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Wirtschaft: US-Banken droht Desaster

Zu Beginn der Bilanzsaison steigt die Nervosität. Chef der Investmentbank Bear Stearns muss gehen

Berlin - In der amerikanischen Finanzbranche wächst vor den entscheidenden Wochen der Bilanzsaison die Nervosität. Die Investmentbank Bear Stearns feuert Medienberichten zufolge ihren Chef, bei der Citigroup droht angeblich die Entlassung von bis zu 33 000 Mitarbeitern, und der Immobilienfinanzierer Countrywide steht Gerüchten zufolge vor der Pleite.

Am Dienstag hat in den USA die Berichtssaison begonnen, ab der nächsten Woche sind die von der Finanzkrise geschüttelten Banken an der Reihe, ihre Bilanzen für das vergangene Jahr offenzulegen. Experten erwarten schlechte Nachrichten. Nachdem bereits im dritten Quartal 2007 die Gewinne in der Branche um knapp 27 Prozent zurückgegangen waren, dürfte es im vierten Quartal noch deutlich schlimmer gekommen sein: Von Einbrüchen um mehr als 60 Prozent ist die Rede.

Besonders hart dürfte es die größte amerikanische Bank Citigroup treffen, die mit am schwersten unter den Folgen der Immobilienkrise in den USA leidet. Das Bankhaus hat sich offenbar massiv mit schlecht besicherten Hypotheken verspekuliert. Für das vierte Quartal kündigte das Unternehmen an, unter Umständen Abschreibungen in Höhe von elf Milliarden Euro vornehmen zu müssen.

Laut dem Fernsehsender CNBC sollen bis zu 33 000 der insgesamt 330 000 Mitarbeiter ihre Jobs verlieren. Die Citigroup bestätigt diese Zahlen zwar nicht. Dass ein Jobabbau ansteht, ist aber kein Geheimnis: „Effizientere Kostenstrukturen“, nennt dies ein Banksprecher.

Die Citigroup hatte ihren Chef Charles Prince bereits im Herbst gefeuert, auch bei der Investmentbank Merrill Lynch und der Schweizer UBS mussten die Vorstandsvorsitzenden gehen. Nun trifft es offenbar auch James Cayne, den Chef der Investmentbank Bear Stearns. Laut US-Medienberichten muss der 73-Jährige sein Amt aufgeben, darf aber Chef des Verwaltungsrats bleiben. Nachfolger an der Spitze der Bank solle der 57-jährige Alan Schwartz werden, ein Topmanager aus dem eigenen Haus.

Bear Stearns hatte bereits Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr veröffentlicht, das am 30. November endete. Im vierten Quartal musste die Bank wegen der Hypothekenkrise den ersten Verlust ihrer Geschichte verbuchen. Cayne wurde vorgeworfen, sich zu wenig um das Geschäft zu kümmern. US-Medien berichteten, er habe inmitten der Krise seine Zeit mit Golfspielen verbracht.

Schlechte Nachrichten kamen am Dienstag auch vom größten US-Immobilienfinanzierer Countrywide. Gerüchten zufolge muss das Unternehmen Insolvenz beantragen. Die Aktie stürzte zeitweise um mehr als 30Prozent ab. Ein Sprecher dementierte die angebliche Pleite.

Experten erwarten weitere Hiobsbotschaften für die US-Wirtschaft: Eric Rosengren, Regionalpräsident der Notenbank Federal Reserve in Boston, warnte gestern, der Immobilienmarkt steuere auf seinen schwersten Einbruch seit 50 Jahren zu. Frühere Abstürze im Hypothekensektor seien mit einer sehr schweren Zeit für die Wirtschaft zusammengefallen.

Stefan Kaiser

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