In der Aufbauphase habe er die Hochschule zunächst als Vorsitzender (1966- 1975), dann als Schatzmeister (1976-1986) der Universitätsgesellschaft unterstützt.

Thoben: "Herausragende Persönlichkeit"

Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) sagte, die Wirtschaft des Landes verliere mit Oetker eine "herausragende Persönlichkeit". Oetker habe immer mit hohem Verantwortungsgefühl für die Mitarbeiter des Konzerns gehandelt.

Zum Oetker-Konzern, der mehr als 23.000 Mitarbeiter beschäftigt, gehören auch das Bankhaus Lampe, die Condor-Versicherung, eine Chemiefabrik sowie Luxushotels. Eine weitere Säule des Familienkonzerns ist das Geschäft mit Sekt, Wein und Spirituosen. In der Nahrungsmittelsparte setzt der Mischkonzern nach der Übernahme des Molkereiprodukte-Herstellers Onken auf die Expansion mit Dessert- Produkten. (tso/dpa)

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