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Urteil: 24 Jahre Haft für Ex-Enron-Chef

Der Name Enron ist in den USA längst ein Inbegriff für Missmanagement und skrupellose Bereicherung. Nun wurde der frühere Konzern-Chef Jeffrey Skilling für seine Rolle in der Skandal-Pleite zu mehr als 24 Jahren Haft verurteilt.

Houston - "Verbrechen dieser Größenordnung verdienen eine harte Strafe", sagte Richter Sim Lake bei der Verkündung des Strafmaßes im texanischen Houston. Bereits im Mai hatten zwölf Geschworene den 52-Jährigen des Betrugs, Insiderhandels und der Verschwörung in 19 Fällen für schuldig gesprochen. Während des Prozesses hatte der frühere Starmanager keine Reue gezeigt. Auch nach der Strafmaßverkündung beteuerte Skilling weiter seine Unschuld.

Ingesamt wurde der frühere Chef des Energieriesen Enron zu 292 Monaten Haft verurteilt. Außerdem muss er Privatvermögen im Gesamtwert von rund 45 Millionen Dollar (36 Millionen Euro) abtreten. Maximal hatte ihm eine Haftstrafe von 185 Jahren gedroht. Der Kollaps von Enron im Dezember 2001 ist nach dem späteren Bankrott des Telefonriesen WorldCom die bis heute zweitgrößte Firmenpleite der US-Geschichte. Erst kurz vor dem Zusammenbruch war damals ans Licht gekommen, dass Enron Schulden in Höhe von schätzungsweise 40 Milliarden Dollar in seinen Bilanzen verschleiert hatte. Durch die Pleite verloren Tausende von Beschäftigten ihren Job, und viele zudem ihre in Firmenaktien angelegte Altersversorgung. Hinzu kamen Schäden für Börsenanleger in Milliardenhöhe.

Bereits im Mai waren die Geschworen in Houston zu dem Schluss gekommen, dass Skilling ebenso wie der andere frühere Unternehmenschef Kenneth Lay sich selbst unrechtmäßig bereichert und die Bilanzmanipulationen selbst gesteuert hatte. Skilling und Lay hatten in dem Prozess jede Verantwortung von sich gewiesen und ihren früheren Finanzdirektor Andrew Fastow als den Hauptverantwortlichen darzustellen versucht. Fastow, der sich der Anklage als Kronzeuge zur Verfügung stellte und dafür mit einer relativ milden Haftstrafe von sechs Jahren davon kam, belastete mit seinen Aussagen die beiden früheren Firmenchefs jedoch schwer. Lay starb wenige Wochen nach dem Urteilsspruch vom Mai an einem Herzinfarkt. Seine Verurteilung wurde erst in der vergangenen Woche posthum annulliert, da er nicht mehr die Gelegenheit zu einer Berufung gehabt hatte.

Skilling: "Ich bin unschuldig"

Skilling nahm sein Strafmaß äußerlich ungerührt zur Kenntnis. Auf die Frage von Reportern, warum er nicht durch ein Geständnis eine mildere Strafe zu erreichen versucht habe, entgegnete er, dass er nicht Taten zugeben könne, die er nicht begangen habe: "Ich bin unschuldig." Skilling hatte den Konzern nur sechs Monate lang geleitet und den Posten im August 2001 aus "persönlichen Gründen" abgegeben - kurz bevor die Bilanzmanipulationen ans Licht kamen. Der 52-Jährige befindet sich nun zunächst mit einer elektronischen Fessel unter Hausarrest, bevor er sich zu einem zunächst noch nicht festgesetzten Termin in ein Gefängnis im US-Bundesstaat North Carolina an der Ostküste begeben muss.

Nach der Mega-Pleite war Enron in den USA zum Inbegriff für Missmanagement von Unternehmen und skrupellose Bereicherung von Firmenchefs geworden. Der Fall erregte auch deshalb weltweites Aufsehen, weil der Firmengründer Lay einst ein Förderer von US-Präsident George W. Bush war. Der Skandal war dann einer der Auslöser für strengere gesetzliche Bestimmungen zur Firmenaufsicht in den USA. Ein seit zwei Jahren gültiges Gesetz, der so genannte Sarbanes Oxley Act, sieht unter anderem eine persönliche Verantwortung von Vorstandsvorsitzenden und Aufsichtsräten für Firmenbilanzen vor. (tso/AFP)

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