zum Hauptinhalt

US-IMMOBILIENKRISE Die Finanzmärkte bleiben nervös: Frisches Geld soll beruhigen

Zentralbanken stellen wieder günstige Kredite zur Verfügung / Goldman Sachs muss Hedgefonds stützen

Berlin/Frankfurt am Main - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Montag erneut frisches Geld auf den Finanzmarkt gepumpt, um die Auswirkungen der US-Immobilienkrise zu mildern. Den Banken seien Kredite in Höhe von 47,5 Milliarden Euro zu günstigen Konditionen angeboten worden, teilte die EZB in Frankfurt am Main mit. Das war deutlich weniger als in den vergangenen Tagen. Beobachter werteten dies als Zeichen dafür, dass sich die Lage entspannt.

Am Donnerstag und Freitag hatte die EZB den Geschäftsbanken rund 155 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um den Mangel auf dem Geldmarkt auszugleichen. Die Interventionen zeigten Wirkung: Die Zinsen, zu denen sich die Banken gegenseitig Geld leihen, sanken am Montag deutlich. Auch die Lage am Aktienmarkt beruhigte sich nach den deutlichen Verlusten der vergangenen Wochen. Der Dax stieg um 1,8 Prozent auf 7474 Punkte. Unter den Gewinnern waren auch Finanzwerte, deren Kurs noch in der vergangenen Woche abgestürzt war.

Auslöser der Turbulenzen war die steigende Zahl von Hausbesitzern in den USA mit geringem Einkommen, die ihre Immobilienkredite nicht mehr zurückzahlen können. Banken und Fonds weltweit hatten mit diesen Hypotheken gehandelt. Noch immer ist unklar, welche Banken wie stark in die Krise verstrickt sind. Erst am Wochenende hatte der US-Immobilienfinanzierer Home Banc Insolvenz angemeldet. Gläubiger der Home Banc waren auch die Deutsche Bank und die Commerzbank. Die Deutsche Bank wollte sich nicht äußern. Die Commerzbank ist nach Angaben eines Sprechers über ihre New Yorker Filiale in die Home-Banc-Pleite involviert. Vorstandsmitglied Bernd Knobloch sagte, die Bank habe dem US-Unternehmen Kredite in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe gewährt. Die Kredite seien komplett abgesichert, sagte Knobloch bei der Präsentation der Halbjahreszahlen der Commerzbanktochter Eurohypo in Frankfurt. Insgesamt ist die Commerzbank nach eigenen Angaben mit rund 1,2 Milliarden Euro im US-Hypothekenmarkt investiert.

Die Postbank ist mit zwei Fonds mit einem Gesamtvolumen von 600 Millionen Euro am US-Kreditmarkt engagiert. Die beiden Fonds hatte der Mittelstandsfinanzierer IKB für die Postbank aufgelegt. Nachdem die IKB in Schieflage geraten war, hatte die Postbank die Anlagen in den Fonds selbst übernommen. Ein Postbank-Sprecher sagte, es gehe um ein ganzes Bündel von Krediten – von Privatkundenkrediten für Wohnungseinrichtungen bis hin zu Hypotheken. Die Immobilienkredite machten aber nur insgesamt 200 Millionen Euro aus. „Wir sind von der Qualität der Papiere überzeugt.“

Die US-Investmentbank räumte am Montag schwere Verluste bei mehreren ihrer Hedgefonds ein. Neben den bereits weitgehend bekannten Fonds Global Alpha und North American Equity Opportunities benannte Goldman Sachs am Montag einen dritten Hedge Fonds, der in Schwierigkeiten steckt. Global Equity Opportunities (GEO) sei seit Anfang des Jahres um mehr als 30 Prozent abgesackt, erklärte Goldman-Finanzchef David Viniar. Zusammen mit anderen Investoren stützte die Bank den GEO-Hedgefonds mit einer Finanzspritze von drei Milliarden Dollar (etwa 2,2 Milliarden Euro).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false