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Wetterschaden. Stürme wie das Orkantief Xynthia im vergangenen Jahr sollen bis zum Ende dieses Jahrhunderts um mehr als 50 Prozent zunehmen.Foto: ddp

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Wirtschaft: Unwetter werden teurer

Studie: Vor allem Ostdeutschland ist künftig von Sommerstürmen betroffen

Berlin - Heftige Stürme, Überschwemmungen und Hitzewellen werden Deutschland in Zukunft häufiger verwüsten – und für die Versicherungen ein teures Nachspiel haben. Die Klimaforscher des Potsdamer Instituts für Klimafolgen (PIK) gehen davon aus, dass das Wetter im Laufe des Jahrhunderts noch extremer wird. Zusammen mit Wissenschaftlern der FU Berlin und der Universität Köln haben sie im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eine Klimastudie erstellt, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Das Ergebnis: Sturmschäden werden bis zum Ende dieses Jahrhunderts um mehr als 50 Prozent zunehmen. Die Schäden durch Hochwasser könnten sich sogar verdreifachen.

„Die Folgen des weltweiten Klimawandels hinterlassen auch in Deutschland ihre Spuren“, fasste GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen die Forschungsergebnisse zusammen. Für seine Branche könnten die Auswirkungen des Klimawandels teuer werden. So sollen besonders verheerende Stürme, wie es sie heute nur alle 50 Jahre gibt, zukünftig alle zehn Jahre eintreten. Für die Versicherer bedeutet dies, dass sie bis zum Ende des 21.Jahrhunderts allein für Extremstürme jeweils sieben bis acht Milliarden Euro zahlen müssten. Zum Vergleich: Für die Schäden, die der Orkan Kyrill im Januar 2007 verursacht hatte, zahlten die Versicherer 2,4 Milliarden Euro.

In den Sommermonaten wird künftig nach Aussagen der Studie besonders der generell regenärmere Osten Deutschlands von Sturm und Hagel heimgesucht. Dort werden die durchschnittlichen Schäden in den kommenden 60 Jahren voraussichtlich um mehr als 80 Prozent zunehmen. Im gesamtdeutschen Durchschnitt haben die Forscher eine Zunahme von 61 Prozent ausgerechnet. Von Winterstürmen, deren Schadenswirkung voraussichtlich um rund 16 Prozent steigen wird, dürfte hingegen der Westen Deutschlands stärker betroffen sein, der stärker den Westwinden ausgesetzt ist.

Die größten Unwetterrisiken entstehen für die deutsche Versicherungswirtschaft nach Erkenntnissen der Klimastudie durch Hochwässer an den Ufern der großen Flüsse Deutschlands. „Hochwasserereignisse, die heute alle 50 Jahre wiederkehren und einen Schaden von etwa 750 Millionen Euro verursachen, können in Zukunft mehr als doppelt so teuer werden – und schon bald alle 25 Jahre wiederkehren“, sagte Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung voraus.

Der GDV fordert deshalb, dass zukünftig in von Hochwasser bedrohten Gebieten kein Bauland mehr ausgewiesen werden soll. Auch die Entwässerungssysteme sollten schon heute für künftige Unwetter aufgerüstet werden. Nur so könnte nach Angaben des GDV das Ausmaß der Klimaschäden in Deutschland wenigstens zum Teil noch beeinflusst werden.

„Je größer der CO2-Ausstoß ist, desto schneller wird der Klimawandel in Zukunft voranschreiten und umso extremer werden die Unwetter in Deutschland“, sagte Hoenen. Alle gesellschaftlichen Gruppen seien daher gefordert, aktiv die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Treibhausgas-Emissionen nachhaltig zu senken.

Simon Poelchau

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