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Urteil: Nachschlag für T-Online-Aktionäre

Das Landgericht entscheidet, dass der Mutterkonzern knapp 140 Millionen Euro zu wenig an Aktionäre der Telekom-Tochter T-Online gezahlt hat. Insgesamt muss der Konzern rund 200 Millionen Euro zahlen.

Die Deutsche Telekom muss den früheren T-Online-Aktionären einen millionenschweren Nachschlag zahlen. Der Bonner Konzern hatte die Anteilseigener seiner ehemals börsennotierten Internettochter im Jahr 2006 mit 8,22 Euro pro Aktie abgefunden, als Mutter und Tochter verschmolzen worden waren. Das Landgericht Frankfurt verpflichtete den Bonner Konzern nun am Freitag in erster Instanz, für jede der 120 Millionen eingezogenen Aktien von T-Online zusätzlich 1,15 Euro plus Zinsen zu zahlen. Das entspricht knapp 140 Millionen Euro für die Aktien, einschließlich Zinsen und Gebühren ergibt sich eine Gesamtsumme von rund 200 Millionen Euro.

Damit gaben die Richter den Klagen von 60 ehemaligen Aktionären, von Aktionärsvereinigungen und von Anlegerschützern statt. Das Gericht blieb allerdings deutlich unter den zunächst für einen Vergleich vorgesehenen 5,25 Euro pro Aktie. Die Telekom will das Urteil des Landgerichts prüfen und dann gegebenenfalls Rechtsmittel einlegen, sagte ein Sprecher. Aktionärsschützer wollen in jedem Fall Berufung vor dem Oberlandesgericht einlegen. „Das Urteil ist völlig inakzeptabel. Die Abfindung ist viel zu niedrig“, sagte Marco Cabras, Sprecher der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), dem Tagesspiegel.

Das Gericht hielt der Telekom vor, den Verantwortlichen sei bewusst gewesen, dass der Kurs der T-Online-Aktie bei der Bekanntgabe des Verschmelzungstermins von Telekom und T-Online im März 2005 höher gewesen sei als der Preis, der für die Abfindung zugrunde gelegt worden sei.

Für die Aktionäre war der Einstieg bei T-Online ein herbes Verlustgeschäft. Auf dem Höhepunkt der Internet- und New- Economy-Blase hatte die Telekom ihre Tochter im Jahr 2000 an die Börse gebracht, die Aktie kostete damals 27 Euro. Wenige Monate später brach der Neue Markt zusammen. Auch der Kurs der T-Online-Aktie stürzte ab und erholte sich nie wieder. 2006 nahm die Telekom den damals mit 14 Millionen Kunden größten Internetprovider Europas wieder von der Börse und verschmolz ihn mit dem Mutterkonzern. Dafür bot sie den Aktionären von T-Online zunächst 8,99 Euro pro Aktie, später wandelte sie die Offerte in einen Aktientausch um. Für 25 T-Online-Aktien erhielten die Anteilseigner 13 Telekom-Aktien. Dies entsprach 8,22 Euro. Damit hatten die Aktionäre rund zwei Drittel ihres eingesetzten Kapitals verloren. Rolf Obertreis

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