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Wirtschaft: US-Arzneiaufsicht rät zu Vorsicht bei Pfizer-Mittel Celebrex und Bextra nur eingeschränkt verwenden

Berlin - Nach dem Rheumamedikament Vioxx, das der Hersteller Merck mittlerweile vom Markt genommen hat, geraten weitere Präparate der gleichen Wirkstoffklasse wegen gefährlicher Nebenwirkungen immer stärker unter Druck. So empfehlen Aufsichtsbehörden, diese Medikamente nur noch eingeschränkt zu verwenden.

Berlin - Nach dem Rheumamedikament Vioxx, das der Hersteller Merck mittlerweile vom Markt genommen hat, geraten weitere Präparate der gleichen Wirkstoffklasse wegen gefährlicher Nebenwirkungen immer stärker unter Druck. So empfehlen Aufsichtsbehörden, diese Medikamente nur noch eingeschränkt zu verwenden. Und deutsche Anwälte bereiten Klagen gegen mehrere Hersteller vor.

Studien hatten, wie berichtet, bei einigen der so genannten Cox-2-Hemmer ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle aufgezeigt. Jetzt hat die US-Arzneimittelaufsicht (FDA) zu genereller Vorsicht bei der gesamten Wirkstoffgruppe geraten. Zu der Gruppe gehören unter anderem die Medikamente Celebrex und Bextra von Pfizer und Arcoxia von Merck. Die FDA empfiehlt eine Begrenzung des Gebrauchs der Präparate, zum Beispiel auf Patienten mit einem hohen Risiko für Magendarmblutungen. Denn diese profitieren von den Mitteln. Ärzte, die Celebrex oder Bextra verschreiben, sollten aber diesen Nutzen mit den Gefahren für die Patienten abwägen. Die Medikamente könnten „mit einem erhöhten Risiko ernsthafter Herz-Kreislauf-Probleme in Verbindung gebracht werden, wenn sie über einen langen Zeitraum oder in einem risikobehafteten Umfeld (unmittelbar nach einer Herzoperation) eingesetzt werden.“

Die europäische Arzneimittelbehörde Emea in London hat das bereits nach dem Vioxx-Skandal im Oktober aufgenommene Risikobewertungsverfahren für Cox-2-Hemmer nun erheblich beschleunigt und will bereits im Januar die Ergebnisse der Analyse präsentieren.

Gleichzeitig prüfen Anwälte Klagen gegen die Pharmafirmen Merck und Pfizer. Nach rund 1000 Vioxx-Betroffenen, die seine Kanzlei vertrete, hätten sich nun auch viele Patienten gemeldet, die mit dem Pfizer-Pendant Celebrex behandelt worden seien, sagte der Berliner Anwalt Andreas Schulz dem Tagesspiegel. Unter den 1000 möglicherweise Vioxx-Geschädigten seien auch 71 Berliner Patienten. Allerdings gestalte sich die Prüfung möglicher Ansprüche sehr schwierig, sagt der Anwalt. „Die Hersteller wollen jeden einzelnen Fall prüfen, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen den Beschwerden und der Einnahme des Medikaments gibt.“ Das könne sehr lange dauern. Außerdem sei noch nicht entschieden, ob man in den USA eine Sammelklage einreiche oder ob man besser den Instanzenweg in Europa oder Deutschland beschreite. Und schließlich gebe es gegensätzliche Gutachten zu den Cox-2-Hemmern, die die Gefährlichkeit bestätigten und dann wieder andere, die genau das verneinten. „Aber im Januar werden wir etwas tun“, sagt Schulz.

Der US-amerikanische Celebrex-Produzent Pfizer, der wie berichtet, selbst die Studie zu den kardiovaskulären Problemen des Mittels bekannt gemacht hatte, will vor einer abschließenden Bewertung der Celebrex-Risiken zunächst die Ergebnisse zweier Studien auswerten, die für das Medikament positiv ausgefallen seien. „Wir stehen hinter Celebrex“, erklärte die Medizinische Direktorin Gail Cawkwell dem „Spiegel“.

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