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Wirtschaft: US-Firmen kritisieren Heuschrecken-Debatte

Treffen mit dem Kanzler soll die Wogen glätten

Berlin – Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) empfängt am heutigen Mittwochabend 15 TopManager der Deutschland-Töchter von US-Unternehmen. Dabei geht es vor allem um die Kapitalismus-Kritik der SPD. Von Schröder erhoffe man sich, „dass die Emotionalität aus der Debatte genommen wird“, sagte Dirk Müller, Geschäftsführer der Amerikanischen Handelskammer. Auch der Reifenhersteller Goodyear Dunlop, dessen Group Managing Director Gerhard Grünenwald teilnimmt, fordert eine sachlichere Debatte. „Uns liegt an guten Beziehungen zu Deutschland und guten Bedingungen für Investitionen“, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. „Die Heuschreckendebatte war dabei sicher wenig hilfreich.“

Unter den Teilnehmern sind Carl-Peter Forster, Europa-Chef des Opel-Mutterkonzerns General Motors, sowie die Deutschland-Chefs von Hewlett-Packard, IBM, General Electric und Pfizer. Geplant ist ein mehrgängiges Abendessen.

Auch wenn die US-Unternehmen in wirtschaftspolitischen Standortdebatten traditionell eine moderate Tonlage pflegen, verhehlen sie ihre Sorgen nicht. „Wir können bisher nicht behaupten, dass wegen der Kapitalismusdebatte Investoren wegbleiben“, sagte Müller. „Sie belastet aber schon das Image.“ In diesem Sinne hatte sich bereits im April Lufthansa-Aufsichtsratschef Jürgen Weber sehr deutlich zu Wort gemeldet: Weber, der als Beauftragter der Bundesagentur „Invest in Germany“ für den deutschen Standort wirbt, hatte indirekt mit Rücktritt gedroht. Weber nimmt teil, ebenso Daimler-Chrysler-Manager Klaus Mangold, ebenfalls Beauftragter der Agentur.

Zwar erwarten die Manager nicht, dass Schröder SPD-Chef Franz Müntefering – er verglich internationale Investoren mit Heuschrecken – zurechtweist. Man erhoffe sich aber Signale, dass Schröder keinen Kurswechsel in der Reformpolitik zulasse. „Auch in Wahlkampfzeiten gilt: Arbeitsplätze entstehen nur durch geeignete Rahmenbedingungen für Investitionen“, sagte Müller. Dass die Manager durch den möglicherweise bevorstehenden Regierungswechsel das Interesse an der Runde mit dem Kanzler verlieren könnten, habe die Kammer nicht festgestellt.

Dabei geht es auch um die Vorbereitung der für Ende Juni geplanten Reise Schröders in die USA, bei der er US-Präsident George W. Bush trifft und vor der US-Handelskammer spricht.pet/dc/HB

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